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"Der Trainer kann keine Fehlentscheidung treffen"

"Ich glaube, das will sich keiner nehmen lassen!"

Marko Arnautovic hat bereits klargestelt, dass natürlich jeder Spieler gerne die EM-Qualifikations-Party gegen Liechtenstein feiern möchte, und zwar auf dem Feld.

Selbiges gilt tendenziell für die Partie in Montenegro. Teamchef Marcel Koller hat bereits angedeutet, dass für Sentimentalität wenig Platz sei: "Es geht darum, Spiele zu gewinnen. Es ist nicht irgendein Testspiel, sondern ein EM-Quali-Spiel."

Deshalb werde man mit der "aktuell besten Elf" in die Begegnung in Podgorica starten.

Wenngleich das Wort "aktuell" natürlich Spielraum für das eine oder andere Experiment lässt, ist nicht von einer spürbaren Abkehr von der Stammelf auszugehen.

Fairer Anteil am Aufschwung

Und die ist so tief in Stein gemeißelt wie seit vielen, vielen Jahren nicht: Almer - Klein, Dragovic, Hinteregger (Prödl), Fuchs - Baumgartlinger, Alaba - Harnik, Junuzovic, Arnautovic - Janko.

Diese Formation bestritt den überwiegenden Anteil der Matches. Standen alle zur Verfügung, gab es nicht wirklich Diskussionen über die Aufstellung. Diesmal fehlt von den Stammkräften nur Martin Hinteregger.

Für die übrigen Kadermitglieder blieb nur die Einspringer-Rolle, wobei sich hier vor allem Sebastian Prödl, Stefan Ilsanker und Rubin Okotie in Szene setzen konnten.

Montenegro und Liechtenstein sind die letzten beiden Pflichtspiele vor der EURO. Es würde sich also geradezu anbieten, den einen oder anderen Akteur noch einmal zu testen. So gesehen sind Kollers Andeutungen keine gute Nachricht für die Spieler auf den Kaderplätzen 12 bis 23.

Dabei haben auch sie, völlig unabhängig von ihrer Einsatzzeit, ihren fairen Anteil am Aufschwung - und das nicht nur, weil sie mithelfen, die Stimmung im Kader hoch zu halten und das ÖFB-Team zu einer Wohlfühloase zu machen.

"Konkurrenzsituation macht jeden Spieler besser"

Zum Beispiel Prödl, der in diesem Herbst in Abwesenheit Hintereggers wieder sein Ticket für die Startformation gelöst hat, sich davor jedoch in der Innenverteidigung hinter dem Salzburger und Aleksandar Dragovic anstellen musste.

"So eine Konkurrenzsituation in der Nationalmannschaft zu haben, macht jeden einzelnen Spieler von uns besser", betont der Watford-Legionär, wobei er zugesteht, dass es in den wenigen Trainings bei einem Lehrgang schwer sei, an jemandem vorbeizukommen, der gute Leistungen gebracht habe.

Umso wichtiger ist es für die Spieler aus der zweiten Reihe, ihre wenigen Chancen von Beginn an beziehungsweise ihre Möglichkeiten als Einwechselspieler konsequent zu nutzen.

Prödl: "Wir haben eine optimale Ausgangsposition. Der Trainer kann keine Fehlentscheidung treffen. Alle spielen im Moment sehr guten Fußball - wie in Schweden, als Marcel Sabitzer und Jakob Jantscher eingewechselt wurden und direkt ein Tor vorbereitet haben."

Im Hinblick auf die EM ist es wichtig, solche Akzente zu setzen, um näher an die Startelf heranzukommen, sollte eine der Stammkräfte schwächeln oder ausfallen. LAOLA1 schaut sich daher das derzeitige Standing der in Frage kommenden Reservisten an:

RAMAZAN ÖZCAN (31 Jahre/4 Länderspiele/0 Spielminuten in der EM-Quali):

Zwei Freundschaftsspiele bestritt Österreich seit Beginn der EM-Qualifikation, sowohl gegen Brasilien als auch gegen Bosnien-Herzegowina stand der Ingolstadt-Legionär auf dem Platz. Robert Almer ist im Tor derzeit unumstritten, weshalb es "Rambo" als Fortschritt werten muss, dass er sich in den vergangenen Monaten zur klaren Nummer zwei in der Hackordnung nach oben gearbeitet hat. Für die Beförderung zur Nummer eins, sind wohl eine Formkrise oder eine Verletzung Almers von Nöten.

