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Kommentar: Figo macht einen auf Blatter

Kommentar: Figo macht einen auf Blatter

20 Millionen Euro pro Jahr soll Lionel Messi verdienen. Bei Cristiano Ronaldo sind es angeblich 17 Millionen Euro. Aber wie viel Gehalt bekommt eigentlich Sepp Blatter? Das weiß niemand. In 17 Jahren an der Spitze der FIFA sind nicht ein einziges Mal betreffende Zahlen durchgesickert. Als Präsident kann er sich quasi selbst so viel ausbezahlen, wie er will. Nur ein Beispiel von vielen, warum der FIFA mittlerweile das Image einer nebulösen und korrupten Organisation anhaftet.

Die undurchsichtigen WM-Vergaben an Russland (2018) und Katar (2022) haben das Fass zum Überlaufen gebracht. Mit dem jordanischen Prinz Ali bin Al-Hussein, dem niederländischen Verbandschef Michael van Praag und Luis Figo schicken sich nun drei Herausforderer an, Blatter vom Thron zu stoßen. Als Erster startete am Donnerstag der ehemalige Weltfußballer in den Wahlkampf. In London präsentierte der Portugiese ein Manifest, mit dem er den Weltfußball revolutionieren will.

Die Maßnahmen, die er darin vorschlägt, erinnern jedoch frappant an Blatter-Methoden. Mehr Geld will Figo für die Förderung von Kinder- und Jugendprojekten ausgeben. Klingt zunächst nach einer guten Idee, doch ähnliche Projekte sind auch typisch für Blatter – mit dem Resultat, dass die ein oder andere Förder-Million zufällig in den Taschen eines korrupten Funktionärs landet.

Auch Figos Forderung, die WM auf 48 Mannschaften aufzustocken, kommt einem bekannt vor. Damit will der Portugiese offensichtlich bei den kleineren Verbänden auf Stimmenfang gehen. Auf gleiche Weise ging auch Michel Platini vor, als dieser mit der Unterstützung von Blatter gegen dessen Erzrivalen Lennart Johansson bei der UEFA-Präsidenten-Wahl antrat – und später gewann.

Das Ergebnis der Aufstockung des Teilnehmerfelds bei Europameisterschaften bekommen wir nun zu spüren. Die Qualifikation hat an sportlichem Wert verloren. Mannschaften wie Spanien werden auch trotz peinlicher Niederlagen bei der EURO 2020 dabei sein. Ähnliche Folgen hätte wohl auch Figos Forderung für die WM.

Nichtsdestotrotz kann man dem ambitionierten Weltfußballer im Kampf gegen Blatter nur das Allerbeste wünschen. Die Chancen stehen sowieso sehr schlecht. Der Schweizer sitzt aufgrund seiner seit Jahren gefestigten Machtposition fest im Sattel. Sinnvoll wäre es deswegen, wenn sich die drei Gegenkandidaten letztlich auf einen großen Herausforderer einigen könnten. Nur so kann Blatters autoritäre und korrupte Herrschaft beendet werden.

 

Ein Kommentar von Jakob Faber