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"Watford würde mich wieder nehmen"

„Ich war in einem ziemlichen Hoch und wurde sofort wieder runtergeholt.“

Andreas Weimann blickt mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die abgelaufene Saison zurück.

Er war drauf und dran bei Aston Villa den Durchbruch zu schaffen, ehe er sich Mitte August beim EL-Spiel gegen Rapid im Hanappi-Stadion nach einem Zweikampf mit Veli Kavlak schwer verletzte.

Letztlich überwiegt für den 19-Jährigen aber doch das Positive. Immerhin konnte sich der Stürmer im Frühjahr, als er sich von seiner Verletzung erholt hatte, während seiner Leihzeit bei Watford empfehlen.

Im LAOLA1-Interview spricht der Wiener außerdem über die Hünen in der Championship, unterschiedliche Fankulturen, die U20-WM und Obacht beim Twittern.

LAOLA1: Was hast du dir nach der Auslosung der U20-WM gedacht?

Andreas Weimann: Das Ziel war schon vor der Auslosung, dass wir die Gruppenphase überstehen. Jetzt, wo wir unsere Gegner kennen, glaube ich weiterhin, dass wir die Gruppenphase überstehen können. Natürlich schaut jeder auf Brasilien, aber das erste Spiel ist gegen Panama und das müssen wir gewinnen.

LAOLA1: Du hast Brasilien bereits angesprochen. Was machst du besser als Neymar?

Weimann: Hoffentlich ein Tor mehr (lacht). Er hat einen super Namen. Brasilien ist überhaupt ein tolles Land mit einer großartigen fußballerischen Vergangenheit. Aber wir haben auch eine gute Mannschaft und werden alles probieren, in jedem Spiel unser Bestes geben.

LAOLA1: Ihr habt in einer sehr ähnlichen Zusammensetzung im vorigen Sommer die U19-EM gespielt. Welche Lehren habt ihr aus diesem Turnier gezogen?

Weimann: Wir haben erst im letzten Spiel die Qualifikation für die WM geschafft. Wir wissen, dass wir im Fall der Fälle die Nerven hätten, um ein Entscheidungsspiel zu unseren Gunsten zu entscheiden. Wir müssen die Gruppe nicht am ersten Spieltag entscheiden, es kann auch der letzte sein.

LAOLA1: Ebenfalls wieder mit dabei ist Teamchef Andreas Heraf. Was hältst du von ihm?

Weimann: Er kann sehr gut mit uns Burschen umgehen. Er ist ein sehr guter Trainer. Wenn wir nicht gerade am Platz stehen, haben wir immer Spaß. Man kann gut mit ihm lachen. Auf dem Platz ist bei ihm aber ernsthafte Arbeit gefragt. Wenn es nicht läuft, sagt er uns schon, was nicht passt.

LAOLA1: Mit welchen Zielen fahrt ihr nach Kolumbien?

Weimann: Es ist logisch, dass wir nicht nach Kolumbien fahren, um zu verlieren. Wir wollen aber auch nicht sagen: Wir wollen Weltmeister werden! Wir versuchen einfach, unsere beste Leistung zu bringen und schauen, wie weit wir damit kommen.

LAOLA1: Was sind deine persönlichen Ziele für das Turnier? Immerhin kann man sich dort gut ins Rampenlicht spielen...

Weimann: Das stimmt. Es werden sicher ein paar Vereine mit Scouts dort sein. Mein Ziel ist es aber, mich bei meinem aktuellen Verein durchzusetzen.

LAOLA1: Das ist dir zu Beginn der Saison bei Aston Villa ja auch fast gelungen. Dann hat dich eine Verletzung zurückgeworfen. Wie fällt deine Bilanz aus?

Weimann: Es hat alles super angefangen. Ich habe in der Premier League und in der Europa League debütiert. Die Verletzung hat mich aber zurückgeworfen. Ich war vier, fünf Monate außer Gefecht. In der zweiten Saisonhälfte konnte ich dann bei Watford Spielpraxis sammeln. Ich habe 18 Spiele gemacht und vier Tore geschossen – es ist ganz gut gegangen.

LAOLA1: Wie hast du diese Verletzung psychisch verkraftet?

Weimann: Die ersten paar Wochen waren schwierig. Ich war in einem ziemlichen Hoch und wurde sofort wieder runtergeholt. Meine Familie und meine Freunde haben mich aber toll unterstützt. Auch der Physiotherapeut bei Aston Villa hat mir sehr geholfen. Ich hatte ein gutes Training und bin fitter zurückgekommen, als ich es vorher war.

