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Sharifi mit lauter Kritik am russischen Teamchef

Sharifi mit lauter Kritik am russischen Teamchef

Geht es nach Naim Sharifi, dann darf sich die österreichische Fußball-Nationalmannschaft am Samstag (18.00 Uhr) in der EM-Qualifikation gegen Russland berechtigte Hoffnungen auf einen Sieg machen.

"Die Österreicher sind leichter Favorit", behauptete der russische Legionär von Sturm Graz vor der Partie im ausverkauften Wiener Happel-Stadion.

Laute Kritik an Capello

Laut Sharifi sprechen einige Aspekte für einen Erfolg der ÖFB-Kicker. "Sie haben viel Selbstvertrauen und in der Tabelle zwei Punkte Vorsprung, das ist ein psychologischer Vorteil. Und es ist ein Heimspiel mit großer Unterstützung der Fans." Selbst die Verletzung von David Alaba ändere nichts an der Favoritenstellung der Österreicher. "Es gibt viele gute Spieler, die ihn ersetzen können."

Eine weniger hohe Meinung als über die ÖFB-Elf hat Scharifi über das Nationalteam seines Heimatlandes, vor allem nach dem enttäuschenden Heim-1:1 im Oktober gegen die Republik Moldau. "In diesem Match war kein System erkennbar. Wenn ein Gegner so defensiv agiert, muss man eine andere Variante finden, auch vonseiten des Trainers."

Einwechslungen "hat niemand verstanden"

Kritik am russischen Teamchef Fabio Capello übte Sharifi unter anderem wegen dessen unglücklicher Einwechslungen gegen die Moldauer. "Die hat niemand verstanden. Ein EM-Qualifikationsspiel ist kein Platz für Experimente", meinte der 22-Jährige.

Capello besitzt in Russland einen Vertrag bis zur Heim-WM 2018. "Aber ich glaube nicht, dass er da noch Teamchef ist. Vier Jahre sind im Fußball eine lange Zeit, da kann viel passieren", sagte Sharifi.

Sollten sich die Resultate nicht bald bessern, könnte der angeblich bestbezahlte Nationaltrainer der Welt demnächst seinen Arbeitsplatz los sein. "Russland investiert unheimlich viel Geld in den Fußball, auch in den Trainerstab der Nationalmannschaft. Da muss der Erfolg schnell kommen", erklärte der Rechtsverteidiger.

EM 2008 als Maßstab

Der italienische Star-Coach schaffte zwar mit Russland souverän die Qualifikation für die WM, geriet danach jedoch wegen seiner defensiven Spielweise beim Turnier in Brasilien unter Beschuss. "In Russland will man einen schönen und offensiven Fußball sehen, so wie bei der EM 2008", erzählte Sharifi.

Dabei besteht laut dem Tadschiken kein Zweifel an Capellos Kompetenz. "Er ist ein Trainer mit großer Qualität und Erfahrung." Dies scheint aber mittlerweile zu wenig zu sein. "Vielleicht ist er in seinem Job schon etwas müde. Das Leben in Russland ist eben etwas anderes als zum Beispiel in Italien."

Sharifi zeichnet düsteres Bild

Die aktuellen Probleme im russischen Fußball haben aber weniger mit Capello als vielmehr mit der Einstellung der russischen Kicker zu tun, vermutete der im Aufbautraining befindliche Sturm-Kicker. "Russen können sich in großen europäischen Fußball-Nationen nur schwer integrieren. Im Ausland müssten sie jeden Tag profihaft arbeiten, was für die russische Mentalität schwierig ist. Und in Russland verdienen sie auch noch mehr Geld", meinte Scharifi.

Kurzfristige Besserung sei nicht in Sicht. "Die ganz großen Talente gibt es derzeit in Russland nicht", erklärte der Österreich-Legionär. Schuld daran sei auch die mangelnde Geduld der Spitzenvereine mit Eigenbau-Spielern und die schlechte Infrastruktur vieler russischer Klubs.