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"Was fehlt, ist, dass Schalke an mich herantritt"

2013/14 war nicht die Saison des Christian Fuchs.

Vergangenen Sommer schien der Niederösterreicher deshalb beim FC Schalke 04 auf dem Abstellgleis zu stehen. Ein Transfer kam jedoch trotz diverser Gerüchte nicht zustande.

Zumindest schien jedoch besiegelt, dass 2014/15 die letzte Spielzeit im Dress der „Knappen“ ist.

Dies könnte weiterhin der Fall sein, doch im Allgemeinen hat sich der Wind rund um den ÖFB-Kapitän gedreht.

Nach einer längeren Phase der herben Kritik beziehungsweise einer monatelangen Verletzungspause hat sich Fuchs unter Trainer Roberto Di Matteo seinen Stammplatz zurückerobert, seine Leistungen werden wieder positiv besprochen (Heldt und Höwedes loben Fuchs bei LAOLA1).

„Bei mir hat das Tal ziemlich lange gedauert“

„Das ist klarerweise etwas Schönes. So ein Tal durchleben einige Spieler. Bei mir hat es ziemlich lange gedauert, obwohl ich immer daran geglaubt habe, dass ich wieder zurückkomme und zu alter Stärke finde“, freut sich Fuchs im Gespräch mit LAOLA1, dass er inzwischen wieder vorwiegend positive Schlagzeilen schreibt.

Gerade im März besserte er sein Scorer-Konto auf: Tor gegen Hoffenheim, Assist gegen Hertha BSC Berlin und vor allem die starke Champions-League-Performance mit Treffer und Vorlage beim 4:3-Sieg bei Real Madrid.

Er habe schon im Vorfeld gespürt, dass etwas in der Luft liege: „Beim Abschlusstraining gehst du in das Stadion rein und es ist einfach beeindruckend. Da habe ich mir schon gedacht, das ist eines der Spiele meines Lebens. Das war dann auch mehr oder weniger so.“

Aufwärtstrend hin oder her, was die Zukunft für Fuchs parat hat, steht noch in den Sternen. Sein Vertrag in Gelsenkirchen läuft im Sommer aus. Wie es weitergeht, ist völlig offen:

„Ich kann es ehrlich nicht sagen. Ich bin für alles offen und natürlich darauf aus, möglichst schnell eine Entscheidung zu haben. Denn wenn ein Vertrag ausläuft, birgt das immer gewisse Risiken, die man ganz einfach vermeiden will. Was fehlt, ist, dass Schalke an mich herantritt, das war bislang überhaupt nicht der Fall.“

Zukunft in den USA?

Dem Hinweis, dass es nicht der deutschsprachige Raum sein müsse, entgegnet er grinsend mit: „Meinst du Amerika, oder wie?“ Da seine Frau und sein drei Monate alter Sohn Anthony in New York leben, wäre dies ein naheliegender Gedanke.

Vom vermeintlich aussortierten Kadermitglied zum Leistungsträger – so schnell kann es im Fußball gehen, heißt es in solchen Fällen gerne.

„Es ist ein Tagesgeschäft. Das sind wieder zwei Euro fürs Phrasenschwein, aber es ist ganz einfach so. So schnell geht’s. Man sieht, dass ich meine Leistung bringen kann und richtig gut spiele, wenn ich fit bin“, betont Fuchs, der sich während seines Tiefs auch im Nationalteam der Kritik ausgesetzt sah.

„Der einzige Fehler, den ich mir vorwerfen kann“

Der entscheidende Hinweis ist jener auf die Fitness. Erst im März 2014 entschloss sich Fuchs zu einer Knie-Operation, im Nachhinein viel zu spät.

„Die Verletzung hat mich am meisten zurückgeworfen. Ich habe ganz einfach falsch reagiert. Ich habe immer weiter probiert zu spielen, obwohl ich nicht mehr laufen konnte. Ich habe in den acht Monaten, in denen ich eigentlich nur mit Schmerzen herumgerannt bin, versucht, der Mannschaft zu helfen – sei es im Nationalteam oder auf Schalke, wo Not am Mann war. Das ist der einzige Fehler, den ich mir vorwerfen kann. Ich hätte sagen müssen: ‚ Ich muss die Operation machen, ich kann ganz einfach nicht mehr.‘ Das ist natürlich auch auf die Psyche gegangen.“

Beim Eingriff stellte sich eine Fraktur des Knorpels heraus: „Die hat man zuvor auf keinem Bild gesehen. Ich war vier, fünf Mal in der Röhre drinnen und es ist nichts herausgekommen. Erst als sie reingeschaut haben, ist es ersichtlich gewesen.“

„Eines der Spiele meines Lebens“

Tendenziell kann man Highlights wie im Bernabeu-Stadion nach einer derartigen Leidenszeit noch mehr genießen, auch wenn es für Schalke letztlich nicht zum Weiterkommen gereicht hat.

