news

Tops und Flops des Saisonauftakts in Melbourne

Tops und Flops des Saisonauftakts in Melbourne

Nicht nur der Triumph der beiden Mercedes-Piloten stand beim Saison-Auftakt der Formel 1 in Melbourne im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Der Titel "Überraschung des Tages" geht mit Sicherheit an Sauber, dazu gab es ein Top-Debüt in Rot inklusive jeder Menge Lob.

Gar nicht gut lief es hingegen für Red Bull Racing und auch Lotus legte eine klassischen Fehlstart hin.

Die Tops und Flops des Grand Prix von Australien:

SAUBERS REKORD-TURNAROUND

Selten machte der Schweizer Rennstall seinem Namen so wenig Ehre wie zu Beginn dieses Wochenendes. Das Vertrags-Chaos rund um Giedo van der Garde war an Skurrilität und Peinlichkeit kaum zu überbieten - und das letzte Wort ist dabei auch noch lange nicht gesprochen. Wie man aber die sportliche Antwort gegeben hat, ist bewundernswert. Schon bei den Tests hat man erahnen können, dass der Pfeil nach der punktelosen Vorsaison wieder nach oben zeigt. Aber die große Frage lautete: Haben es die unerfahrenen Felipe Nasr und Marcus Ericsson auch im Rennen drauf? Sie haben es drauf! Mit den Plätzen fünf und acht fuhren beide souverän in die Punkteränge. Noch nie startete Sauber so gut in eine Saison. Noch nie holte man in einem Rennen so viele Punkte. "Ich bin noch etwas aus der Fassung", war Teamchefin Monisha Kaltenborn nach persönlich schweren Stunden sichtlich gerührt. Besonders Nasr - nunmehr der erfolgreichste F1-Debütant Brasiliens (!) - vermochte zu beeindrucken. Immerhin war er zum ersten Mal in seiner Karriere im Albert Park unterwegs und hatte durch das Verpassen des 1. Trainings deutlich weniger Zeit, um sich an die Strecke zu gewöhnen. Für Ericsson waren es die ersten Zähler seiner Karriere, außerdem ist er der erste Schwede seit 1989, der in die Punkte fuhr. Zurückzuführen ist das unter anderem auf einen starken und zuverlässigen Antrieb. "Ferrari hat einen Riesenschritt gemacht", dankt Kaltenborn dem Motoren-Partner.

RED BULLS SCHRITT ZURÜCK

Der RB11 ist weder schnell noch zuverlässig. Das ist Realität. Musste bei Daniel Ricciardo schon am Freitag der Antrieb getauscht werden, rollte Daniil Kvyat in der Aufwärmrunde mit Getriebeproblemen aus. Der Lokalmatador betrieb mit Platz sechs Schadensbegrenzung, wurde aber, so wie fünf andere Kollegen, überrundet. Wann das zuletzt passiert ist, ohne dass der Technik-Teufel oder andere Umstände daran schuld waren? "Ich weiß es nicht", meinte Motorsport-Chef Helmut Marko. Besonders kurios: War man im Vorjahr in der Vorbereitung erschreckend schwach, so fuhr Ricciardo - zumindest bis zu seiner Disqualifikation - in Melbourne auf das Podest. "Der Winter war diesmal viel besser als im Vorjahr, aber bei der Pace fehlen uns zwei bis zweieinhalb Sekunden", konnte es der Australier nicht fassen. Nur am Renault-Antrieb alleine dürfte es nicht liegen, obwohl dieser Schuld am Aus Kvyats war. "Bei Daniil ist der fünfte Gang gebrochen. Es könnte an den Vibrationen vom Motor gelegen haben", erklärt Teamchef Christian Horner. Thierry Salvi, Verantwortlicher bei Renault, machte kein Hehl aus den Problemen: "Wir sind genauso enttäuscht wie jeder andere, aber entschlossen, die Probleme in Malaysia zu beheben."

VETTEL BESSER ALS SCHUMI

"Platz drei sollte unser Ziel sein", meinte Sebastian Vettel nach dem Qualifying. Gesagt getan. Der Neo-Ferrari-Pilot erwischte zwar keinen idealen Start, setzte sich aber auf die Distanz gegen Felipe Massa im Williams durch. "Wir haben ein wunderbares Auto", fand der vierfache Weltmeister gleich nach dem ersten Rennen Worte, die man im Vorjahr von ihm kein einziges Mal gehört hat. Vettel gibt zwar nicht viel auf Ferrari-Vergleiche mit Michael Schumacher, den ersten hat er aber für sich entschieden. Der Kerpener startete zwar in seinem ersten Rennen für die Scuderia ebenfalls von Platz vier, schied aber aus. Auf die 72 Siege, die Schumacher zum erfolgreichsten Piloten der Italiener machten, fehlt aber noch einiges. "Michael war ein Held in Rot", sagt Vettel und bedauert, "dass er nicht hier sein kann". Mit dem Titel "Best of the Rest" will sich Vettel nicht zufrieden geben, weiß aber, dass man Geduld aufbringen muss, bis man Mercedes entscheidend gefährlich werden kann: "Wir versuchen es, wenn es denn geht, noch dieses Jahr. Aber das kann auch Jahre dauern." Die Konkurrenz ist jedenfalls gewarnt. "Eine super Leistung. Sie sind zurück", lobte Niki Lauda. Sky-Experte Marc Surer strich die individuelle Klasse des Deutschen hervor: "Er ist wieder der alte Vettel, der nichts falsch macht."

