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Die Suche nach dem Maulwurf im ÖFB

Die Suche nach dem Maulwurf im ÖFB

Die FIFA und ihre Skandale.

Der jüngste Eklat: Im Vorfeld der Wahl des Weltverbands-Präsidenten wurden sieben hochrangige Funktionäre wegen des Verdachts, Bestechungsgelder angenommen zu haben, festgenommen.

Ein weiteres und erneut trauriges Kapitel in der Regentschaft des allmächtigen FIFA-Patrons Sepp Blatter.

Weitaus weniger spektakuläre, aber durchaus unangenehme Schlagzeilen in Bezug auf den Schweizer musste kürzlich auch Leo Windtner zur Kenntnis nehmen.

Das Magazin „News“ stellte Zusammenhänge zwischen einer 100.000-Dollar-Spende der FIFA für „Hope for Future“ – einem Sozialprojekt in Kenia, bei dem Windtners Frau als Schirmherrin fungiert – und einem etwaigen Forcieren Windtners der Kandidatur Blatters her.

Die ÖFB-Position bezüglich des FIFA-Regenten ist jedoch eine klare: Einstimmig wurde im Präsidium des Fußballbunds eine Wahl Blatters ausgeschlossen.

In besagtem „News“-Artikel tauchten zudem vertrauliche Schriftstücke aus der Kommunikation zwischen FIFA und ÖFB bezüglich des Projekts auf.

Ein Umstand, der für Aufregung sorgt. „Das wundert mich sehr. Ich frage mich, auch vom zeitlichen Ablauf her, woher diese Informationen kommen“, rätselt mit Dr. Horst Lumper der Präsident des Vorarlberger Fußballverbandes im LAOLA1-Interview.

Konkrete Hinweise, wer diese vertraulichen Informationen der Öffentlichkeit weitergegeben hat, gibt es keine.

Generaldirektor Alfred Ludwig sicherte sich jedenfalls bereits zwei Tage vor dem Erscheinen des Artikels am 23. Mai in einem Schreiben an die Landespräsidenten, das LAOLA1 vorliegt, vor etwaigen falschen Verdächtigungen ab. Am 21. Mai schrieb der 64-Jährige unter anderem:

„Mein Treffen mit dem Redakteur des Wirtschaftsmagazins News war am Montag, 04. Mai 2015, also nach Erscheinen des Artikels betreffend Stimmverhalten beim FIFA-Kongress. In diesem Gespräch habe ich lediglich das bestätigt, was sowohl der Präsident, als auch andere Mitglieder des Präsidiums ebenfalls erklärten, nämlich, dass Sepp Blatter nicht mit der Stimme Österreichs rechnen kann. Danach habe ich sehr interessante Details über Aussagen zu meiner Person erfahren. Das Treffen war ‚so geheim‘, dass ich es in Anwesenheit von Dr. Thomas Hollerer dem Direktor für Kommunikation Wolfgang Gramann am Dienstag nach einem internen Jour Fixe erzählte und den Hinweis gab, nicht unbedingt in Dr. Herbert Hübel den Initiator des erschienenen Artikels sehen zu müssen.

(…)

Auf Grund dieser Tatsachen und der Information, dass Herr F. (Autor des News-Artikels; Anm.d.Red.) wahrscheinlich in naher Zukunft über die Akademie in Kenia schreiben wird, habe ich dieses Schreiben an dich gerichtet, um klarzustellen, dass ich weder Herrn F. noch einem anderen Journalisten Informationen zugespielt habe, sondern lediglich bestätigt, dass Acakoro kein ÖFB-Projekt ist. Ich habe dieses Thema persönlich am 20.05.2015 mit Dr. Windtner besprochen, der natürlich auch eine Kopie dieses Schreibens erhält.

Es ist mir wirklich wichtig, dass das bestehende Vertrauensverhältnis durch derartige Begleiterscheinungen nicht beeinträchtigt wird.“

Da Ludwig als Informant offenkundig ausscheidet, geht die Suche nach dem Maulwurf weiter. Ein gutes Licht auf einzelne Entscheidungsträger im ÖFB und auf das Sozialprojekt in Afrika wirft die ganze Causa jedoch nicht.

Und auch das Abstimmungsverhalten Österreichs bei der Wahl des FIFA-Präsidenten wird nun natürlich noch genauer unter die Lupe genommen.

