news

Ethikkommission sperrt Blatter und Platini

Ethikkommission sperrt Blatter und Platini

Paukenschlag bei der FIFA!

Die Ethikkomission des Weltverbandes holt zum Rundumschlag aus und sperrt FIFA-Präsident Sepp Blatter, den bereits zuvor suspendierten Generalsekretär Jerome Valcke und UEFA-Präsident Michel Platini jeweils für 90 Tage. Das Trio darf damit keine Tätigkeit im Fußball ausüben.

Als Grund dafür werden Verstöße gegen die Ethik-Richtlinien der FIFA angegeben. Während der 90 Tage wird ein endgültiges Strafmaß festgelegt. Der Bann kann aber noch um maximal 45 Tage ausgedehnt werden. Gemäß Statuten wird Vize-Präsident Issa Hayatou die Geschäfte übernehmen.

Präsidentschaftskandidat Chung Mong-joon trifft es ungleich härter. Der ehemalige Vizepräsident, der wegen Unregelmäßigkeiten bei der Kandidatur seines Heimtlandes Südkorea für die WM 2022 in Verruf geraten ist, wird für sechs Jahre aus dem Verkehr gezogen und muss 100.000 Franken Strafe zahlen.

Erste Reaktion: "Schöne Ferien für Blatter"

Blatter scheint sich nach außen hin weiterhin gelassen zu geben.

Sein PR-Berater Klaus Stöhlker sagt den vor dem FIFA-Gebäude wartenden Medien: "Das sind drei Monate schöne Ferien, die hat er sich verdient. Blatter muss nun für 90 Minuten an der Seitenlinie warten. Aber er wird das letzte Wort haben."

Bereits am gestrigen Mittwoch berichteten diverse Medien von einer möglichen Suspendierung Blatters. Der Schweizer, der seinen Rücktritt für den Februar des nächsten Jahres angekündigt hatte, ging unbeirrt davon auch am heutigen Donnerstag zur Arbeit in sein Züricher Büro.

Die Schweizer Bundesanwaltschaft hatte vor zwei Wochen ein Strafverfahren gegen ihn unter anderem wegen des Verdachts der "ungetreuen Geschäftsbesorgung" eingeleitet.

Im Kern geht es um eine Millionen-Zahlung an Platini und TV-Geschäfte mit dem früheren FIFA-Vize Jack Warner, der WM-Rechte für die Karibik für 600.000 Dollar (532.575,89 Euro) und damit deutlich unter dem Marktwert erhalten haben soll.

 

"Several football officials"Defensiver als FIFA.com kann man diese Hammermeldung wohl nicht verkünden. #BlatterOut

Posted by LAOLA1 on Donnerstag, 8. Oktober 2015

Platini will "Wahrheit" ans Licht bringen

Unterdessen wehrte sich Platini in einem Statement gegen Berichte, wonach er suspendiert werde. Der UEFA-Präsident vermutete eine Quelle aus den Kreisen der FIFA dahinter, die seinem Ruf schaden wolle.

Mittlerweile ist klar, dass die Quelle Recht behalten sollte. Für diesen Fall kündigte Platini an: "Sollten das wirklich stimmen, so werde ich auf der Stelle alles liegen und stehen lassen, damit die Wahrheit ans Licht kommt."

Platini hatte für Dienste zwischen Jänner 1999 und Juni 2002 erst knapp neun Jahre später von Blatter zwei Millionen Schweizer Franken (1,84 Mio. Euro) erhalten.

2011 unterstützten die UEFA-Verbände unter der Führung von Platini den Schweizer im Wahlkampf gegen den Katarer Mohamed bin Hammam. Platini wurde von der Schweizer Bundesanwaltschaft als Auskunftsperson vernommen.

Noch nicht aus dem Rennen um FIFA-Präsidentschaft

Trotzdem will er um seine Kandidatur als Chef des Weltverbands kämpfen. Am Donnerstagmorgen reichte er die nötigen Unterstützerstimmen für eine Bewerbung ein. Mit der Sanktion ist der 60-Jährige noch nicht automatisch aus dem Rennen als FIFA-Chef.

Allerdings müsste er eine Prüfung durch die Wahlkommission überstehen - schwer vorstellbar, dass dies als suspendierter UEFA-Präsident gelingen würde. Die schriftliche Unterstützung von mindestens fünf FIFA-Mitgliedsländern muss bis zum 26. Oktober, vier Monate vor dem Wahlkongress, eingereicht werden.

ÖFB-Reaktion

"Es ist für alle überraschend, dass sogar Platini suspendiert wurde. Dadurch ist eine völlig neue Situation entstanden, auch für die UEFA", sagte ÖFB-Präsident Leo Windtner am Donnerstag in Podgorica.

Die Österreicher befanden sich gerade auf der Anreise zum freitägigen EM-Qualifikationsspiel gegen Montenegro, als sie von der Entscheidung der Ethikkommission des Weltverbandes erfuhren. "Jetzt muss das Krisenmanagement reagieren und dafür sorgen, dass Europa im Hinblick auf den 26. Oktober noch etwas zustande bringt", verlautete Windtner.

Um bei der Wahl am 26. Februar 2016 in Zürich, bei der es um die Blatter-Nachfolge geht, antreten zu können, wird die schriftliche Unterstützung von mindestens fünf FIFA-Mitgliedsländern bis zum 26. Oktober benötigt.

Bei beiden Verbänden müsse sich nun etwas ändern. "Jetzt ist das große Clean-Up gefragt, auch bei der UEFA", betonte der ÖFB-Boss. Platini war bisher der einzige europäische Kandidat im Rennen um das FIFA-Präsidentenamt.