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"Keinen vorzeitigen Optimismus aufkommen lassen"

Leo Windtner steht unmittelbar vor dem Höhepunkt seiner bisherigen Amtszeit als ÖFB-Präsident. Die österreichische Fußball-Nationalmannschaft greift nach ihrer ersten Turnier-Teilnahme seit 2008, schon ein Sieg am Samstag im Heimspiel gegen die Republik Moldau könnte das Ticket für die EM 2016 bedeuten.

Von verfrühter Euphorie will der Oberösterreicher aber nichts wissen, wie er im Gespräch mit der APA betonte.


Frage: Spricht noch irgendetwas gegen eine EM-Teilnahme des österreichischen Nationalteams?

Windtner: "So lange wir es noch nicht mathematisch abgesichert haben, heißt es, sich voll darauf zu konzentrieren, dass wir die nötigen Punkte holen. Wir wollen in keiner Weise vorzeitigen Optimismus aufkommen lassen, auch wenn es durchaus realistisch ist, dass wir es schaffen. Doch wir müssen den Ball flach halten. Die Moldauer sind sicher kein leichter Gegner, sie haben in Russland einen Punkt geholt, daher ist das Spiel am Samstag alles andere als eine 'gmahte Wiesn'. Bisher ist die Qualifikation aufgrund großartiger Leistungen und auch Spielglück optimal gelaufen, aber es gibt nie die Garantie, dass etwas zu einem Selbstläufer wird."

Frage: Auch wenn der EURO-2016-Start noch nicht endgültig fixiert ist - inwieweit laufen beim ÖFB bereits die Vorbereitungen für ein EM-Antreten?

Windtner: "Natürlich muss man gewisse Vordispositionen treffen, alles andere wäre verantwortungslos. Doch alles wird erst definitiv, sobald die EM-Teilnahme gesichert ist."

Frage: Offen ist auch noch, wie es mit Marcel Koller nach einem möglichen EM-Start weitergeht. Werden Sie eine vorzeitige Vertragsverlängerung des Teamchefs anstreben?

Windtner: "Dieses Thema werden wir in Angriff nehmen, wenn die EM-Teilnahme unter Dach und Fach ist. Wir werden sicherlich rechtzeitig Gespräche aufnehmen. Derzeit gilt aber die volle Konzentration der Sicherung des EM-Startplatzes. Ich denke nicht an den übernächsten, sondern nur an den nächsten Schritt."

Frage: Sie wurden für die Bestellung Kollers zum Teamchef hart kritisiert. Wie groß ist nun nach den jüngsten Erfolgen die Genugtuung?

Windtner: "Ich würde nicht von Genugtuung sprechen, aber es ist eine Bestätigung der Entscheidung. Die hat damals einige Courage gebraucht, doch ich war überzeugt von der Richtigkeit dieser Entscheidung. Dass es so aufgegangen ist, ist für den gesamten österreichischen Fußball erfreulich."

Frage: Hat Koller den Hauptanteil am aktuellen Aufschwung?

Windtner: "Man kann das nicht auf einen Faktor zurückführen. Tatsache ist, dass wir eine wirklich gute Generation von Spielern haben, die in Top-Ligen Stammspieler und Leistungsträger sind und sich zu tollen Charaktertypen entwickelt haben. Es ist aber auch Koller und seinen Mitarbeitern gelungen, das Teambuilding so voranzutreiben, dass die Mannschaft eine geschlossene Einheit darstellt. Das alles zusammen hat den Erfolg ergeben."

Frage: Bei Nationalmannschaften aus Ländern mit ähnlicher Größe wie Österreich war in der Vergangenheit oft erkennbar, dass sie ein Top-Niveau nur eine gewisse Zeit halten konnten. Wie kann man beim ÖFB darauf einwirken, dass der Aufwärtstrend nachhaltig ist?

Windtner: "Wir müssen die Kontinuität in der Ausbildung sicherstellen und den österreichischen Weg konsequent weitergehen. Das ist die einzige Chance, um auch in Zukunft so viele Talente zu produzieren, die ihren Weg machen."

Frage: Kann man die derzeitige Stärke des Nationalteams nur auf die Ausbildung in Österreich reduzieren? So mancher Teamspieler hat diese Ausbildung gar nicht oder nur relativ kurz durchlaufen.

Windtner: "Aber die überwiegende Mehrheit hat sie absolviert. Und wenn ausländische Großclubs unsere Talente schon mit 16 abwerben, ist das auch ein Indiz dafür, dass eine Top-Arbeit geleistet wird."