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Prödls Plädoyer für Legionäre auf der Bank

Prödls Plädoyer für Legionäre auf der Bank

Sebastian Prödl kennt die Schweden.

Der Innenverteidiger von Werder Bremen stand bei beiden Spielen gegen die Skandinavier in der abgelaufenen WM-Qualifikation am Platz. Am Montag trifft der 27-Jährige mit dem Nationalteam erneut auf Zlatan Ibrahimovic und Co.

Ob er dabei wieder 90 Minuten lang zum Einsatz kommt, steht noch in den Sternen. Der Steirer hat auf seiner Position mit Aleksandar Dragovic und Martin Hinteregger starke Konkurrenz bekommen. Zudem musste er am Donnerstagvormittag aufgrund einer Muskelverspannung vorsichtshalber das Training abbrechen.

Prödl gibt sich im Interview mit LAOLA1 dennoch zuversichtlich: „Ich denke schon, dass ich mir berechtige Hoffnungen auf einen Einsatz von Beginn an machen kann.“

Abseits der Situation im ÖFB-Abwehrzentrum spricht der Bremer über den Vorsprung der Legionäre, die Qualitäten von Robert Almer und warum jeder junge, talentierte Österreicher den Sprung ins Ausland wagen sollte.

LAOLA1: Um Ibrahimovic gab es zuletzt immer wieder Gerüchte, er könnte den EM-Qualifikations-Auftakt verletzungsbedingt verpassen. Nun hat er am Wochenende gegen Evian aber sein Comeback gegeben und gleich drei Tore erzielt. Wie wichtig ist der Superstar im Teamgefüge eures Gegners?

Sebastian Prödl: Er ist das Um und Auf bei Schweden, der beste Torschütze und Kapitän. Sein Ausfall wäre jedem Gegner von Schweden entgegengekommen. Aber es geht nicht um Österreich gegen Ibrahimovic, sondern um Österreich gegen Schweden. Natürlich ist Ibrahimovic ein eigenes Kaliber, aber wir haben das letzte Heimspiel gegen sie gewonnen, obwohl er dabei war. Es hängt viel von ihm ab, jedoch nicht alles. Für uns geht es darum, eine vernünftige Basis für die Qualifikation zu schaffen und auch einen guten Spielstil zu pflegen.

LAOLA1: In den letzten Testspielen seid ihr oft tiefer gestanden, als das in der WM-Qualifikation der Fall war. Besteht die Gefahr, dass der Plan A, das hohe Angriffspressing, unter diesem Plan B etwas gelitten hat?

Prödl: Wir müssen facettenreicher werden. Das hat man in der letzten Qualifikation gesehen. Es gibt keinen besseren Zeitpunkt, als das in Testspielen auszuprobieren. So gewinnt der Trainer Erkenntnisse. Er hat nicht nur elf Spieler zur Verfügung, die er am Spielfeld aufstellt, sondern 18 oder 21. Da kann er durchprobieren und auch neue Taktiken testen. Es geht darum, dass wir flexibler werden, auch während des Spiels einmal taktisch umstellen und eine neue Waffe auspacken. Mittelfristig wird uns das stärker machen, auch wenn es in den letzten Spielen vielleicht nicht so attraktiv ausgesehen hat, wie teilweise in der letzten Qualifikation.

LAOLA1: Liegt es dir persönlich mehr, wenn ihr hoch oder tief steht?

Prödl: Fußball ist ein Mannschaftssport. Das Zusammenspiel muss funktionieren. Wenn du offensives Pressing spielst und alle machen mit, dann bist du hinten sehr gut aufgehoben, wie man am erfolgreichen Stil von Salzburg sieht. Es kann aber natürlich auch mit einer tiefen Defensiv-Linie funktionieren, wie beispielsweise Chelsea immer wieder gezeigt hat. Wichtig ist, dass die ganze Mannschaft das System verinnerlicht hat. Wenn alle das gleiche Gefühl und die gleichen Gedanken haben, dann ist es egal, welchen Spielstil man pflegt. Du musst dich nur auf die Mentalität innerhalb des Systems einstellen. Ich habe keine Präferenzen, ob wir nun hoch oder tief stehen.

LAOLA1: In der Abwehr ist auch das Zusammenspiel mit dem Torwart sehr wichtig. Durch Robert Almers Wechsel zu Hannover sind um diese Position im ÖFB-Team erneut Fragezeichen aufgetaucht. Wie siehst du die Diskussionen um die Torhüter-Frage?