 

HEINZ LINDNER (25 Jahre/7 LS/0 Minuten):

Für Lindner gilt derzeit das Olympische Motto: Dabei sein ist alles. Das ist er jedoch in aller Regelmäßigkeit, und besonders intensiv klopfen etwaige Herausforderer für seinen Kaderplatz derzeit nicht an. In der WM-Quali hatte er noch die Rolle als Numer zwei inne, die musste er inzwischen an Özcan abtreten. Um sich in der Hackordnung wieder nach oben zu kämpfen, wären wohl als Schritt eins Einsätze bei Eintracht Frankfurt von Nöten.

 

GYÖRGY GARICS (31 Jahre/40 LS/0 Minuten):

Das letzte seiner 40 Länderspiele bestritt der Routinier beim 2:1-Sieg in Tschechien - zur Erinnerung: Dies war die Generalprobe für die EM-Qualifikation. Für diese verlor er seinen Platz in der Rechtsverteidigung an Florian Klein. Durch seine verkorkste Situation bei Bologna hatte er allerdings auch nicht viele Argumente. Nach seinem Wechsel in die deutsche Bundesliga zu Darmstadt 98 greift er fraglos noch einmal an. Da er wieder über Spielpraxis verfügt, könnte auch wieder Einsatzzeit im Nationalteam im Raum stehen.

 

MICHAEL MADL (27 Jahre/0 LS/0 Minuten):

Der Kapitän von Sturm Graz verdankt seine Berufung in den Kader dem Ausfall von Martin Hinteregger. Für den 27-Jährigen ist es sicherlich ein Erfolg, im Innenverteidiger-Ranking von Marcel Koller auf Platz fünf zu stehen, auch wenn beispielsweise Rapid-Trainer Zoran Barisic diesbezüglich eine andere Wertung vornimmt. Zumindest auf dem Papier bestünde übrigens die Chance, gemeinsam mit Sebastian Prödl das Abwehrzentrum der erfolgreichen U20-WM von 2007 wiederzuvereinen.

 

KEVIN WIMMER (22 Jahre/2 LS/0 Minuten):

Viele Spieler beförderte Koller zwischen WM- und EM-Qualifikation nicht zu fixen Kadermitgliedern, Wimmer gelang dieser Sprung. Der 22-Jährige stand immer im Kader, durfte im Test gegen Bosnien über 90 Minuten ran, sein Pflichtspiel-Debüt steht allerdings noch aus. Beim 1. FC Köln bewies er, dass er das Rüstzeug für eine internationale Karriere mitbringt. Sein Engagement bei Tottenham läuft eher schleppend an. Setzt sich der Oberösterreicher jedoch in der Premier League durch, könnte er Hinteregger den Kampf um den Job als linker Innenverteidiger ansagen.

 

MARKUS SUTTNER (28 Jahre/14 LS/0 Minuten):

14 Länderspiele bestritt der Neo-Ingolstadt-Legionär bisher, 12 davon in Freundschaftsspielen. Seine einzigen beiden Pflichtspiele stammen aus der EM-Qualifikation - jeweils gegen die Färöer. Auf dem Weg nach Frankreich war auch der 28-Jährige bislang keine Minute im Einsatz. Der Backup des Kapitäns zu sein, erleichtert die Ausgangsposition sicherlich nicht. Der Schritt nach Deutschland war überfällig, um zumindest eine Chance zu haben, Christian Fuchs in einen Konkurrenzkampf zu verwickeln.

