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"Wir wollen uns keine Grenzen setzen"

Mit Baskenmütze und Baguette in der Hand betrat Teamchef Marcel Koller unter großem Applaus die Presseräumlichkeiten im Happel-Stadion.

„Jetzt kann ich offiziell verkünden: Frankreich, wir kommen!“, waren die ersten Worte des Schweizers.

Die Erleichterung, der Stolz und die Nachwehen der langen Nacht standen ihm dabei sichtlich ins Gesicht geschrieben – genauso wie die Vorfreude auf die EURO 2016.

LAOLA1 hörte bei der Nachbetrachtung des historischen Erfolgs aufmerksam zu.

MARCEL KOLLER…

… AUF DIE FRAGE, OB ER DAS GESCHAFFTE SCHON REALISIERT HAT:

Ein bisserl schon. Ich habe heute Mittag auf die Tabelle geschaut und muss schon sagen, dass es eine unheimliche Leistung war. Ich bin froh, denn ich musste längere Zeit betonen, dass wir noch nicht bei der EM, aber auf einem guten Weg sind. Doch jetzt kann ich offiziell verkünden: Frankreich, wir kommen! Es macht unglaublich Spaß, mit diesem Team zu arbeiten – nicht nur mit den 23 Spielern, sondern  auch mit dem Betreuerteam und dem ganzen Umfeld. Alles hat sich in den letzten vier Jahren unheimlich entwickelt. Wir sind nach vorne gekommen. Die Spieler haben sich als Freunde gefunden. Sie kommen alle irrsinnig gerne zum Team. Diese Begeisterung spüren wir am Platz und die ist dementsprechend wichtig. Wenn du vorne mitspielen willst, musst du sehr viel laufen. Wir haben erst drei Gegentore bekommen, das ist ein Verdienst des ganzen Teams. Oft kritisiere ich unsere Außenspieler Marko Arnautovic und martin Harnik, aber was die beiden gestern wieder abgespult und nach vorne geleistet haben, ist toll. Das zeichnet uns aus und bereitet sehr viel Freude.

… ÜBER DIE ENTWICKLUNG DES UMFELDS:

Wir sind sehr eng zusammengerückt. Da wir innerhalb des Kaders wenige Veränderungen hatten, konnten wir darauf aufbauen. Es wurden Dinge, die man ansprechen und verbessern muss, gefestigt. Es ist alles professioneller geworden, obwohl es noch immer Verbesserungspotenzial gibt. Die Spieler müssen meine Ideen verinnerlichen, müssen sie am Platz umsetzen. Das Konzept, den Spielern zu vertrauen und auf sie zu bauen, hat sich voll ausgezahlt. Ich freue mich, dass die Jungs den Lohn der Arbeit nun ernten können.

…AUF DIE FRAGE, WELCHE ECKPFEILER ER IM SYSTEM KOLLER NENNEN WÜRDE:

Im taktischen Bereich war es am Anfang so, den Spielern zu vermitteln, wie wir in der Defensive auftreten wollen bzw. in der Offensive aufzutreten haben. Das geht nicht von heute auf morgen. Es braucht Zeit und braucht vor allem Spiele im Nationalteam. Schließlich hast du nur alle zwei Monate ein Match. Das zu reflektieren, ist gut aufgenommen worden. Die Spieler haben gesehen, dass man damit erfolgreich sein kann. Außerdem war es wichtig, eine Wohlfühloase zu schaffen. Jeder Spieler muss gerne zum Team kommen, muss sich darauf freuen – nicht nur die, die im Klub weniger spielen, sondern auch die, die im Ausland regelmäßig zum Zug kommen. Da gibt es Regeln, die man befolgen muss. Das ist manchmal schon schwierig, weil du diese Vorgabe permanent umsetzen musst. Die Jungs sind ja zwischen 18 und um die 30 Jahre herum. Die haben schon auch noch die eine oder andere Flausel im Kopf. Da muss man schauen, dass es geregelt abläuft.

