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Koller: "Ich weiß, was die Jungs leisten können"

Koller:

Der Countdown in Richtung EM-Qualifikation läuft. Am 8. September startet das ÖFB-Team gegen Schweden in das Rennen um die Dienstreise nach Frankreich.

In der zweiten Ausscheidung unter Teamchef Marcel Koller soll nach zweieinhalb Jahren Aufbauarbeit die Ernte eingefahren werden.

Dass seine Schützlinge die Qualität dafür haben, hätten sie bereits gezeigt. „Aber jetzt brauchen wir noch mehr!“, fordert der Schweizer im LAOLA1-Interview.

Zudem spricht er unter anderem über den Charme der Dreierkette, die Frage, ob das Toreschießen auf zu wenigen Schultern verteilt ist, Sorgenkinder wie Emanuel Pogatetz und Christian Fuchs und die Experimente mit David Alaba bei Bayern München.

Die Diskussion über eine Sechzehner-Liga ist für Koller wiederum mehr eine Infrastruktur-Debatte: „Grundsätzlich müsste man ein Spiel heute 90 Minuten lang im Trockenen anschauen können.“

LAOLA1: Eine WM ist für gewöhnlich ein Schaulaufen der Nationalteams. Welche Erkenntnisse gab es aus Ihrer Sicht bei diesem Turnier?

Marcel Koller: Auffällig war, dass fast alle Teams einen sehr hohen konditionellen Stand, Schnellkraft und Schnelligkeit hatten. Die Technik war hochstehend, dazu die taktischen Elemente. Bei einer WM sind eben die besten Teams dabei. Viele Spiele waren auf einem sehr hohen Level.

LAOLA1: Ein großes Thema war die Flexibilität im taktischen Bereich. Vor einem Turnier hat man klarerweise mehr Zeit zur Vorbereitung. Sie haben seit der WM-Qualifikation auch andere Varianten probiert. Hat das so funktioniert, wie sie sich das erhofft haben?

Koller: Ich gehe immer davon aus, dass es eigentlich besser ist als das, was man dann vielleicht sieht. Aber es ist völlig normal, dass diese Automatismen Zeit brauchen. Der eine Spieler muss wissen, was der andere macht. Das geht ja nicht, wenn man nur miteinander telefoniert. Das muss man regelmäßig und immer wieder üben. Das haben wir bei unserem letzten Spiel gegen die Tschechen gesehen. Nach zwei, drei Trainingseinheiten ist es schwierig für die Spieler, das auf den Platz zu bringen, was der Trainer sehen will. Das kann dann natürlich auch einmal ein bisschen in die Hose gehen. Wenn man vor einer WM oder EM fünf, sechs Wochen zusammen ist, kann man viel mehr einstudieren.

LAOLA1: Mit dem Angriffspressing hat die bevorzugte Variante schon gut funktioniert. Besteht die Gefahr, dass man diesbezüglich Rückschritte erleidet, wenn man anderes probiert, oder kann man sich auf diese Variante immer verlassen?

Koller: Ich denke schon. Es ist natürlich immer abhängig von den Spielern, die man zur Verfügung hat und ob sie dementsprechend bereit sind, das auf dem Platz umzusetzen. Ich denke schon, dass wir das recht gut drinnen haben. Wir sagen je nach Gegner: Jetzt greifen wir vorne an oder lassen uns vielleicht einmal ein bisschen zurückfallen. Wenn wir uns zurückfallen lassen, heißt das aber nicht, dass wir nur zuschauen oder hinterherlaufen. Wichtig bei dieser Idee ist, dass man trotzdem attackiert. Meiner Erfahrung nach denkt der Spieler dann: 'Jetzt gehen wir zurück, jetzt muss ich nichts mehr machen, jetzt warte ich ab'. Das gefällt mir nicht. Gegen die Tschechen haben wir uns beispielsweise zurückfallen lassen, waren jedoch zu passiv, in der Zone nicht aggressiv, jeder hat auf den anderen gewartet. Dann bist du eben einen Schritt zu spät.

Wer bringt sich als Alternative zu Janko in Stellung?

LAOLA1: Apropos Ibrahimovic: Wie groß wäre das Problem der Schweden, wenn er gegen Österreich tatsächlich ausfallen würde?

Koller: Wie Sie bereits gesagt haben, ist das das Problem der Schweden, nicht unseres. Aber auch wenn Zlatan Ibrahimovic nicht spielen sollte, wird es für uns sicher nicht einfacher.