PIT-STOP-PANNEN

Ein mehr als ärgerlicher Auftakt war es für die eine oder andere Boxen-Crew. Am schlimmsten erwischte es Kimi Räikkönen. Nach einem ohnehin problematischen Start, bei dem der Finne mit Felipe Nasr und Carlos Sainz jr. kollidierte, endete der zweite Stopp des Ferrari-Piloten in einer Katstrophe. Das linke Hinterrad wurde aufgrund einer schadhaften Radmutter nicht ordnungsgemäß befestigt, wodurch sich der Reifen lockerte und Räikkönen aufgeben musste. Teamchef Maurizio Arrivabene zeigte sich natürlich verärgert, attestierte Räikkönen aber eine gute Leistung bis zu seinem Aus: "Dazwischen hat er wirklich alles rausgeholt." Zumindest hatte der Fehler keine Folgen für Ferrari, nachdem zwischendurch eine Rückversetzung in Malaysia aufgrund einer "Unsafe Release" im Raum stand. Sainz jr. war bis Runde 24 ebenfalls gut unterwegs, stand benötigte aber fast 56 Sekunden für den Stopp und damit doppelt so lange wie alle anderen. Danach konnte er aber immerhin noch Rang neun und damit erste Punkte beim Debüt nach Hause fahren.

HAMILTONS SOUVERÄNITÄT

Die silberne Dominanz ist zwar vielen ein Dorn im Auge, aber die Art und Weise, wie der Champion nicht nur die anderen Rennställe, sondern auch Teamkollege Nico Rosberg auf Distanz halten konnte, sprach für sich. Zu Beginn stürmte der Brite auf und davon und hielt danach seinen Vorsprung konstant zwischen 2,5 und 4 Sekunden. Er hätte auch noch deutlich schneller sein können, gab er zum Leidwesen der Konkurrenz zu: "Wenn du einmal einen Zwei-Sekunden-Vorsprung hast, dann versuchst du ihn zu verwalten. Es war nicht nötig, noch mehr Gas zu geben", erklärte der Doppel-Weltmeister. Die Angriffe von Rosberg wehrte er mit Leichtigkeit ab: "Jedes Mal, wenn Nico Tempo machte, konnte ich darauf reagieren." Von fehlendem Erfolgshunger, wie Rosberg ihn nach Hamiltons Triumph im Vorjahr vermutet hatte, ist nichts zu sehen: "Es beginnt jetzt zwar alles wieder von vorn, dennoch hoffe ich, die Energie vom Titelgewinn 2014 lässt sich auf das Jahr 2015 zu übertragen. Ich habe nämlich das Gefühl, in diesem Jahr einen steileren Berg bezwingen zu müssen, und dass ich noch einiges mehr mitbringen muss, um ihn zu überwinden."

LOTUS' BLITZ-ENDE

Die Hoffnung auf eine Wiederauferstehung war groß. Mit den Startplätzen neun und zehn wollte der Neo-Mercedes-Kunde nach einem Horror-Jahr zurück in die Erfolgsspur. Doch binnen weniger Minuten war das Rennen für beide Piloten vorbei. Als Folge einer Kettenreaktion erwischte es zunächst Pastor Maldonado. Der Venezolaner schlug - ausnahmsweise völlig unschuldig - in die Mauer ein und löste eine Safety-Car-Phase aus. Während dieser fuhr Romain Grosjean an die Box und wurde überraschenderweise in die Garage gerollt. "Wir haben in der Einführungsrunde Power verloren und wissen nicht warum", erklärte der Franzose sein plötzliches Rennende. Dabei war der schwarze Renner bei den Tests wieder ziemlich zuverlässig unterwegs. "Manchmal zeigen sich gewisse Probleme nicht, bis die Saison angefangen hat", meinte Nick Chester, der Technische Direktor. Die Hoffnung auf Besserung in Malaysia lebt dennoch: "Wir fahren mit einer Menge Daten zurück in die Fabrik und wissen, dass wir schnnell sind. Ich freue mich auf das nächste Rennen", so Maldonado.