Lewis Hamilton hat sich in nur fünf Jahren in der Formel 1 viele Feinde gemacht. Der Brite, der auf der Strecke einen Kampfgeist wie kein anderer an den Tag legt, schießt bei seinen Fights nur allzu oft übers Ziel hinaus.
"Er versteht es einfach nicht. Er versucht immer, den Superman zu spielen", hatte Felipe Massa nach einem Zusammenstoß mit dem Weltmeister von 2008 beim Singapur-GP geätzt.
Rempeleien, Kollisionen und jede Menge Karbon-Schrott pflastern Hamiltons Weg. Bei der Rennleitung muss er so oft vorsprechen wie kein anderer Pilot im gesamten Starterfeld.
Auf der Watchlist der Stewards
Die aktuelle Saisonwertung von selbst verschuldeten Strafen führt Hamilton wieder einmal an (siehe Tabelle unterhalb).
Dabei ist sein Sündenregister 2011 sogar noch länger: Ganze zwölf Mal beschäftigten Vorfälle, in die der Brite involviert war, in der laufenden Saison die FIA-Offiziellen (siehe Tabelle unterhalb).
Monte Carlo als Tiefpunkt
Zu den Strafen in Sepang, Monte Carlo (gleich zwei in einem Rennen!), Budapest, Singapur und Neu Delhi gesellten sich Verwarnungen in Barcelona und Spa-Francorchamps (nach einem Scharmützel mit Pastor Maldonado im Qualifying) sowie die Streichung der schnellsten Q3-Zeit beim Monaco-GP nach dem Cutten einer Schikane.
Fahrer | Strafen | Art der Strafen | |
---|---|---|---|
1. | Lewis Hamilton | 6 | 3 x Drive Through, 2 x Zeitstrafe, 1 x Rückversetzung |
2. | Sergio Perez | 5 | 4 x Drive Through, 1 x Rückversetzung |
3. | Pastor Maldonado | 4 | 3 x Drive Through, 1 x Rückversetzung |
Die von ihm verschuldeten Kollision mit Teamkollegen Jenson Button (bei der Hamilton ausfiel) und der Zwist mit Massa in Suzuka wurden von den Stewards als Rennunfälle gewertet, zuletzt in Neu Delhi wurde Ferraris Brasilianer für die neuerliche Kollision zwischen den beiden Streithähnen (heuer Berührungen in fünf Rennen!) bestraft.
Mangels guter Resultate (nur ein Podestplatz in den letzten sieben Rennen) gibt sich Hamilton zunehmend reumütiger. Mittlerweile sogar schon so reumütig, dass sich Teamchef Martin Whitmarsh wieder eine etwas breitere Brust bei seinem Schützling wünscht.
"Mit sich selbst zu hart"
"Ich habe ihm schon oft gesagt: 'Entschuldige dich nicht ständig. Du bist Rennfahrer. Wenn du einen Fehler machst, dann akzeptier das einfach, lerne daraus und mach weiter'. Er geht zu hart mit sich selbst ins Gericht", erklärte der McLaren-Boss zuletzt.
Sieht man sich seine "Vorstrafen" bei der Rennleitung (siehe Tabelle unterhalb) an, scheint es wenig vewunderlich, dass Hamilton immer leiser wird.
Strecke | Gegner | Vergehen | Strafe | |
---|---|---|---|---|
Sepang | GP | Alonso | Mehrfach-Kreuzen der Linie | Zeitstrafe |
Barcelona | GP | - | Sektor-Bestzeit unter Gelb | Verwarnung |
Monte Carlo | Q3 | - | Schikane abgekürzt | Rundenzeit gestrichen |
GP | Massa | Kollision | Durchfahrtsstrafe | |
GP | Maldonado | Kollision | Zeitstrafe | |
Montreal | GP | Button | Kollision | keine |
Budapest | GP | Di Resta | Abdrängen eines Gegners | Durchfahrtsstrafe |
Spa | Q2 | Maldonado | leichte Kollision | Verwarnung |
Singapur | GP | Massa | Kollision | Durchfahrtsstrafe |
Suzuka | GP | Massa | Kollision | keine |
Neu Delhi | TR | - | Gelbe Flagge ignoriert | Rückversetzung (-3) |
GP | Massa | Kollision | keine |
Der 26-Jährige ist Dauergast in den Anhörungsräumlichkeiten der FIA: Für die legendäre Kollision mit Kimi Räikkönen in Montreal 2008, als Hamilton dem vor einer roten Ampel in der Boxengasse parkenden Finnen ins Heck knallte, musste er jede Menge Kritik und die härteste Rückversetzungs-Strafe seiner Karriere einstecken.
