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"Nicht den Druck auf Lienhart abwälzen"

Hermann Stadler und sein U19-Nationalteam spielen um die Teilnahme an der U19-EM in Griechenland (6.-19.Juli 2015).

Oder wie es der Teamchef im LAOLA1-Interview nennt: „Für die Jungs ist es der letzte Schritt, um dann im Erwachsenen-Fußball Fuß zu fassen.“

Die Gegner, mit denen es die ÖFB-Talente in der Eliterunde (wovon nur der Sieger zur EM fährt) zu tun bekommen, können sich sehen lassen: Schottland (26.3., 19 Uhr, in Schwechat), Kroatien (28.3., 14:30 Uhr, Wiener Neustadt) und Italien (31.3., 13 Uhr, Austria-Akademie).

Vor dem Start ins Turnier spricht Stadler über die Gegner und die Entwicklung einiger seiner Spieler, wie etwa Real-Madrid-Legionär Philipp Lienhart.

LAOLA1: Eine EM-Eliterunde im Wiener Raum steht auf dem Programm. Da werden Erinnerungen wach.

Hermann Stadler: Vor zwei Jahren haben wir mit der U17 im Wiener Raum gespielt. Wenn wir die Platzierung von damals wiederholen können, bin ich zufrieden. Wenn möglich wäre, dass wir es diesmal nicht ganz so spannend machen müssen, wäre es super. Solange es am Ende aber gut ausgeht, ist mir das auch egal (lacht). Von der Papierform her sind die Gegner diesmal aber ungleich stärker.

LAOLA1: Wie schätzen Sie die Gruppe ein?

Stadler: Sie ist sehr interessant und sehr ausgeglichen. Mit Kroatien, Italien und uns sind drei U17-WM-Teilnehmer dabei – das sagt alles über die Stärke dieser Gruppe aus. Alle vier Teams können diese Gruppe gewinnen. Es wird bis zum Schluss extrem spannend. Und es werden Kleinigkeiten entscheidend sein. Wer die wenigsten Fehler macht, wird am Ende ganz oben stehen. Für die Jungs ist es der letzte Schritt, um dann im Erwachsenen-Fußball Fuß zu fassen.

LAOLA1: Was ist von den Schotten zu erwarten? Die sind der vermeintlich schwächste Gegner.

Stadler: Da darf man sich nicht täuschen lassen! Es wäre der erste Fehler, das zu tun. Die muss man erst einmal besiegen. Sie spielen extrem aggressiven Fußball, sind lauf- und kampfstark. Wenn wir irgendwen auch nur ansatzweise unterschätzen, haben wir schon Schiffbruch erlitten.

LAOLA1: Was können die Kroaten?

Stadler: Die haben vier Italien-Legionäre, einer spielt bei Ajax, Ante Roguljic und Duje Caleta-Car stehen bei Red Bull unter Vertrag, Marko Maric ist Rapid-Tormann und bei Dinamo Zagreb und Hajduk Split spielen einige bei den Profis. Sie haben hervorragende Einzelspieler. Aber man muss abwarten, wie sie sich als Mannschaft präsentieren.

"Lienhart hat ein Jahr hinter sich – von 0 auf 100!"

LAOLA1: Konrad Laimer spielt auch regelmäßig…

Stadler: …und das nicht schlecht! Er hat auch in der Europa League tadellose Leistungen gebracht. Wenn man bedenkt, dass er ein Jahr jünger ist, als seine U19-Kollegen, ist das bemerkenswert.

LAOLA1: Negatives aus Salzburg sind die Fälle Stefan Peric und Daniel Ripic, die ihren Vertrag mit Red Bull nicht auflösen wollten, um einen neuen mit dem FC Liefering zu unterschreiben und deshalb nicht mehr in der Ersten Liga eingesetzt werden.

Stadler: Da gab es vielleicht Missverständnisse, aber ich will mich da gar nicht einmischen. Jetzt müssen sie halt in der U18 ihre Leistungen bringen. Es verbietet ihnen niemand, dort gut zu spielen und super zu trainieren. Die EM-Quali-Eliterunde ist für sie eine Riesenchance, um sich wieder in den Vordergrund zu stellen. Wenn ich da jemanden noch extra motivieren muss, hat er sowieso den Beruf verfehlt. Aber diese beiden freuen sich schon extrem, mit ihnen wird sicher zu rechnen sein.

LAOLA1: Wie haben Sie die Entwicklung von Philipp Lienhart erlebt?