Prödl: Meiner Meinung nach ist es immer wichtig, dass der Spieler auf höchstem Niveau trainiert. Robert hat einen neuen Verein in der Bundesliga gefunden. Das ist ein gutes Zeichen für ihn, auch wenn er aktuell nur die Nummer zwei ist. In Österreich herrscht oft die Annahme, dass ein Spieler, der in der deutschen Bundesliga nicht in der Startelf steht, schlechter ist als einer, der in Österreich regelmäßig zum Einsatz kommt. Das ist ein Irrglaube. Wenn jemand nicht die Qualität besitzt, hätte er es gar nicht erst in die ausländische Liga geschafft. Natürlich weiß auch Robert Almer Bescheid, dass er im Nationalteam einen guten Stand hat, den er sich mit starken Leistungen erarbeitet hat. Es ist die Entscheidung vom Teamchef, wen er schlussendlich aufstellt. Wir Spieler vertrauen allen drei Torhütern, mit denen wir gemeinsam trainieren.

LAOLA1: Im ÖFB-Team ist der Konkurrenzkampf speziell in der Innenverteidigung sehr groß. Rechnest du gegen Schweden mit einem Einsatz?

Prödl: Der Trainer hat in den letzten Spielen sehr viel gewechselt und ausprobiert. Ich denke schon, dass ich mir berechtige Hoffnungen auf einen Einsatz von Beginn an machen kann. Ich gehe das Ganze aber mit der nötigen Ruhe an. In meiner Karriere habe ich schon sehr viel Erfahrung gesammelt, die ich hier einbringen kann. Natürlich gibt es einen großen Konkurrenzkampf, aber  mein Ziel ist ein Platz in der Startelf und ich denke, dass ich gute Chancen habe.

LAOLA1: Einer deiner Konkurrenten heißt Martin Hinteregger. Was hältst du vom jungen Salzburger Verteidiger?

Prödl: Mittlerweile kenne ich ihn schon ganz gut. Er war jetzt schon öfter dabei, hat gute Leistungen abgeliefert. Sicher ist er ein Spieler mit viel Potenzial. Ich würde ihm aber aus eigener Erfahrung empfehlen, dass er sich das Ausland zum Ziel setzt. Natürlich ist Salzburg ein attraktiver Verein, aber es geht darum, in jeder Runde auf internationalem Niveau zu spielen und nicht nur ein paar Mal unter der Woche im Europacup. Ich denke, dass jeder junge Österreicher einen Karrieresprung ins Ausland zum Ziel haben sollte.

LAOLA1: Marcel Koller hat die Dreierkette zuletzt im LAOLA1-Interview als Option nicht ausgeschlossen. Du hast bei der EURO 2008 bereits einmal im Nationalteam diese Variante kennen gelernt. Würdest du so ein System begrüßen?

Prödl: Es hat mir imponiert, wie manche Mannschaften bei der WM mit einer Dreierkette aufgespielt haben. Ich sehe jetzt keinen generellen Trend, aber manche Mannschaften werden das Spiel mit drei Innenverteidigern schon ausprobieren. Das macht das eigene Team einfach unberechenbarer und könnte auch eine Alternative für das ÖFB-Team sein.  Unser Teamchef hat sich darüber sicher Gedanken gemacht und diese Option auf dem Radar. In diesem Lehrgang haben wir ein paar Tage Zeit, auch so etwas auszuprobieren. Vielleicht muss man innerhalb eines Spiels einmal mit einer Dreierkette auf den Gegner reagieren. Bei der EURO 2008 habe ich damit gute Erfahrungen gemacht. Wir haben damals mit der Dreierkette tolle Spiele abgeliefert.

LAOLA1: Wäre es eine große Umstellung für euch Abwehrspieler?

Prödl: Das ist bloße Einstellungssache, aber natürlich wäre es nicht einfach. Du brauchst ein zweikampfstarkes Zentrum und vor allem die zwei Außenspieler sind sehr wichtig. Sie müssen die Linie sowohl offensiv als auch defensiv beackern. Die dazu nötigen Spieler sehe ich bei uns im Team. Also die Typen für so ein System wären vorhanden. Wir könnten es einmal ausprobieren.

LAOLA1: Danke für das Gespräch.

 

Das Interview führte Jakob Faber