LAOLA1: Im Blickpunkt stehen beim Thema Tore naturgemäß trotzdem die Stürmer. Auch wenn es mit Marc Janko weiter funktionieren sollte, wird man in den nächsten zwei Jahren alleine altersbedingt Alternativen suchen müssen. Österreich hat in den vergangenen Jahren auf vielen Positionen international gute Spieler ausgebildet. Ganz vorne drängt wenig nach. Nur ein Zufall?

Koller: Hinter Janko haben wir mit Hosiner, Zulechner, Weimann und ich denke jetzt auch Okotie schon den einen oder anderen. Sie brauchen vielleicht ein bisschen länger, um sich durchzusetzen. Wir verfolgen das gespannt. Ich denke aber schon, dass es schwieriger ist, als Stürmer international mit dabei zu sein. Das ist Erfahrungssache, du brauchst mehr Ruhe. Wenn du siehst, wie mit Haken und Ösen verteidigt wird, musst du sehr abgezockt sein, damit du regelmäßig deine Tore schießt.

LAOLA1: Sie haben die Türe für Marc Janko offen gelassen. Betrachten wir den Wechsel nach Sydney von der positiven Seite: Kann es die Reisestrapazen aufwiegen, wenn er im Vergleich zu den letzten Jahren mehr Spielpraxis und im Idealfall auch mehr Erfolgserlebnisse hat?

Koller: Wir müssen uns das anschauen. Ich kann jetzt noch nicht sagen, ob das gut für uns ist. Ich hoffe, dass er die Strapazen wegstecken kann. Das müssen wir von Fall zu Fall beurteilen. Ich denke, wir müssen einmal beginnen und austesten, ob das geht.

LAOLA1: Weiter erhalten bleibt Ihnen wohl das Dauerthema Torhüter. Robert Almer hat als Nummer zwei bei Hannover 96 unterschrieben. Kann man davon ausgehen, dass sich nichts an Ihrem Vertrauen zu ihm geändert hat?

Koller: Wir haben ja eigentlich so angefangen, wo er jetzt wieder ist…(lacht). In der Vorbereitung hat er die eine oder andere Partie gespielt, also ist es schon besser als der Status vor den Länderspielen gegen Island und Tschechien. Er ist jetzt wieder in der ersten Liga in Deutschland, zwar nicht als Nummer eins und es sieht auch nicht danach aus, dass er das werden kann. Aber wir wissen ja nicht: Von heute auf morgen kann etwas passieren, er steht im Tor und muss die Leistung bringen. Beim Nationalteam hat er seine Leistung fast immer gebracht, wir sind zufrieden mit ihm.

LAOLA1: Eine taktische Variante, die bei der WM wieder in Mode gekommen ist, ist die Dreierkette. Hat das Gedankenspiel, das vielleicht auch einmal zu probieren, einen gewissen Charme?

Koller: Ja, absolut. Auch das braucht natürlich Übung und Trainingsintensität. Aber mir hat gut gefallen, wie das vom einen oder anderen Team umgesetzt wurde. Da ist auch eine gewisse Flexibilität mit dabei. Du brauchst natürlich auch die Spieler dazu, gerade auf den Außenbahnen sind andere Spieler gefordert.

LAOLA1: Hätte das ÖFB-Team die nicht?

Koller: Wir hätten die sicher auch. Aber es würde natürlich im ganzen Verbund Verschiebungen geben. Das eine ist die Theorie – für Medien ist es ja auch interessant, über ein System zu diskutieren. Es ist aber viel schwieriger, das auf den Platz zu bringen und so umzusetzen, dass ich sagen kann: Ich fühle mich gut, wir können das gut, wir bringen das auf den Platz.

LAOLA1: Im ÖFB-Team fiel auf, dass im Zeitraum zwischen WM-Quali-Auftakt gegen Deutschland im Herbst 2012 und Testspiel gegen Island abseits der beiden Duelle mit den Färöer nur Marc Janko, David Alaba und Martin Harnik trafen. Bei allem Respekt vor den Färöer, ist das Toreschießen auf zu wenigen Schultern verteilt? Müsste nicht auch beispielsweise von Offensivspielern wie Marko Arnautovic oder Zlatko Junuzovic diesbezüglich mehr kommen?

