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Bianchi-Schicksal eint die die Formel-1-Familie

Bianchi-Schicksal eint die die Formel-1-Familie

In den schwersten Stunden von Jules Bianchi und dessen leidgeprüfter Familie zeigt sich die Formel 1 vereint.

Wie nach dem Skiunfall von Rekordweltmeister Michael Schumacher, der sich dabei ebenfalls schwere Kopfverletzungen zugezogen hatte, reißt die Anteilnahme nicht ab.

"Betet für Jules", schrieb WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton bei Facebook. "ForzaJules", titelte Ferrari auf seiner Homepage.

Großonkel Lucien starb 1969

Der 25-Jährige Bianchi kämpft im Krankenhaus von Yokkaichi in Japan weiter um sein Leben. Montagnacht sind nach 25-stündiger Reise auch seine Eltern dort eingetroffen. Es ist nicht das erste Mal, dass die motorsportverrückten Bianchis durch ihre Leidenschaft an die Grenzen des Erträglichen stoßen. Jules' Großonkel Lucien starb 1969 bei Testfahrten in Le Mans, er war zuvor 17 Mal auch in der Formel 1 gestartet.

Ein Jahr vor Lucien Bianchis tödlichem Unfall war Jules Bianchis Großvater Mauro beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans nur knapp dem Tod entkommen. Er hatte sich schwere Brandverletzungen zugezogen, Lucien gewann das Rennen. Als dieser im Jahr darauf mit nur 34 Jahren auf dem Kurs in Frankreich verunglückte, beendete auch Mauro endgültig seine Karriere.

Jules Bianchi wollte trotzdem immer Formel-1-Pilot werden, die Motorsport-Tradition der Bianchis fortsetzen. Vater Philippe, Sohn von Mauro Bianchi, hatte es nicht gekonnt. "Es war zu schwer für mich, die Familie wollte kein weiteres Unheil mehr ertragen müssen", sagte er einmal.

Ein Leben für den Rennsport

"Gekennzeichnet, aber nicht demotiviert durch die schmerzvollen Erfahrung in seiner Familie, ist der Junge ein echter Wettkämpfer, sich der Gefahr bewusst, aber auch dem Fortschritt in der Formel 1 auf dem Sektor der Sicherheit", schrieb die französische Zeitung "Le Monde" über Jules Bianchi. Er startete wie fast alle im Kart. Mit dreieinhalb Jahren fuhr er erstmals auf der Bahn, die seinem Vater gehört.

Als französischer Kart-Meister stieg Jules Bianchi 2007 in die Formel Renault 2.0 ein - und gewann die Serie in seinem Debüt-Jahr. Seit 2010 gehörte er der "Ferrari Driver Academy" an. Er wurde mit dem Team ART zweimal Dritter in der Nachwuchsserie GP2. 2012 folgte der Schritt in die Formel 1.

Bianchi wurde zum Ersatzfahrer des Force-India-Rennstalls berufen. En passant ging er in der Formel Renault 3.5 an den Start. Drei Siege und insgesamt acht Podiumsplätze bescherten Bianchi letztlich den zweiten Gesamtrang - und ein Engagement als Stammfahrer beim russischen Team Marussia, das die Antriebe seiner Autos von Ferrari bekommt.

Ferrari wäre Option gewesen

In seinem ersten Formel-1-Jahr kam er im unterlegenen Wagen einmal sogar auf Rang 13. Seinem Team bescherte das im Duell mit Caterham den zehnten Platz in der abschließenden Konstrukteurswertung. In diesem Jahr gelang Bianchi in Monaco eine kleine Sensation. Trotz zweier Strafen wurde der im benachbarten Nizza geborene Pilot beim Klassiker Neunter.

Mehr als einmal wurde er auch schon als Kandidat für ein Stammcockpit bei Ferrari gehandelt. Ausgerechnet vor dem Rennen mit dem so schrecklichen Unfall wurde er in Suzuka gefragt, ob er dazu bereit sei. "Natürlich", sagte er selbstbewusst, aber keineswegs überheblich vor dem Großen Preis von Japan. "Es wäre doch ein logischer Schritt für mich", betonte er vor dem 34. Grand Prix seiner Karriere.

Das alles ist momentan völlig unwichtig. Die Eltern sind seit Montag in Japan. Am Dienstag (Ortszeit) traf auch der Arzt Gerard Saillant, der Michael Schumacher seit Jahren betreut und in den schwersten Wochen des Deutschen nach dessen Unfall in Meribel die behandelnden Mediziner unterstützt hatte, dort ein.

Ecclestone tritt für Untersuchungs-Komission ein

Unterdessen hat Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone unabhängige Ermittlungen zum schweren Unfall des Marussia-Piloten gefordert. Ecclestone machte sich dafür stark, dass die FIA die Untersuchung an ein Experten-Team übergibt.

Es sei für ihn selbst schwer zu sagen, was passiert sei, sagte der Brite, der am Wochenende nicht beim Großen Preis von Japan war. Dies müsse nun durch Ermittlungen geklärt werden, sagte er der "Times".

"Wir haben so viel für die Sicherheit getan", betonte Ecclestone. Vor allem nach dem Horror-Wochenende 1994, als Ayrton Senna und Roland Ratzenberger ums Leben gekommen waren, hatte die Formel 1 die Sicherheitsanforderungen an die Autos drastisch erhöht. "Ich habe immer gesagt, wenn ich einmal einen Unfall hätte, soll es in einem Formel-1-Auto passieren, weil sie die sichersten in der Welt sind", meinte Ecclestone.