 

STEFAN ILSANKER (26 Jahre/10 LS/204 Minuten):

Muss man sich im Konkurrenzkampf mit Kalibern wie David Alaba und Julian Baumgartlinger bewähren, ist dies eine denkbar schwierige Aufgabe. Der Neo-Leipziger ist dennoch einer der Gewinner dieser EM-Qualifikation. Vor allem, dass er bei beiden Siegen gegen Russland in Abwesenheit von Alaba ansprechende Leistungen bot, ist ihm hoch anzurechnen. Koller dankte es dem 26-Jährigen, indem er ihn immer wieder als Joker in Spiel brachte. Stand insgesamt in sechs von bislang acht Partien auf dem Platz.

 

STEFAN SCHWAB (25 Jahre/0 LS/0 Minuten):

Das defensive Mittelfeld ist heiß umkämpft. Alaba und Baumgartlinger sind unumstritten. Als Nummer drei hat sich Ilsanker etabliert. Dahinter sind die derzeit verletzten Christoph Leitgeb (im Heimspiel gegen Russland in der Startelf), Veli Kavlak und Yasin Pehlivan einzuordnen. Das Verletzungspech dieses Trios bietet dem Rapidler die Chance, sich vorzustellen und für weitere Aufgaben ins Spiel zu bringen. Kollers Zwischenresümee: "Klar, dass du beim ersten Mal etwas zurückhaltend bist und schaust, was hier abgeht, aber die Jungs haben ihn gleich an die Hand genommen und er hat im Training gut mitgemacht."

 

MARCEL SABITZER (21 Jahre/13 LS/99 Minuten):

Abseits von Verletzungen und Sperren ist Koller im Verlauf dieser EM-Qualifikation genau ein Mal freiwillig von seiner Stammelf abgerückt - und zwar beim 2:1 in Moldawien, als Marcel Sabitzer in der Startformation Martin Harnik ersetzte. Allerdings nur 45 Minuten lang, denn der damalige Salzburg-Spieler blieb blass und konnte diese Chance nicht nutzen. Seither heißt es wieder, sich über regelmäßige Auftritte als Joker zu empfehlen. In Schweden gelang dies beispielsweise gut.

 

JAKOB JANTSCHER (26 Jahre/18 LS/16 Minuten):

Nachdem er zuvor für längere Zeit von der Nationalteam-Bildfläche verschwunden war, ist der Luzern-Legionär einer der Aufsteiger dieses ÖFB-Herbstes. Beim letzten Lehrgang trainierte der Steirer gut, wurde prompt mit Einsätzen gegen Moldawien und Schweden belohnt, bereitete in Stockholm das vierte Tor vor und holte sich ein Extralob von Koller ab. Hat den Sprung zurück zum fixen Kadermitglied geschafft. Muss diesen Status mit guten Vereinsleistungen verteidigen.

 

LUKAS HINTERSEER (24 Jahre/6 LS/36 Minuten):

In Erinnerung blieb vor allem, dass er sich an nichts mehr erinnerte. Nach seiner Einwechslung im Heimspiel gegen Montenegro erlitt der Tiroler eine Gehirnerschütterung, spielte jedoch trotz des kompletten Blackouts instinktiv weiter, sodass die Kollegenschaft gar nichts merkte. Der Ingolstadt-Legionär hat einen fixen Kaderplatz erobert, und das bislang verdient. Bei seinen Bewährungsproben enttäuschte er nicht. Höhere Ansprüche sind angesichts der Konkurrenz in der Offensive derzeit schwer zu stellen.

 

RUBIN OKOTIE (28 Jahre/11 LS/155 Minuten):

Diese erfolgreiche EM-Qualifikation wird für immer auch mit dem Namen Rubin Okotie untrennbar verbunden sein. Sowohl gegen Montenegro, als auch gegen Russland schoss er Österreich zu einem 1:0-Heimsieg. Rangiert in der Stürmer-Hackordnung zwar klar hinter Marc Janko, hat jedoch nach langer Leidenszeit doch noch den Sprung zum fixen Kadermitglied im Nationalteam geschafft und als solches bewiesen, dass auch die Spieler der zweiten Reihe einen wertvollen Beitrag leisten können. Die Bank zum Erfolg eben.

 

Peter Altmann/Jakob Faber