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Verzweiflung bei Red Bull: "Situation ist sehr kritisch"

Verzweiflung bei Red Bull:

Sportlich ist alles beim Alten.

Mercedes steht in Suzuka wieder ganz oben am Treppchen, dahinter darf Sebastian Vettel über seinen zehnten Podestplatz der Saison jubeln.

Abseits der Strecke ist die Spannung wesentlich größer. Im Fokus stehen Red Bull Racing und McLaren-Honda.

Die Suche des früheren Weltmeisterteams nach einem Motoren-Partner wird immer schwieriger (siehe unten). Das Ausstiegsszenario scheint derzeit realistischer denn je - so macht es zumindest in Anbetracht der Aussagen der Verantwortlichen den Anschein.

An einen Ausstieg denkt Honda zwar nicht, aber man muss sich nach der Pleite auf der Heimstrecke wieder einiges anhören. Diesmal sogar laut und deutlich von Star-Fahrer Fernando Alonso via Teamradio. Teamchef Ron Dennis will und wird wohl dennoch an beiden Fahrern festhalten. Nur wollen die auch?

Die Themen nach dem GP von Japan:

Am Start war die Sache entschieden

THEMA START: Rosberg zieht zurück

Die wichtigste Szene des Rennens gleich zu Beginn: Rosberg kommt aufgrund von durchdrehenden Rädern nicht optimal weg und biegt neben Hamilton in die erste Kurve ein. Bevor es richtig heikel wird, lässt der Deutsche seinen Teamkollegen passieren. "Lewis hatte den besseren Start, man muss fairerweise sagen, dass er in Kurve zwei innen war und vorbei. Ich musste im Duell in Kurve zwei zurückstecken. Es war sehr eng, ich musste ausweichen, sonst hätte es eine Kollision gegeben", meint der WM-Zweite. Rosberg fällt danach noch weiter zurück und muss sich - unter anderem durch ein starkes Manöver gegen Valtteri Bottas - mühsam zurückkämpfen. Hamilton siegt problemlos, hat nun einen WM-Vorsprung von 48 Punkten und zieht mit dem 41. Rennsieg mit Ayrton Senna gleich. Und das auf jener Strecke, wo der Brasilianer all seine drei WM-Titel fixieren konnte: "Als Kind habe ich davon geträumt, etwas Ähnliches wie Ayrton zu erreichen. Aber ich sage immer wieder, dass er noch viel mehr gewonnen hätte, wenn er die Möglichkeit dazu gehabt hätte."

Red Bull: Ohne Spitzenmotor keine Formel 1

THEMA MOTOR: Keine Lösung in Sicht

Die Lage ist ernst. Mercedes will nicht und bei Ferrari mehren sich ebenfalls die Stimmen gegen eine Zusammenarbeit mit dem vierfachen Weltmeisterteam. Laut "auto-motor-und-sport.de" sprechen sich Teamchef Maurizio Arrivabene, Technikchef James Allison und Ex-Bulle Sebastian Vettel gegen den Motoren-Deal aus. Dass am Wochenende in Suzuka die Tür der Silberpfeile wieder aufgegangen ist, wie mancherorts vermutet, stimmt nicht. Teamchef Toto Wolff untermauert seinen Standpunkt, dass man kein Interesse daran habe, einen WM-Konkurrenten auszurüsten. Die Stimmung beim Rennstall aus Milton Keynes ist - nicht nur wegen des punktelosen Grand Prix - im Keller. "Die Situation ist sehr kritisch", sagt Teamboss Christian Horner. Das letzte Angebot der Scuderia sieht einen 2015er-Motor mit Upgrades vor. Keine akzeptable Lösung für Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz: "Die Position von Dietrich ist glasklar. Er will einen Firstclass-Motor haben", so Horner. Die Situation wirkt verfahren, das Ausstiegs-Szenario rückt dadurch näher. "Die Überlegungen, auszusteigen werden immer konkreter", sagt Motorsportberater Helmut Marko. Der 72-Jährige spricht davon, dass ein böses Spiel mit dem Team gespielt werde. Eine Aussage, die Niki Lauda in Rage bringt: "Die haben sich selbst in diese Situation gebracht, dass sie jetzt als Letzter um einen Motor betteln müssen." Je länger keine Entscheidung fällt, umso wahrscheinlicher wird ein Ausstieg. Die Uhr tickt. Gegen Red Bull.