Stadler: Vor zwei Jahren war er dritter Innenverteidiger bei den Rapid Amateuren und eigentlich nirgends ein Thema. Dort hat er sich dann gut entwickelt, war ein, zwei Mal bei uns und anschließend bei der U19-EM in Ungarn, wo er extrem gute Leistungen gebracht hat. Auch U21-Teamchef Werner Gregoritsch hat nur Positives von ihm berichtet. Bei Real Madrid ist er auf dem Sprung von der U19 in die zweite Mannschaft und hat auch schon bei den Profis trainiert. Er hat ein Jahr hinter sich – von 0 auf 100! Ich halte extrem große Stücke auf ihn. Er hat sich menschlich, körperlich und fußballerisch super entwickelt. Er hat eine große Karriere vor sich, wenn er am Boden bleibt. Der ist ein Kandidat für höhere Aufgaben. Aber man darf nicht den Fehler machen, den ganzen Druck auf ihn abzuwälzen. Er ist einer von 18 Spielern in dieser U19. Es wäre falsch, das ganze Augenmerk auf ihn zu richten.

LAOLA1: Wenn sich die U19 für die Europameisterschaft qualifiziert, wird es schwierig mit den Abstellungen, weil ja kurz davor die U20-WM ist.

Stadler: Das ist ein Luxusproblem, das ich gerne habe. Wenn wir es schaffen, ist es für den österreichischen Fußball eine super Werbung. Und wir würden dann auch einen Weg finden, wie wir die Spieler aufteilen. Aber darüber zerbreche ich mir jetzt nicht den Kopf. Zuerst müssen wir einmal die Eliterunde spielen und die Quali schaffen.

Das Gespräch führte Harald Prantl


Der U19-Kader:

Tor: HADZIKIC Osman (FK Austria Wien), SCHLAGER Alexander (RB Leipzig)

Abwehr:
BAUMGARTNER Dominik (SV Horn), DOMEJ David (HNK Hajduk Split), GLUHAKOVIC Petar (FK Austria Wien), HAAS Manuel (FC Red Bull Salzburg), LIENHART Philipp (Real Madrid), PERIC Stefan (FC Red Bull Salzburg), JONOVIC Stefan (FL Austria Wien)

Mittelfeld: ENDLICHER Michael (FK Austria Wien), GRBIC Adrian (VfB Stuttgart), HONSAK Mathias (FC Red Bull Salzburg), HORVATH Sascha (FK Austria Wien), LAIMER Konrad (FC Red Bull Salzburg), ROSENBERGER Benjamin (SK Sturm Graz), TURSCH Lukas (SV Horn)

Angriff: KVASINA Marko (FK Austria Wien), RIPIC Daniel (FC Red Bull Salzburg)

LAOLA1: Und die Italiener?

Stadler: Eine extrem kompakte, defensiv super organisierte Truppe mit guten Einzelspielern. Sie waren U17-Vize-Europameister. Für mich sind sie leichter Favorit auf den Gruppensieg. Wenn wir einen guten Tag erwischen, sind wir aber sicher mit jeder dieser Nationen voll auf Augenhöhe. Wir müssen uns nicht verstecken. Wir haben im September gegen die Schweiz 1:4 verloren und drei Wochen später gegen Deutschland 5:1 gewonnen – wir sind nicht so schlecht, dass wir gegen die Schweiz 1:4 verlieren, aber auch nicht so gut, dass wir immer 5:1 gegen Deutschland gewinnen. Es muss einfach alles passen.

LAOLA1: An Selbstvertrauen wird es der Mannschaft nach diesem Sieg gegen Deutschland nicht mangeln.

Stadler: Das war vor fünf Monaten! Seither hatten wir – im Gegensatz zu unseren aktuellen Quali-Gegnern – keinen Lehrgang mehr. Das ist eine lange Zeit. Aber ich vertraue meiner Mannschaft.

LAOLA1: Wie zufrieden sind Sie mit der Spielzeit, die die Burschen in der Zwischenzeit bei ihren Vereinen gekriegt haben?

Stadler: Es könnte immer mehr sein. Aber es ist ja kein Wunschkonzert. Man muss auch mal zufrieden sein, darf nicht immer nur jammern. Wenn man sich die Entwicklung von Marko Kvasina und Konrad Laimer ansieht…

LAOLA1: Hat es Sie überrascht, wie sich Kvasina in den vergangenen Monaten entwickelt hat?

Stadler: Das ist extrem schnell gegangen. Er hat eine sehr positive, professionelle Einstellung, gibt immer Gas. Es freut mich extrem für den Burschen. Alle haben geglaubt, dass er nicht so der Feinmechaniker ist. Aber man sieht, wohin man kommen kann, wenn man mehr macht als alle anderen, wenn man zusätzlich trainiert. Die, die glauben, sowieso schon super zu sein, und deswegen nicht hart an sich arbeiten, werden von jüngeren Spielern überholt und bleiben über.