Koller: Ich hätte nichts dagegen, wenn da noch einer dazukommt. Ich verlange natürlich auch von anderen Spielern, dass sie mit in die Spitze gehen und Tore schießen. Ich denke jedoch, dass man die Färöer dazu nehmen müsste. Es ist nicht so, dass man die ausklammern kann.

LAOLA1: Die Zahl der Spiele abseits der Färöer, in denen nur dieses Trio Torinstinkt bewiesen hat, ist nicht gerade klein.

Koller: Ich habe mir die Statistiken anderer Länder nicht angeguckt, aber ich habe Schweden im Hinterkopf – da ist nur einer, der Tore schießt, das ist Ibrahimovic. Vielleicht haben die auch ein Problem… (schmunzelt). Nein, die haben natürlich noch den einen oder anderen, der Tore gemacht hat. Und ich hätte auch nichts dagegen, wenn bei uns beispielsweise einmal ein Innenverteidiger aus einem Standard ein Tor macht.

Koller erwartet von Arnautovic stetige Präsenz

LAOLA1: Marko Arnautovic war einer der Gewinner der letzten Testspiele. Er hat in Abwesenheit von Alaba auch mehr Verantwortung übernommen. Was erwarten Sie als seine nächsten Schritte?

Koller: Dass er Tore schießt… (lacht). Zur Verantwortung: Ich habe ihm schon gesagt, dass er noch mehr zeigen muss. Bei Stoke hat er viele Bälle bekommen und etwas Gutes daraus gemacht, dementsprechend Selbstvertrauen getankt. Das muss er bei uns auch noch mehr tun. Also auf der einen Seite Tore schießen, auf der anderen 90 Minuten aktiv sein. Er kann zwar nicht 90 Minuten am Ball sein, aber gute Aktionen und Präsenz zeigen – stetige Präsenz. Ich bin überzeugt, dass er das Potenzial hat. Das ist auch Erfahrungssache. Er ist jetzt 25. Früher hat man gesagt, mit 26, 27 fängt die Erfahrung an, kommt man ins beste Fußball-Alter.

LAOLA1: Zuletzt haben sich neue Kandidaten aufgedrängt, zum Beispiel Marcel Sabitzer und Stefan Ilsanker. Spürt man teamintern, dass der Konkurrenzkampf steigt?

Koller: Ich denke schon. Das ist auch wichtig, aber für uns auf der anderen Seite natürlich auch schwieriger, dem einen oder anderen mitzuteilen, dass er nicht dabei sein kann. Wir haben vor zwei Jahren gesagt, dass wir den Kreis an Spielern zu dem Punkt erweitern wollen, an dem wir auswählen können: Für dieses Spiel ist der besser, für das andere müssen wir den dazu nehmen. Dahingehend brachte das letzte Trainingslager gute Erkenntnisse. Zum Beispiel bei Ilsanker: Bei Salzburg wird ein bisschen anders gespielt als im Nationalteam. Wir wollen mehr Aufbau von hinten machen. Er hat das gut umgesetzt. Das war eine Erkenntnis, die wir vorher nicht hatten.

LAOLA1: Emanuel Pogatetz ist nach derzeitigem Stand vereinslos. Kann er weiter ein Kandidat sein, wenn er keinen Arbeitgeber findet?

Koller: Ich sage das jetzt grundsätzlich: Wenn einer keinen Verein hat, wird es schwierig beim Nationalteam. Ich habe jetzt auch noch nichts gehört, ob er etwas hat oder bekommen wird. Bis Ende August ist das noch möglich. Da müssen wir abwarten, wie es weiter geht.

LAOLA1: Christian Fuchs war lange verletzt, davor nicht in Topform und ist bei Schalke 04 ein wenig auf das Abstellgleis geraten. Nun steht er vor einem Wechsel nach England. Muss man sich um den Kapitän Sorgen machen?

Koller: Das sehe ich ein bisschen anders. Es ist natürlich so, dass er mit seinem Knie Probleme hatte. Es war mal auf, mal ab. Ich habe mit ihm telefoniert, sein Knie ist schmerzfrei. Ich weiß selbst, wie es ist, wenn du Verletzungen hast und es nicht ganz so läuft, wie man es erwartet hätte und man Rückschläge einstecken muss. Dann bist du richtig froh, wenn du am Morgen aufstehst und dein erster Gedanken nicht dem Knie gilt: Geht’s? Geht’s nicht? Ist es heute besser? Ist es schlechter? Es ist eine ganz andere Motivation, dann wieder dabei zu sein. Er hat viel Erfahrung, ist ein wichtiger Spieler für uns. Er hat auf Schalke noch ein Jahr Vertrag. Wenn er geht, wird es vielleicht England – ich lese das ja auch nur. Ich bin aber überzeugt, dass er seine Leistung bringen wird, wenn er wieder regelmäßig spielt.