In Spa-Francorchamps kostete ihn im selben Jahr eine nachträgliche Zeitstrafe (die wegen unklarer Regellage damals heiß diskutiert wurde) sogar den Sieg und in der Endabrechnung beinahe den WM-Titel.
"Lie-Gate" als Sargnagel fürs Image
In Melbourne wurde er in der darauffolgenden Saison wegen eines kuriosen Vorfalls mit Jarno Trulli sogar disqualifiziert. Hinter dem Safety Car war Hamilton damals am ausgerittenen Lotus-Italiener vorbeigegangen. Vor der Rennleitung hatte er danach - vermutlich auf Anraten seines Teams - behauptet, über Boxenfunk keinen Befehl bekommen zu haben, Trulli wieder vorbei zu lassen.
Diese damals als "Lie-Gate" bezeichnete Affäre kostete Sportdirektor Dave Ryan kurz darauf seinen Job, als Boxenfunk-Aufzeichnungen Hamiltons Aussagen als falsch entlarvten. Sein Ruf als "Bad Boy" war spätestens zu diesem Zeitpunkt einzementiert.
Mit voller Härte
Im Vorjahr kam er in vier strittigen Situationen gerade noch mit einer Verwarnung davon, heuer traf den Briten wieder die volle Härte der Stewards.
Der Weltmeister von 2008 hört sich momentan an wie ein unsicherer Rookie: "Ich kann mich verbessern und daran arbeite ich im Hinblick auf die kommende Saison." Immerhin hat Hamilton schon den ersten guten Vorsatz für die nächste Saison: "Es ist mein großes Ziel, dem Büro der Rennkommissare fern zu bleiben."
Ob Einsicht auch bei Hamilton der erste Weg zur Besserung ist?
Michael Höller
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Jahr | Strecke | Gegner | Vergehen | Strafe | |
---|---|---|---|---|---|
2007 | Sao Paulo | TR | - | zu viele Regenreifen verwendet | Reifen-Abzug, Geldstrafe |
2008 | Sepang | Q2 | Heidfeld | Gegner blockiert | Rückversetzung (-5) |
Valencia | - | - | zu spät zu PK erschienen | Geldstrafe | |
Montreal | GP | Räikkönen | Kollision | Rückversetzung (-10) | |
Magny-Cours | GP | - | Schikane abgekürzt | Durchfahrtsstrafe | |
Spa | GP | Räikkönen | Regelwidriges Überholen | Zeitstrafe (Kostete Sieg) | |
Fuji | GP | Räikkönen | Abdrängen eines Gegners | Durchfahrtsstrafe | |
2009 | Melbourne | GP | Trulli | Überholen unter Safety Car | Disqualifikation |
Sepang | TR | - | Speeding in der Boxengasse | Geldstrafe | |
Monza | TR | - | Speeding in der Boxengasse | Geldstrafe | |
2010 | Sepang | GP | Petrov | Mehrfach-Kreuzen der Linie | Verwarnung |
Shanghai | GP | Vettel | Gefährliches Fahren | Verwarnung | |
Montreal | Q3 | - | Auto ohne Defekt abgestellt | Geldstrafe, Verwarnung | |
Valencia | GP | - | Safety Car überholt | Durchfahrtsstrafe | |
Abu Dhabi | GP | - | Pit Lane Exit gekreuzt | Verwarnung |