Lumper ist neben Windtner und Ludwig das dritte Mitglied der ÖFB-Delegation beim FIFA-Kongress in Zürich. Im LAOLA1-Interview  bezieht der Vorarlberger Funktionär zu den diversen Themen der vergangenen Tage Stellung:

Neben Windtner und Ludwig vertritt Lumper den ÖFB beim FIFA-Kongress

LAOLA1: Zuletzt sorgte eine 100.000-Dollar-Spende der FIFA an ein von ÖFB-Präsident Windtner unterstütztes Sozialprojekt für Aufsehen. Ist das eine ernstzunehmende Causa oder wird da etwas künstlich aufgebauscht?

Lumper: Für mich ist das überhaupt keine Causa, das sage ich Ihnen ganz ehrlich. Ich habe mich erst durch die Berichterstattung mit diesem Projekt näher beschäftigt. Eine Causa wäre es nur gewesen, wenn sich Leo Windtner in irgendeiner Form für Sepp Blatter stark gemacht hätte. Aber das war überhaupt nicht der Fall, deswegen ist es überhaupt keine Causa.

LAOLA1: Windtner hat sich also innerhalb des ÖFB-Präsidiums nie für den FIFA-Präsidenten eingesetzt?

Lumper: Interna der Präsidiumssitzung kann ich Ihnen nicht verraten, aber wir haben einfach die Argumente abgewägt und sind einstimmig zum Schluss gekommen, dass wir Blatter nicht wählen. Das Projekt kam dabei nie zur Sprache.

LAOLA1: Laut „News“ ist Herbert Hübel, der Präsident des Salzburger Landesverbandes, bei dieser Sitzung einfach aufgestanden und hat den Raum verlassen.

Lumper: Das war für mich unverständlich. Es gab keinen Anlass dafür.

LAOLA1: Können Sie uns die Situation schildern?

Lumper: Es ging darum, wie wir mit der FIFA-Wahl umgehen. Mein Salzburger Kollege hat die Sitzung aus mir unverständlichen Gründen verlassen. Er hätte sich vielleicht öffentlich ein noch massiveres Vorgehen gegen Blatter gewünscht. Wir haben aber nur gesagt, wir wählen ihn nicht.

Er könnte bald in Pension gehen

LAOLA1: Im ÖFB stehen in den nächsten Jahren große Änderungen bevor. Ein Wartungserlass des Finanzministeriums sieht eine Trennung von Profi- und Amateurbetrieb vor. Wie stellen Sie sich die Zukunft des ÖFB vor?

Lumper: Wir haben dafür schon Vorbereitungen getroffen. Das trifft uns nicht unerwartet. Wir werden bald die Schritte setzen, um dem gerecht zu werden.

LAOLA1: Laut „News“ wird der 64-jährige ÖFB-Generaldirektor Ludwig 2016 in Pension gehen. Steht dem ÖFB ein Umbruch bevor?

Lumper: Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Wir haben ein externes Gutachten in Auftrag gegeben, das sich mit der Umstrukturierung beschäftigt. Wenn das vorliegt, werden wir in den zuständigen ÖFB-Gremien darüber diskutieren. Der Fahrplan sieht vor, diese Ausgliederung des Profibereiches 2016 vorzunehmen. Ich bin mir sicher, dass wir die richtigen Entscheidungen treffen werden. Da werden wir auch darüber diskutieren, was Alfred Ludwig in Zukunft machen wird. Es stimmt natürlich, dass er sich mittlerweile in einem Alter befindet, wo man daran denkt, sich zurückzuziehen.

LAOLA1: Gibt es schon Pläne, wer sein Nachfolger sein könnte?

Lumper: Nein. Natürlich redet man über Leute. Aber offiziell haben wir uns damit noch nicht befasst. Das hängt davon ab, wann Ludwig in Pension geht und wie das Gutachten bezüglich des Wartungserlasses aussieht. Das wird im späten Frühjahr bzw. Anfang Sommer vorliegen und dann wird sich der ÖFB darüber Gedanken machen.

 

Das Gespräch führte Jakob Faber

LAOLA1: Können Sie nachvollziehen, dass diese Spenden-Geschichte einen fahlen Beigeschmack hinterlässt?