„Es muss selbstverständlich auch sportlich passen. Aber natürlich, ich bin jetzt in einem Alter, in dem man auch schon gewisse andere Prioritäten hat. Wenn ich zur Familie könnte, wäre es auch nicht schlecht, muss man sagen. Mal sehen, was sich ergibt“, wäre der 65-fache A-Teamspieler nicht abgeneigt, seinen Lebensmittelpunkt endgültig in die USA zu verlegen.

Aus unternehmerischer Sicht ist diesbezüglich der erste Schritt bereits getan. Ende Juni steigt in New York das erste Camp in seiner Fox Soccer Academy.

„Das ist etwas, das wir groß und professionell aufziehen wollen und natürlich auch längerfristig planen“, betont Fuchs, der A-Team-Keeper Robert Almer und seinen Schalke-Kollegen mit USA-Vergangenheit, Michael Gspurning, für das Tormanntraining gewinnen konnte.

„Es gibt in den USA sehr viel Potenzial, was Fußball und Kinder angeht. Da ist auf alle Fälle noch sehr viel Luft nach oben“, ist sich Fuchs sicher.

„Uns wurde ja immer vorgeworfen, dass wir oft in Schönheit sterben“

Noch ist der sommerliche Trip über den großen Teich Zukunftsmusik, derzeit gilt der Fokus komplett dem Nationalteam, wo der Linksverteidiger im EM-Qualifikations-Gastspiel in Liechtenstein seine gute Form unter Beweis stellen will.

Was ihn zuversichtlich stimme, dass nicht ein Ausrutscher wie in der EM-Qualifikation in Kasachstan passieren würde?

„Wir müssen über das 2:1 in Moldawien reden -.das war ein Spiel wie damals in Kasachstan, nur ist es aktueller und spiegelt wider, dass die Mannschaft einen Schritt nach vorne gemacht hat. Es ist sehr hypothetisch, aber in so einem Spiel hätten wir in der Vergangenheit unentschieden gespielt oder noch verloren, weil wir mit einem Mann weniger gespielt haben. Wir haben einen dreckigen Sieg erzielt, nachdem uns ja immer vorgeworfen wurde, dass wir oft in Schönheit sterben.“

Einen dreckigen Sieg würde Fuchs auch aus dem Rheinpark-Stadion in Vaduz mitnehmen, Hauptsache man könne mit drei Punkten im Gepäck die Heimreise antreten.

„Wenn Hilfe gebraucht wird, ist der Papa auch noch da“

Der Schalke-Legionär stellt sich darauf ein, dass es ein Geduldsspiel werden könnte und reiht sich in den Reigen jener ÖFB-Kicker ein, die davor warnen, dass der Kontrahent aus dem Fürstentum sehr wohl guten Fußball spielen könne, wenn man ihn lässt.

„Liechtenstein wird sich sicher hinten reinstellen und mit Mann und Maus verteidigen. Wir dürfen trotzdem nicht zulassen, dass wir ihnen zu viel Platz lassen, wenn sie den Ball haben, sondern müssen früh stören, ihnen den Wind aus den Segeln nehmen und dem Spiel unseren Stempel aufdrücken“, gibt der Kapitän die Marschroute vor.

Zur Not könne auch eine Standard-Situation entscheiden, wobei sich Fuchs diesbezüglich hinter David Alaba und Zlatko Junuzovic anstellt: „Für mich persönlich sind David von der rechten und Zladdi von der linken Seite ganz einfach die Schützen Nummer eins.“

Augenzwinkernder Nachsatz des frischgebackenen Vaters: „Wenn Hilfe gebraucht wird, ist der Papa aber auch noch da und hält die Hand drüber.“


Peter Altmann