Mit Alonso gehen die Nerven durch

THEMA "PEINLICH": Alonso-Aufreger im Honda-Land

Fernando Alonsos Geduldsfaden ist endgültig gerissen. Der Spanier hat während des Rennens die Schnauze voll und lässt auf der Honda-Strecke in Suzuka seinem Unmut über den Motor freien Lauf: "Ich werde auf der Geraden wie ein GP2-Auto überholt. Das ist peinlich, sehr peinlich", jammert der zweifache Champion am Teamradio. Einige Zeit später folgt noch ein: "GP2-Motor! GP2! Aaaargh!" Es sind Emotionen, die verdeutlichen, wie verzweifelt der Routinier mittlerweile bei McLaren-Honda ist. Nach außen hin versucht der Rennstall immer wieder auf "Heile Welt" zu machen. Irgendwann geht auch das nicht mehr. Von SkyF1-Experte und Ex-Pilot Johnny Herbert erntet Alonso für diese Ausraster herbe Kritik: "Das sind dumme Ansagen, die er da macht. Sein Verhalten ist unmöglich. Ja, die Situation ist hart und frustrierend. Aber man muss darüber hinter verschlossenen Türen reden und nicht über den Teamfunk - noch dazu im Land von Honda." Teamchef Ron Dennis war erwartungsgemäß nicht erfreut: "Ich glaube nicht, dass er diese Kommentare machen muss. Das war alles andere als konstruktiv."

 
Fernando Alonso Team Radio

 

Posted by Loosewheelnut on Sunday, September 27, 2015

Button hat Vertrag, also bleibt er - sagt Dennis

THEMA ZUKUNFT: Dennis' Machtwort und Laudas Beitrag

Die sportliche Misere ließ zuletzt darauf schließen, dass Jenson Button sich mit Ende des Jahres aus der Formel 1 zurückzieht. Der Brite selbst hält sich zu diesem Thema bedeckt, ganz anders verhält sich sein Teamchef. "Wir hatten die Option, Jensons Vertrag zu beenden. Ich habe ihm in dieser Woche aber gesagt, dass das nicht passieren wird und er war froh darüber", erklärt Dennis. Klingt eindeutig. Auch der frustrierte Alonso - der bei seinem Antritt einen Dreijahresvertrag unterschrieben hat - soll gehalten werden. "Jeder hängt sich an jeder Aussage auf. Was ist einfacher als die Tasache, dass alle Verträge haben?", meint Dennis. Gerade in der Formel 1 sind diese aber oft nicht einmal so viel wert wie das Papier, auf dem sie gedruckt sind. McLaren-Geschäftsführer Jonathan Neale meint noch am Freitag: "Wenn ein Pilot nicht im Cockpit sitzen möchte, dann müssen wir das akzeptieren." Völlige Klarheit sieht anders aus. Mercedes-Aufsichtsratschef Niki Lauda hat sich in das Thema ebenfalls eingemischt und für Unmut bei Button gesorgt, als er seinen Verbleib verkündet. Der Österreicher versucht, die Situation bei "SkySportsF1" zu beruhigen: "Ich wollte nur dabei helfen, Jenson in der Formel 1 zu halten und habe gesagt, dass er der letzte Gentleman in diesem Sport ist." Lauda glaubt, dass Dennis alles dafür tun wird, um seine beiden Fahrer zu halten: "Ich kenne Ron schon lange und er ist clever genug, um alles zusammen zu halten. Sonst muss er mit irgendeinem Jungen einen Honda-Motor entwickeln."

 

Andreas Terler