LAOLA1: Im Frühjahr warst du, wie schon erwähnt, bei Watford. Welchen Eindruck hast du dort hinterlassen?

Weimann: Was ich so gehört habe, wollen sie mich wieder haben, sollte ich erneut verliehen werden. Mal schauen, was nach der Vorbereitung passiert.

LAOLA1: Was sagt Aston Villa dazu?

Weimann: Wir haben mit Alex McLeish gerade erst einen neuen Trainer bekommen. Ich gehe davon aus, dass er sich einmal alle Spieler in der Vorbereitung ansehen wird und dann eine Entscheidung fällt.

LAOLA1: Junge Spieler in die Championship zu verleihen, ist in England eine gängige Variante. Ist das aus deiner Sicht vernünftig?

Weimann: Ich finde schon. Es bringt mir nichts, wenn ich bei Aston Villa auf der Tribüne oder auf der Bank sitze. So spiele ich gegen erwachsene Leute vor vielen Zusehern. Das macht mich auch körperlich stärker. Der Klub hat vergangene Saison sieben oder acht Spieler verliehen. Das ist so üblich und auch gut so.

LAOLA1: Hättest du ein Problem damit, wieder ausgeliehen zu werden?

Weimann: Überhaupt nicht. Natürlich ist mein erstes Ziel, in der Premier League zu spielen. Aber noch etwas Zeit in der zweiten Liga zu verbringen, wäre auch kein Problem.

LAOLA1: Du bist mit 1,79 Meter nicht gerade der größte Spieler. Wie bist du mit den Abwehrhünen in der Championship zurechtgekommen?

Weimann: Man muss probieren, das Beste daraus zu machen. Ich habe körperlich ein bisschen zugelegt, war oft in der Kraftkammer. Das muss man, wenn man dort spielt. Auch das Tempo ist höher, weil sehr hart gespielt wird. Es ist notwendig, schneller zu werden.

LAOLA1: Deine verletzungsbedingte Auswechslung im Hanappi-Stadion wurde damals von unschönen Szenen begleitet. Zuletzt haben einige Rapid-Fans mit dem Platzsturm wieder für negative Schlagzeilen gesorgt. Was hast du dir gedacht, als du davon gehört hast?

Weimann: Ich war schon in Österreich, als das Derby gespielt wurde. Ich habe es im Fernsehen gesehen. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Es ist für den österreichischen Fußball jedenfalls nicht gut. Was mir dort widerfahren ist, war nicht schön. Es war ganz schlimm für mich.

LAOLA1: Wie erlebst du den Unterschied zwischen den Fankulturen in Österreich und England?

Weimann: Mich fragen die Leute immer nach den Hooligans in England. Ich bin vier Jahre dort und habe noch nie Ausschreitungen gesehen. Das ist der Weg, den man gehen muss. In England sitzen die Fans zwei Meter von der Outlinie entfernt, ohne Zaun – und es passiert trotzdem nichts. Irgendetwas muss man in Österreich machen, um dorthin zu kommen.

LAOLA1: Wie erlebst du den Support auf der Insel?

Weimann: Es gibt ein paar Klubs, wo es wirklich super ist. Leeds United zum Beispiel. Das ist ein Traditionsklub mit super Fans. Die meisten anderen sind von der Stimmung her eher spielbezogen. Ich finde die Stimmung in der Championship trotzdem gut.

LAOLA1: Was ist dir als Fan lieber: Durchgehender oder spielbezogener Support?

Weimann: Freilich ist es super, wenn 90 Minuten lang durchgesungen wird. In England ist es ja eher so, dass die Fans pfeifen, wenn man schlecht spielt und bei einer guten Leistung wird geschrien. Das ist schon in Ordnung so. Sie sollen ihren Unmut ruhig kund tun, wenn die Leistung nicht gut ist.

LAOLA1: Du hast auch einen „Twitter“-Account. Als in England tätiger Kicker fast Pflicht, oder?

Weimann: Wir sind bei Watford einmal mit dem Bus nach einem Spiel heim gefahren und da hat sich die ganze Mannschaft bei Twitter angemeldet. Ich bin da aber nicht so aktiv.

LAOLA1: Vor allem gibt es immer wieder Geldstrafen von Vereinen, wenn denen die Tweets nicht passen...

Weimann: Das stimmt. Da muss man aufpassen, was man schreibt (grinst).


Das Gespräch führte Harald Prantl