LAOLA1: Das heißt, diese längere Verletzungspause könnte etwas Gutes gewesen sein, weil er sich vorher mit Problemen durchgekämpft hat?

Koller: Ja. Er hat Tabletten geschluckt, das ist immer schlecht. Wenn der Verein sagt, er braucht dich, machst du halt Dinge, die für die Gesundheit nicht immer gut sind. Das summiert sich, irgendwann ist es genug, es geht nicht mehr und du brauchst eine Pause. Ich habe zuletzt ein Spiel im TV gesehen, da hat er mir gut gefallen. Er hat vor allem ohne Tapes gespielt. Wenn du ein Tape brauchst, ist es immer ein kleiner Hinweis, dass irgendetwas nicht ganz stimmt. Deshalb gehe ich davon aus, dass er fit und einsetzbar ist.

LAOLA1: Mit wie viel Wohlwollen verfolgen Sie die Experimente mit David Alaba bei Bayern München? Seine Zukunft dort könnte wieder im zentralen Mittelfeld liegen.

Koller: Im Supercup hat Guardiola David in der Dreierkette aufgestellt, also schon einmal im Zentrum, aber ich wünsche mir eigentlich, dass es so wie im DFB-Pokal-Spiel noch ein bisschen weiter nach vorne geht. Für uns ist es sicher ein Vorteil, wenn er mehr im Zentrum spielt, denn wenn du immer links hinten spielst und dann zu uns kommst, brauchst du einfach eine gewisse Zeit, bis du dich wieder angepasst hast.

LAOLA1: Alaba hat sich den Ruf eines Weltklasse-Linksverteidigers erarbeitet. Hat er auch im Mittelfeld das Potenzial zur Weltklasse?

Koller: Ja, sonst würde er ja nicht bei uns im Mittelfeld spielen (lacht).

LAOLA1: Bestünde die Gefahr ähnlicher Diskussionen wie bei der WM bezüglich Philipp Lahm, sollte er nicht auf Anhieb sein gewohntes Niveau erreichen?

Koller: Warten wir doch einmal ab, bevor wir eine Diskussion loslösen. David hat schon vorher im Mittelfeld gespielt, spielt da bei uns und für mich spielt er das gut. Er braucht natürlich eine gewisse Anpassung, aber er ist ein Spieler mit viel Potenzial, der sich weiterhin entwickeln kann. Er hat im Nationalteam seine Tore geschossen, hat bei den Bayern auch auf der linken Position seine Tore geschossen, tritt Standards, schießt Elfmeter. Er hat diesen Torhunger entdeckt, und bei den Bayern hat er von den Mitspielern her ja auch nur Erste-Sahne-Spieler, die ihm dementsprechend Bälle auflegen können.

Härtefälle Gefahr für den Teamgeist?

LAOLA1: Das ÖFB-Team zeichnet ein guter Teamgeist aus. Sind mehr Härtefälle eine Gefahr für die Chemie? Muss man dann noch mehr Augenmerk auf das Gefüge legen?

Koller: Klar. Auch wenn es gut läuft, musst du alle Fühler offen haben, um das Ganze zu beobachten. Bei mehr Konkurrenz wird es für den einen oder anderen natürlich ein bisschen schwieriger. Aber ich glaube schon, dass wir das auffangen können und genügend Erfahrung haben, um damit umgehen zu können.

LAOLA1: Jüngere Akteure drängen nach, nach dem Tschechien-Spiel gerieten vor allem erfahrene Spieler wie Pogatetz oder Ivanschitz in die Kritik. Eine Momentaufnahme oder könnte es sich zum Trend entwickeln, dass es für den einen oder anderen Routinier schwieriger wird?

