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"Ich mache mir selbst keinen Druck"

Ein ÖFB-Akteur wird am Dienstag in Dublin (ab 20:15 Uhr LIVE auf ATV und auch via LIVESTREAM auf atv.at) mit Sicherheit mehr im Blickpunkt stehen als beim ersten Teil dieses Länderspiel-Doppels.

Denn über Überbeschäftigung konnte sich Goalie Heinz Lindner am Freitag wahrlich nicht beklagen.

„Gegen die Färöer habe ich nicht so viel zu tun gehabt, das wird gegen Irland ganz anders sein. Wir wissen, dass uns dort ein ganz anderes, sehr körperbetontes und robustes Spiel erwartet“, ist sich der Austrianer der nahenden Mehrarbeit vollauf bewusst.

Da auf der Insel bisweilen auch mit Torhütern wenig zimperlich umgegangen wird, kommt auch auf ihn erheblicher Körpereinsatz zu: „Ich glaube schon, die Iren kennen da nichts.“

„Vertrauen des Teamchefs eine Riesen-Freude“

Dass Lindner in diesem Schlüsselspiel zwischen den Pfosten steht, ist keine Selbstverständlichkeit, schließlich fungiert unter Teamchef Marcel Koller Robert Almer als Nummer eins. Der Düsseldorf-Legionär muss für diese beiden WM-Qualifikationsspiele jedoch verletzungsbedingt passen.

Die Chance für Lindner, sich zu empfehlen. „Für mich ist es natürlich eine Riesen-Freude, dass ich das Vertrauen des Teamchefs habe. Das versuche ich zu rechtfertigen. Gegen die Färöer hatte ich noch nicht die Chance dazu. Ich mache mir aber selbst keinen Druck. Ich weiß, was ich kann und schaue, dass ich gegen Irland meine Sache gut erledige.“

Die Überraschung, dass der 22-Jährige vor Rapid-Keeper Lukas Königshofer und dem nachnominierten Ingolstadt-Legionär Ramazan Özcan zum Zug kommt, ist überschaubar groß, schließlich rückte er als Favorit ins Camp ein.

Auch Lindner selbst spekulierte schon ein wenig damit: „Sicher war ich darauf eingestellt, aber man weiß nie, was kommt. Ich habe vor dem Lehrgang gesagt, dass ich glaube, es wird im Training entschieden, und ich glaube, es ist auch im Training entschieden worden. Eingestellt habe ich mich darauf, aber ich denke, das gehört zu einer professionellen Vorbereitung dazu.“

„Das war immer mein Jugendtraum“

Am Donnerstag habe ihm Koller schließlich mitgeteilt, dass er zum Einsatz kommen werde. Für den Oberösterreicher eine angenehm schnelle Rückkehr ins ÖFB-Tor, nachdem ihm im November beim 0:3 gegen die Elfenbeinküste ausgerechnet in seiner Heimatstadt ein schlimmer Lapsus unterlaufen war:

„Natürlich war es für mich bitter, in Linz ein Gegentor zu bekommen, das ganz klar auf meine Kappe gegangen ist. Aber meiner Meinung nach habe ich das ganz gut weggesteckt. Ich hatte auch das Glück, dass gleich die Saison bei der Austria weitergangen ist, sodass ich nicht lange Zeit zum Nachdenken hatte. Es ist klar, dass gerade jungen Torhütern auch Fehler passieren. Wenn es einem Tormann passiert, ist meistens keiner mehr hinter dir, der es ausbessern kann.“

Sein ÖFB-Debüt feierte Lindner vergangenen Juni beim 3:2 gegen die Ukraine. In Irland bestreitet er sein viertes Länderspiel. Das bisher wichtigste Match seiner noch jungen Karriere?

„Es ist sicher ein sehr besonderes Spiel für mich, weil ich jetzt die Möglichkeit habe, für den österreichischen Fußball zu spielen, und das war immer mein Jugendtraum. Wichtig ist, dass wir dort drei Punkte holen – egal wie.“

Die „angebliche Tormann-Krise“ beenden

Dass Irlands Star-Spieler Robbie Keane wegen einer Wadenverletzung für das Kräftemessen mit Österreich w.o. geben musste, ist tendenziell kein Nachteil. Wenn man sich nur auf den Legionär bei L.A. Galaxy fokussiert hätte, wäre dies laut Lindner jedoch ein Fehler gewesen:

„Ein Klassespieler, der seine Qualität schon öfter bewiesen hat, aber auch ohne ihn bleibt es eine gute und kompakte Mannschaft. Sie sind bei Kopfbällen und Standardsituationen stark, verschieben sehr gut im Block. Da sticht nicht nur ein Spieler heraus, wir müssen schauen, das ganze irische Team unter Kontrolle zu haben.“

Letztverantwortlicher für diese Aufgabe wird der Keeper sein. Mit einer guten Performance könnte er auch den Kritikern der aktuellen, österreichischen Torhüter-Generation den Wind aus den Segeln nehmen.

Fraglos ein Ziel für den Schlussmann des Bundesliga-Tabellenführers: „Natürlich freut es einen nicht gerade, wenn man so etwas liest. Aber mein Ziel ist es, mich im Team zu etablieren, und dass wir in einem Jahr sagen können, die angebliche Tormann-Krise ist vorbei.“

Peter Altmann