… ÜBER DIE FEIERLICHKEITEN IN DER NACHT:

In der Kabine war nicht viel Zeit, weil wir schnell aufbrechen mussten. Es gab auch keinen Alkohol mehr. Danach haben wir ein paar Spieler im Hotel abgeladen und sind dann zum Flughafen. Dort war es relativ kurz und knackig. Im Flieger haben wir uns gefreut und gefeiert. Es war für mich fantastisch, morgens um 4:00 Uhr so viele Leute am Flughafen zu sehen. Wir wussten nicht, ob und wieviele Fans kommen. Doch beim Gepäcks-Bereich haben wir sie schon gehört. Dieser Empfang, mit dieser Begeisterung, war unglaublich.

…ÜBER DIE MITTLERWEILE INTERNATIONALE ANERKENNUNG DES ÖFB-TEAMS:

Das bedeutet uns sehr viel. Österreich war lange nicht bei einer Endrunde, deswegen ist diese Qualifikation nicht nur für das Team sondern das ganze Umfeld schön. Doch es geht weiter. Wir dürfen uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen, sondern müssen es weiter bestätigen. Das war und ist das Ziel. Wir wollen uns festigen. Das ist die Aufgabe für die nächsten Monate.

…AUF DIE FRAGE, WIE SCHWER ES IST, DASS DIE EUPHORIE NICHT IN LEICHTSINN ÜBERGEHT:

Ich bin jetzt schon länger in Österreich und hatte immer mit dieser Euphorie oder besser gesagt mit diesem falschen Optimismus zu kämpfen. Daher war es wichtig, nur von Spiel zu Spiel zu schauen – auch wenn es eine Plattitüde ist, ist es entscheidend. Du fängst vor jeder Partie bei Null an. Die Partie davor bringt nichts mehr. Alles muss erarbeitet werden. Die Spieler müssen die Kilometer abspulen, müssen die Zweikämpfe gewinnen… Das ist vom Team sehr gut aufgenommen worden. Was die Medien schreiben, können wir aber sowieso nicht beeinflussen. Wichtig ist, dass im Team der Kopf klar ist. Auf Wolke sieben schweben oder Hochrechnungen machen, bringt rein gar nichts.

… AUF DIE FRAGE, OB IHN DIE SOUVERÄNITÄT DER MANNSCHFT IN DER LAUFENDEN QUALI VERBLÜFFT:

Nicht ganz, weil ich ein akribischer Arbeiter bin und noch immer das eine oder andere sehe. Es macht mich aber sehr stolz, dass wir so dominant auftreten. In der Vergangenheit wurde immer wieder erwähnt, dass wir auswärts nicht spielen können und nur eine Heimmacht sind. Doch diese Mannschaft hat gezeigt, dass sie auch auswärts sehr präsent ist. Dafür sind diese Spiele wie in Russland oder Schweden aber auch wichtig, um Selbstvertrauen und Sicherheit zu bekommen. Das waren Meilensteine.

… AUF DIE FRAGE, OB DIE FIXE EM-TEILNAHME NUN SPIELRAUM FÜR EXPERIMENTE IM KADER ZULÄSST:

So weit bin ich noch nicht. Das müssen wir überlegen. Es ist aber wichtig, dass, wenn die Leistung passt, nicht viele Änderungen vorgenommen werden. Neue Spieler bedeuten Veränderung. Wenn jemand neu dazukommt, musst du ihm jene Aufgaben übermitteln, die andere schon seit vier Jahren hören. Das geht nicht in ein zwei Lehrgängen. Wir werden aber die Augen offen halten. Es ist immer abhängig von der Leistung der Spieler. Wir werden alles Abwägen. Im Dezember kennen wir auch unsere Gruppengegner. Dementsprechend kann man das eine oder andere noch dazu nehmen. Schlussendlich wollen wir mit den Besten nach Frankreich.

… ÜBER DIE BEDEUTUNG DES FUßBALLS IN ÖSTERREICH IM VERGLEICH ZU ANDEREN LÄNDERN:

England oder Deutschland – das sind andere Ligen. Das kann man nicht vergleichen. Der Österreicher schaut gerne über die Grenzen, aber wenn wir unsere Stadion-Situation betrachten, oder den regelmäßigen Erfolg bei Endrunden überprüfen, gibt es etliche Möglichkeiten, um sich weiterzuentwickeln. Jeder Bundesligist versucht mit seinen Mitteln, das Beste herauszuholen. Man kann aber immer noch mehr machen. Wenn man mit Euphorie und Enthusiasmus dabei ist, lassen sich Dinge nach vorne entwickeln. Das Image des Fußballs im Land steigt, wenn man Erfolge feiern kann. Der Fußball hat viel Kraft und Power.