Koller: Schlussendlich ist es wichtig, dass wir gute Spieler haben. Wir wollen und müssen beim Nationalteam erfolgreich sein. Ob ein Spieler 33 oder 18 ist, hat keinen großen Einfluss. Wir haben in den zwei Jahren gezeigt, dass wir Junge dazu holen. Aus Erfahrung dauert es ein paar Lehrgänge, bis er wirklich so frech spielt, wie er eigentlich spielen kann. Der Alte hat natürlich die Erfahrung, macht vielleicht ein bisschen mehr mit Auge, ist weniger hektisch. Das kombiniert ergibt den Kader. Nur mit Jungen wird es nicht gehen, nur mit Alten ist der Zenit auch überschritten. Du brauchst eine gute Mischung. Wir haben drei, vier Spieler, die über 30 sind. Als Feldspieler ist wichtig, dass du da noch voller Power bist. Das ist wiederum davon abhängig, wie sich der Spieler gibt, wie fit er ist, wie bereit er ist, im Klub zu arbeiten. Ich will nicht den Stab über alle Über-30-Jährigen brechen, weil wir diese Erfahrung auch brauchen.

LAOA1: Hinter Ihnen liegen zweieinhalb Jahre Aufbauarbeit. Ist das Gefühl, jetzt die Ernte einfahren zu können, bei Ihnen vorhanden?

Koller: Ich habe ein gutes Gefühl. Ich weiß, was die Jungs leisten können. Ob wir es auf den Platz bringen, kann ich noch nicht beurteilen – wir haben in diesem Interview ja auch darüber gesprochen, wo das eine oder andere Problem liegen könnte. Aber es ist gut, dass wir jetzt zweieinhalb Jahre zusammen sind. Die Spieler wissen, was läuft. Wenn irgendetwas Neues kommt, müsstest du dich wieder anpassen, wäre eine gewisse Unruhe drinnen. Von dem her haben wir Ruhe. Das Wichtigste sind die Spieler, sie sind das A und O. Wenn sie bereit sind, das umzusetzen, haben sie Qualität. Das haben sie gezeigt. Aber jetzt brauchen wir noch mehr! Beim letzten Mal hat es nicht gereicht, deswegen musst du dir bewusst sein, dass du jedes Mal 100 Prozent abrufen musst. Du darfst nicht denken, jetzt kann ich ein bisschen mit Handbremse spielen. Das hat auch die WM gezeigt: Dort gab es viele Spieler mit Krämpfen – für Erfolg musst du über die Grenze gehen. Wir können uns also nicht ausruhen! Alle anderen wollen auch nach Frankreich. Also heißt es gegen Schweden in der Zeitspanne vom ersten bis zum letzten Pfiff Vollgas zu geben. Gibt es Phasen, die nicht nach unserem Gusto verlaufen, musst du dich zurückkämpfen und alles in die Waagschale werfen.

LAOLA1: Zum Abschluss eine Frage zur Bundesliga: Derzeit wird intensiv über ein neues Ligen-Format diskutiert. Ralf Rangnick und Andreas Müller machen sich für die Einführung einer 16er-Liga stark. Haben Sie diesbezüglich eine Präferenz?

Koller: Grundsätzlich denke ich: Das Wichtigste ist die Infrastruktur. Die stimmt an vielen Orten nicht. Die erste Priorität sollte sein, dass man versucht, die oben auszubauen. Das geht nicht von heute auf morgen. Dann lautet die Frage, wenn du die erste und die zweite Liga anschaust: Hast du 16 Spitzenteams, die oben mit dabei sein können? Kann man Standorte wie Klagenfurt oder Linz, wo rund um den LASK Fußball-Begeisterung herrscht, wieder hinbringen? Es sind viele Faktoren, die zusammenkommen müssen, um das optimal gestalten zu können.

LAOLA1: Wie relevant ist diese Diskussion eigentlich für einen ÖFB-Teamchef in einer Phase, in welcher der Großteil der Nationalteam-Kandidaten im Ausland spielt?

Koller: Es geht ja darum, die Liga interessanter zu machen. Wir schauen alle gerne die deutsche Bundesliga, das kann man natürlich nicht vergleichen. Aber ich denke, grundsätzlich müsste man ein Spiel heute 90 Minuten lang im Trockenen anschauen können. Es müssen ja keine Stadien für 50.000 oder 60.000 Zuschauer sein, aber es sollte einfach angenehmer sein. Heutzutage gibt es einfach einen gewissen Standard, den ich als Fan im Stadion haben möchte.

Das Gespräch führte Peter Altmann