news

"Wir von der Bank brennen natürlich auf Einsätze"

Mit seinem Trikot im Arm präsentierte sich Marcel Sabitzer nach dem 3:2-Erfolg des ÖFB-Teams in Montenegro der Presse.

Von einem Siegtor für Österreich träumt man wohl bereits als 10-jähriger Bub. So gesehen war es ein spezielles Erlebnis, auch wenn das Match keinen entscheidenden Charakter mehr im Hinblick auf die EM-Qualifikation hatte.

„Einen Ehrenplatz wird das Dress nicht bekommen, übertreiben brauchen wir es auch nicht. Aber es war sicher ein super Moment. Ich denke, es wird an irgendein Familienmitglied gehen“, stellte der 21-Jährige der Verwandtschaft ein Geschenk in Aussicht.

Vielleicht darf sich ja sogar Papa Herfried freuen, der es in sechs A-Team-Einsätzen für Rot-Weiß-Rot auf einen Treffer gebracht hatte.

Bislang eh noch nicht so gut gelaufen“

Für den Sohnemann war es im 14. Länderspiel das dritte Tor. „In Österreich sagt man dazu staubig“, charakterisierte er die Art und Weise, wie er den Ball in der 92. Minute im montenegrinischen Tor unterbrachte.

Die Erleichterung danach war nicht nur wegen des Last-Minute-Sieges groß. Gleich in der ersten Liga-Partie für Neo-Arbeitgeber RB Leipzig hatte Sabitzer gescort. In den folgenden neun Saison-Spielen ließ er jedoch nur noch einen Treffer folgen, und das obwohl er in jeder einzelnen Begegnung in der Startformation stand.

„Es ist in dieser Saison bislang eh noch nicht so gut gelaufen, was die Tore betrifft, von dem her tut dieser Treffer natürlich gut. In den letzten Länderspielen habe ich ein, zwei Chancen ausgelassen, diesmal ging der erste wieder an die Stange, aber Gott sei Dank war der zweite dann drinnen“, atmete die Offensivkraft auf.

Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Gehäuse gehört eigentlich zu den Markenzeichen des Steirers. Neben 16 Assists steuerte er in der Vorsaison auch 19 Tore auf dem Weg zum Meistertitel von Red Bull Salzburg bei.

Man will ein Zeichen setzen“

Umso gelegener kommt dieses Ausrufezeichen. Denn als Ersatzspieler muss man im Nationalteam jede sich bietende Gelegenheit nutzen, um Werbung in eigener Sache zu betreiben.

„Bestmöglich natürlich mit einem Tor, aber das spielt es leider nicht immer“, verdeutlichte Sabitzer, „aber natürlich will man in der kürzeren oder auch längeren Zeit, in der man spielt, ein Zeichen setzen. Gott sei Dank war der Ball drinnen und ich habe der Mannschaft helfen können.“

Angesichts der derzeit mehr oder weniger in Stein gemeißelten Stammelf wird wohl auch dieses Erfolgserlebnis den Deutschland-Legionär nicht von heute auf morgen in der ÖFB-Hackordnung nach oben spülen.

Seine einzige Chance von Beginn an im Laufe dieser EM-Qualifikation vermochte er beim 2:1 in Moldawien nicht zu nutzen und wurde nach blassen 45 Minuten ausgetauscht.

Wenn wir von der Bank gebraucht werden, sind wir da“

In der Offensive erscheinen Martin Harnik, Zlatko Junuzovic, Marko Arnautovic und Marc Janko unantastbar, auch für den vielseitig einsetzbaren Sabitzer.

Dem ist seine aktuelle Rolle vollends bewusst: „Die erste Elf zeigt ja, dass sie gut ist. Aber wenn ich oder einer der anderen von der Bank gebracht werden, dann sind wir da. Wir brennen natürlich auf Einsätze und freuen uns auch über jede Minute, die wir bekommen.“

In Podgorica musste Sabitzer 81 Minuten lang von außen mitverfolgen, wie sich seine Kollegen schwerer als erhofft taten.

Seine Eindrücke: „Ich würde nicht von angezogener Handbremse sprechen, sondern eher von Unkonzentriertheiten. In der ersten Halbzeit hat es sich nicht gut angefühlt, und wie man sieht, kann es einem jede Nation schwer machen, wenn man nicht bei 100 Prozent ist. Aber in der zweiten Halbzeit war es dann wieder in Ordnung und die drei Punkte sind bei uns.“

Das Debüt-Tor bleibt ganz oben

Am Montag warten nun im Rahmen des Duells mit Liechtenstein die Feierlichkeiten für das gelöste Ticket zur EM-Endrunde in Frankreich.

„Wenn man so eine Qualifikation spielt, hat man sich so eine Party auch verdient, aber zuerst wollen wir die drei Punkte holen und ungeschlagen bleiben. Das zählt für uns“, stellte Sabitzer klar.

Vielleicht mit dem nächsten Erfolgserlebnis für den 21-Jährigen? Schon seinem Debüt-Tor für das Nationalteam im Frühjahr 2014 gegen Island ließ er vier Tage später in Tschechien gleich den nächsten Treffer folgen.

Von der Wertigkeit her rangiert das Premieren-Tor weiterhin ganz oben: „Der erste Treffer ist natürlich schon etwas Besonderes, aber das erste Tor in einer Qualifikation ist auch super.“

Das Trikot vom allerersten ÖFB-Tor befindet sich natürlich auch zu Hause in der Privatsammlung, was man von anderen nicht behaupten kann: „Ich nehme mir immer mein Dress mit, verschenke es aber auch immer wieder, wenn jemand ein Dress von mir will.“


Peter Altmann