… ÜBER ANSTEHENDE GESPRÄCHE ÜBER EINEN MÖGLICHEN NEUEN VERTRAG:

Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Schauen wir, was passieren wird.

… AUF DIE FRAGE, OB ER SCHON EIN EM-QUARTIER IM AUGE HAT:

Der „Katalog“ ist dick. Wir haben auch das eine oder andere bereits angeschaut. Aber zuerst müssen wir darüber intern reden, bevor wir eine Entscheidung abgeben.

 

Martin Wechtl

… AUF DIE FRAGE, WELCHES AUSMAß DER HISTORISCHE ERFOLG FÜR ÖSTERREICH HAT:

Ich habe dem Team schon vor geraumer Zeit mitgegeben, dass es Geschichte schreiben kann. Die jetzige Mannschaft ist in jene Sphären gestoßen, von denen in der Vergangenheit immer geredet wurde. Jetzt kann man seinen Enkeln von diesem Team erzählen. Doch wir wollen weiterarbeiten, denn ich bin noch nicht zufrieden. Meine Aufgabe ist es, das dem Team zu vermitteln. Wir wollen uns nach oben keine Grenzen setzen. Wir befinden uns in einem Bereich, wo alles sehr eng ist. Wir müssen die Konstanz reinbringen, um auf diesem hohen Level zu spielen. Wir wollen alle mitnehmen, nicht nur die Elf, die am Platz steht. Das gibt uns mehr Möglichkeiten. Daher ist es wichtig, die Jungen mitzunehmen, damit sie gerüstet sind, wenn ein Älterer aufhört.

… AUF DIE FRAGE, WELCHE HERAUSFORDERUNGEN BIS ZUR EM AUF DAS TEAM UND DEN TEAMCHEF ZUKOMMEN:

Es sind noch zwei EM-Quali-Spiele. Im November gibt es ein Trainingslager mit einem zusätzlichen Match. Es gilt die Vorbereitung auf Frankreich zu planen. Das ist nicht einfach, weil die Spieler in verschiedenen Ligen spielen. Es ist wichtig, dass jeder vor der Endrunde sehr gut regeneriert. Da haben wir aber keine Erfahrung. Wir wissen nicht, wie es abläuft. Das müssen wir gut besprechen, damit das Optimum herausgeholt wird.

… AUF DIE FRAGE, OB DIE QUALI DAS HIGHLIGHT SEINER TRAINERKARRIERE WAR:

Das ist der größte Erfolg. Bei einem Meistertitel mit einem Klub gibt es auch viele Emotionen. Es wird die Arbeit eines ganzen Jahres belohnt. Doch das Nationalteam steht über allem. Ich freue mich, das erreicht zu haben und dabei sein zu dürfen.

Was Wie, Wo, Wann
EM-Endrunde
  1. Juni bis 10. Juli 2016 in Frankreich
Orte Bordeaux, Lens, Lille, Lyon, Marseille, Nizza, Paris, St. Denis, Etienne, Toulouse
Teilnehmer erstmals 24 (bislang fix: FRA, ENG, CZE, ISL, <span style=\'color: #ff0000;\'>AUT)
Auslosung
  1. Dezember 2015 in Paris
Gruppen 6 zu je 4 Teams
Aufsteiger Beide Gruppenersten plus die vier besten Dritten
K.o.-Runde Achtelfinale startet ab 25.6.
Tickets Sind für die Fans der Teilnehmer nach der Auslosung wieder erhältlich
EM-Quali Rest 9.10. MNE (a), 12.10. LIE (h)
Test Mitte November in Österreich (wohl gegen die Schweiz)
TR-Lehrgang 21.3.-29.3. - zwei Tests möglich
Bundesliga Start 2016: Frühjahrsstart: 6.2. statt 13.2., MS-Ende am 15.5. statt 26.5.
Cup-Finale 21./22.5. statt 29.5.
EM-Vorbereitung Ende Mai, Abstellungspflicht: 30.5.
EM-Kader Bekanntgabe des 23-Mann-Kaders am 31. Mai