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Eine Frau schreibt Motorsport-Geschichte

Eine Frau schreibt Motorsport-Geschichte

Model, Schauspielerin, Werbefigur – und vor allem Rennfahrerin. Das ist Danica Patrick, die First Lady der NASCAR-Serie.

In den USA, ob ihrer sportlichen Leistung, ihrer Sonderstellung als Frau in der Männerdomäne Motorsport und nicht zuletzt ob ihrer Öffentlichkeitswirkung schon längst ein Star, sorgt Patrick in diesen Tagen weltweit für Aufsehen.

Grund dafür ist eine historische Premiere beim prestigeträchtigsten NASCAR-Rennen in Daytona, das auch als „Super Bowl des Motorsports“ bezeichnet wird. Patrick steht dort als erste Frau auf der Poleposition.

Rennduelle mit Button 

Das sorgt für Staunen und Raunen. Die 30-jährige ist zwar bereits die 16. Frau in dieser Rennserie, einen vergleichbaren Erfolg erreichte aber keine ihrer Vorgängerinnen.

Dass die Liebe zu dröhnenden Motoren auch auf ihre Tochter abfärben wird, schien im Hause Patrick absehbar. Lernten sich doch ihre Eltern Beverley und T.J. ausgerechnet bei einem Snowmobile-Rennen kennen. Er war Fahrer, sie Mechanikerin.

Da wundert es wenig, dass die kleine Danica im Alter von zehn Jahren zum ersten Mal auf der Go-Kart-Bahn ihre Runden dreht.

Eine andere Karriere als im Rennauto kommt schon damals nicht mehr in Frage. Bereits mit 16 tritt sie in mehreren britischen Rennserien an und hat unter anderem den späteren Formel-1-Weltmeister Jenson Button zum Gegner.

Erster Sieg im Indy-Car

2002 kehrt Patrick in die Vereinigten Staaten zurück und macht sich in der Barber Dodge Pro, sowie der Formel Atlantic einen Namen, kann aber noch kein Rennen gewinnen.

Der Schritt zur prominenten Indy-Car-Serie ist dennoch ein leichter, wie sie in ihrer Debütsaison beweist.

Drei Pole-Positions und Gesamtrang zwölf, dazu das beste Ergebnis einer Frau beim prestigeträchtigen Indy 500 mit Platz vier. Eine Saison später fährt sie auf Platz neun im Gesamtklassement.

Am 20. April 2008 ist es dann soweit. Nach einem Wechsel zu „Andretti Green Racing“ folgt beim Indy Japan 300 Patricks erster Sieg. Mit Platz drei beim Indy 2009 schraubt sie ihren eigenen Platzierungsrekord auf dieser Strecke noch einmal nach oben.

Formel 1 war schon Thema

2011 schnuppert Patrick mit einer Teilnahme an der „Nationwide“-Serie erstmals NASCAR-Luft. Zwei Jahre vor ihrer Pole beim Daytona 500 gelingt ihr das Kunststück schon damals in der Nationwide-Serie, dem „Vorrennen“ des Klassikers.

Auch der Königsklasse, der Formel 1, bleiben die Talente der 30-Jährigen nicht verborgen. 2008 sollte sie Testfahrten für Honda absolvieren, doch das Team zog sich daraufhin aus dem Rennzirkus zurück.

Auch aus einem Engagement beim geplanten US-F1-Team im Jahr 2010 wurde nichts, das Team kam nie zustande.

Marko verspricht Testfahrt bei Daytona-Sieg

Doch Bernie Ecclestone hätte eine starke Persönlichkeit nur allzu gerne in der Formel 1, besonders im Hinblick auf ein Rennen in New Jersey, dass in den kommenden Jahren in den Kalender aufgenommen werden soll.

Nun sorgt die Pole in Daytona wieder für Gesprächsstoff. Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko zeigt Interesse, allerdings nur unter einer Bedingung: "Ich sage, dass sie im Rennen nicht in die Top Ten kommt. Falls doch, kriegt sie bei uns eine Testfahrt", sagt der 69-Jährige in der „Bild“.

Auch Niki Lauda gibt ihr wenig Chancen: „Man muss sagen, dass sie in den USA technisch nicht annähernd auf dem Niveau der Formel 1 sind. Das schlägt sich auch in den Fahrern nieder“, so seine Einschätzung.

Gastauftritte bei CSI und den Simpsons

Der Hype um die 1,57 Meter kleine Speedqueen ist dennoch ungebrochen und wird auch von ihren Auftritten und dem medialen Beiwerk abseits der Rennstrecken hochgehalten.

Patrick ist Dauergast in Talkshows, zierte bereits das Cover der „Sports Illustrated“ und hatte Gastauftritte bei CSI New York und den Simpsons.

Durch ihre Liaison mit dem NASCAR-Kollegen Ricky Stenhouse Jr. füllt sie auch mit privaten Stories die Klatschpresse.

Trotz ihrer Sonderstellung als Frau in der patriotischen Männerdomäne des US-Motorsports, fügt sie sich perfekt in diese Welt ein. So ziert etwa ein Tattoo der amerikanischen Flagge, die ihn eine Zielflagge übergeht, ihren Rücken.

Patrick, das Vorbild

Gleichzeitig öffnet Patrick, angesichts ihrer Erfolge, für viele junge Frauen die Tür für eine Rennfahrerkarriere, worüber sie sich freut.

"Es ist schön zu hören, dass in Familien Kinder sagen: 'Aber Mommy, Daddy, da fährt doch ein Mädchen.' Es ist großartig, dass ich dafür sorgen kann, dass das zur Sprache kommt und dadurch Kinder das tun können was sie wollen und sich von niemanden dabei aufhalten lassen."

Fest steht, dass die „Danicamania“ um ein Kapitel reicher geworden ist. Für das Rennen in Daytona am Sonntag ist Patrick, trotz Pole Position aber nicht in der Favoritenrolle. Bei Buchmachern hat sie eine Sieg-Quote von 22:1.

 

Andreas Terler