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Zeitlupe Altmann

 

Ein Meister ist kein Hobby

Ob Logo-Streit mit den Anhängern, dubiose (Nicht-)Vertragsabschlüsse, mangelndes Fanservice, gesunkene Sponsoren-Einnahmen oder eine ungeklärte Trainerfrage.

Alleine ein Auszug der Liste an organisatorischen Baustellen beim SK Sturm ist so abstiegsreif, dass man auf dem ersten Bick nicht der Meinung sein muss, dass sie vom regierenden Meister stammt.

Christian Jauk heißt der neue starke Mann, unter dessen Anleitung dieses Chaos ein Ende haben soll.

Die Schuld am ein wenig hilflosen Bild, das Vorgänger Gerhard Stockenhuber und seine Crew in der Öffentlichkeit bisweilen abgegeben haben, alleine beim zurückgetretenen Boss und seiner offenkundigen Zögerlichkeit zu suchen, würde jedoch auch zu kurz greifen.

Viele der Grazer Probleme haben sich einerseits über einen längeren Zeitraum aufgestaut und ließen sich andererseits im Rahmen der bisherigen Vereinsstruktur wohl auch kaum mehr bewältigen.

Ein „Wirtschaftsunternehmen“, wie es ein Spitzenverein der Bundesliga nun mal ist, quasi nebenberuflich als Hobby zu leiten, geht schwer an der Realität des 21. Jahrhunderts vorbei.

Dass es in der Folge zwangsläufig zu einer Überlastung oder, wie Jauk es im LAOLA1-Interview nennt, „systematisch bedingten Präsidenten-Fluktuation“ kommen muss, liegt auf der Hand. Zumindest wenn man beruflich voll eingespannte Herrschaften an der Vereinsspitze sitzen hat und, nur als Beispiel, keinen Finanzminister außer Dienst.

So gesehen ist die Auslagerung des Profibetriebs bei Sturm in eine Kapitalgesellschaft ein begrüßenswerter Schritt weg von der in Österreich immer noch zu verbreiteten Ehrenamtlichkeit in Spitzenfunktionen.

Hauptamtliche Geschäftsführer, die das Tagesgeschäft verantworten und für ihre Entscheidungen vor diversen Kontrollgremien und auch in der Öffentlichkeit gerade stehen, sind natürlich ein Schritt in die richtige Richtung.

Zumindest auf dem Papier. Hat Jauk bezüglich der beiden gesuchten Geschäftsführer für den sportlichen und wirtschaftlichen Bereich das richtige Näschen, möchte er der erste Sturm-Präsident seit langer Zeit sein, den die Öffentlichkeit kaum wahrnimmt.

Und das wäre schon gar kein Fehler.