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Eine brutale Erinnerung

Eine brutale Erinnerung

Über 21 Jahre sind inzwischen seit dem schwarzen Wochenende von Imola vergangen, als der Österreicher Roland Ratzenberger und der legendäre Ayrton Senna in einem Formel-1-Boliden ihr Leben gelassen haben.

Wer alt genug ist, dass er die tragischen Ereignisse damals bewusst miterlebt hat, hat sie vermutlich nicht aus dem Gedächtnis gestrichen. Ich persönliche habe die Abläufe noch recht klar vor Augen und vermute, dass es anderen nicht anders geht.

Für noch ältere Jahrgänge gehörten tödliche Unfälle in der Formel 1 freilich – und dies ist keineswegs pietätlos gemeint – quasi zur „Gewohnheit“.

Ob Gilles Villeneuve oder Ronnie Peterson – bis in die frühen 80er erwischte es auch Stars der Szene. Viele Fans wissen auch heute knapp 45 Jahre später noch, was sie am 5. September 1970 in dem Moment gemacht haben, als sie vom Unfall Jochen Rindts in Monza erfahren haben.

Der einzige posthume Weltmeister der Königsklasse ist längst ein Mythos, genau wie die Geschichten aus jener Epoche, dass Fahrer an GP-Wochenenden stets einen schwarzen Anzug im Gepäck hatten, falls danach ein Begräbnis anstehen sollte.

Inzwischen ist mehr als eine Generation an F1-Fans nachgewachsen, die Episoden wie diese tatsächlich nur aus den Geschichtsbüchern kennen.

Dies gilt auch für weite Teile der aktuellen Fahrer-Generation, die 1994 beim tragischen Imola-Wochenende entweder in den Kinderschuhen steckte oder noch gar nicht auf der Welt war.

Am Samstag mussten sie erstmals von einem Kollegen Abschied nehmen. Sie taten dies in teils sehr berührenden Wortmeldungen auf ihren Social-Media-Kanälen.

Jedem F1-Piloten sind die Risiken – zumindest unterbewusst – bekannt. Nun waren viele von ihnen erstmals auch real damit konfrontiert.

Ja, Motorsport ist und bleibt gefährlich. Ja, an der Sicherheit muss weiterhin unermüdlich gearbeitet werden.

Daran, dass auf diesem Gebiet in den vergangenen Jahrzehnten bemerkenswerte Fortschritte erzielt wurden, ändert jedoch auch das tragische Unglück von Suzuka im letzten Oktober, das nun sein trauriges Schlusskapitel erfuhr, wenig.

Es ist vielmehr die brutale Erinnerung, dass auch im neuen Jahrtausend bei jedem Rennen das Restrisiko ebenfalls im Cockpit Platz nimmt.

R.I.P Jules Bianchi.