Lumper: Wenn man es so sehen will, dann verstehe ich die schiefe Optik. Wenn man aber erlebt hat, wie Leo Windtner sich innerhalb des ÖFB verhalten hat, verstehe ich es überhaupt nicht. Ich würde es auch nachvollziehen können, wenn dieses Projekt eine private Geschichte von Herrn Windtner wäre. Aber das ist es ja nicht. „Hope for Future“ ist ein tolles Projekt, da wird jungen Menschen in Afrika geholfen. Es ist nichts Negatives daran, für ein Projekt, das man toll findet, Unterstützung zu suchen.

LAOLA1: Der „News“-Artikel über die FIFA-Spende an „Hope for Future“ beinhaltet einige ÖFB-Interna. Wie ist das Magazin an diese Unterlagen gekommen?

Lumper: Das wundert mich sehr. Ich frage mich, auch vom zeitlichen Ablauf her, woher diese Informationen kommen. Das würde ich gerne wissen.

LAOLA1: Gibt es irgendwelche Verdachtsmomente?

Lumper: Nein, die habe ich nicht. Aber das sollte man schon aufklären. Schließlich sind da Interna nach außen gelangt.

LAOLA1: „Hope for Future“ kommt einem wohltätigen Zweck zu Gute. Ist es bedauerlich, dass dieses Projekt nun in ein schlechtes Licht gerückt wird?

Lumper: Ja, natürlich. Ich habe das Projekt davor nicht gekannt. Nun weiß ich, dass das eine tolle Sache ist. Eigentlich muss man froh sein, dass sich Leute mit so einer guten Sache überhaupt befassen. Aber das ist halt Journalismus, da werden Zusammenhänge konstruiert. Wenn man etwas finden will, dann kann man immer etwas finden. Aber an dieser Sache ist Null dran. Viel bedenklicher finde ich, dass Interna vom ÖFB raus gehen. Das hatten wir schon einmal vor ein paar Jahren und das ist unangenehm.

LAOLA1: Im Zuge der Berichterstattung kommt ÖFB-Präsident Windtner nicht gerade gut weg. Will ihm irgendjemand, der der Presse solche Interna weitergibt, etwas Schlechtes?

Lumper: Hoffentlich nicht! Aber Sie wissen, Leute in Positionen wie jener von Herrn Windtner, die haben nicht nur Freunde.

LAOLA1: Haben Sie irgendeine Idee, wer die Feinde von Leo Windtner sind?

Lumper: Dazu sage ich gar nichts. Ideen habe ich viele (lacht).

LAOLA1: Kommen wir zur FIFA-Präsidentschaftswahl. Sie sind seit sechs Jahren als ÖFB-Delegierter bei jedem FIFA-Kongress dabei. Kann man nach den Verhaftungen einfach so zur Tagesordnung übergehen?

Lumper: Ich kann es mir nicht vorstellen. Das wäre wahnsinnig. Schließlich war das ein Paukenschlag. Da geht es nicht um irgendwelche Leute, sondern um FIFA-Vizepräsidenten. Ich erwarte mir natürlich schon eine Reaktion.

LAOLA1: Welche Konsequenzen können Sie sich vorstellen?

Lumper: Das ist schwierig zu sagen. Man darf nicht vergessen, dass die UEFA-Delegierten zum Teil selbst Vizepräsidenten der FIFA sind. Das heißt, sie müssen intern sagen, welche Möglichkeiten es gibt, diesen Saustall aufzuräumen.

LAOLA1: Das UEFA-Exekutivkomitee fordert nun eine Verschiebung der Präsidentschaftswahl. Wäre auch ein Boykott denkbar, falls die Wahl trotzdem stattfindet?

Lumper: Davon halte ich nichts. Es geht darum, einen Neuanfang zu starten. Als Europäer müssen wir Verbündete suchen und ein Reformpaket schnüren. Es bleibt die Sitzung der UEFA abzuwarten, die vor dem FIFA-Kongress stattfindet. Dort wird man entscheiden, wie man vorgeht. Wenn man sich die Wortmeldungen von Platini im Vorfeld des Kongresses angehört hat, dann spricht vieles dafür, dass wir uns im Falle einer Abstimmung darauf einigen werden, für Prinz Ali bin al-Hussein zu stimmen. Aber ich kenne ihn viel zu wenig, kann über ihn bis dato wenig sagen.