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"Dachte mir schon, 'jetzt wird es gleich wehtun'"

Mit bester Laune ist Zlatko Junuzovic ob der schwierigen Situation bei Werder Bremen nicht gerade zum Lehrgang des Nationalteams angereist.

Die Abreise erfolgt guter Dinge, auch wenn dies aufgrund einer drohenden Verletzungspause von zehn Tagen seltsam klingen mag.

Trotzdem präsentierte sich der 25-Jährige nach dem Schlusspfiff des 2:2 beim WM-Qualifikationsspiel Österreichs in Irland freudestrahlend.

Einerseits wegen des späten Ausgleichstreffers von David Alaba, andererseits sicherlich auch wegen seiner starken Performance, wenngleich er nur rund 20 Minuten an dieser Partie teilnehmen durfte.

"Da hätte ich mich cleverer verhalten müssen"

Junuzovic hinterließ in Dublin seine Spuren, und das Match in Dublin hinterließ Spuren an ihm.

„Die Wunde am Knie ist cirka sechs Zentimeter lang. Die Bänder sind Gott sei Dank nicht betroffen. Wir haben es mit sieben Stichen genäht. Das Ganze wird jetzt ein bisschen Pause benötigen. Ich weiß nicht, wie lange ich die Nähte drinnen haben muss. So lange sie drinnen sind, darf ich nichts machen“, erklärte der Mittelfeldspieler.

Die Rissquetschwunde am Knie von Junuzovic musste genäht werden

Auf Facebook präsentierte er ein Foto der Wunde – kein übertrieben appetitlicher Anblick. Die Folgen eines Tritts von James McCarthy, den Junuzovic selbst jedoch nicht als rotwürdig einstufte.

Viel mehr gab er sich durchaus eine Teilschuld an seiner Blessur: "Ich bin direkt auf den Ball draufgegangen und habe McCarthy zu spät gesehen. Da hätte ich mich cleverer verhalten müssen. Als ich ihn dann gesehen habe, habe ich mir schon gedacht, ‚jetzt wird es gleich wehtun.‘"

"Genauso gespielt, wie wir es spielen wollten"

Bis zu dieser Szene war der frühere Austrianer im Verbund mit Martin Harnik, dessen Tor er nach einer Balleroberung mustergültig auflegte, wohl der beste Mann am Platz.

„Es wäre mehr drinnen gewesen, weil wir auch in Führung gegangen sind. Ich denke, die ersten 20 Minuten haben wir es genauso gespielt, wie wir es spielen wollten und haben auch verdient das 1:0 gemacht. Die Iren haben keine Chance gehabt, wir haben zwei, drei Konter setzen können, aber schlussendlich gehen wir mit zwei dummen Toren in Rückstand“, rekapitulierte Junuzovic die ersten 45 Minuten.

Während er selbst sich in Bescheidenheit übte, war seinen Mitspielern durchaus bewusst, dass sein Ausscheiden schwer wog.

"Dass ‚Juno‘ raus musste, hat uns sicher weh getan. Wir haben sehr gut begonnen, das haben alle sehen können. Dann sind die Iren sehr gut gekommen, waren noch energischer, hatten auch die zweiten Bälle", meinte David Alaba.

„So wie ‚Zladdi‘ zurzeit drauf ist, war es schwierig ihn zu ersetzen“

Marc Janko fand, dass „der Ausfall von ‚Zladdi‘ uns irgendwo aus der Bahn geworfen“ hat. Christian Fuchs erklärte: „Taktisch hat sich nicht viel geändert. Vielleicht sind wir in der ersten Halbzeit ein bisschen ins Schwimmen gekommen, weil es schon ein bisschen eine Umstellung war.“

Julian Baumgartlinger kam für Junuzovic ins Spiel und übernahm die Rolle von Veli Kavlak, der dafür eine Etappe weiter nach vor rückte. Die Arbeit zwischen den Linien verrichtete er jedoch nicht so effektiv wie der Werder-Legionär (siehe Taktik-Analyse).

„So wie ‚Zladdi‘ zurzeit drauf ist, war es natürlich schon schwierig, ihn zu ersetzen, auch wenn Julian ein gutes Spiel gemacht hat. Aber wir haben uns so darauf vorbereitet, und da ist ‚Zladdi‘ schon ein wichtiger Spieler in diesem Raum vor der Abwehr. Das war ein Rückschlag für uns, dass er so früh runtermusste“, betonte Emanuel Pogatetz.

Junuzovic‘ Ausfall schmerzte beim zweiten Gegentor

Der West-Ham-Legionär verdeutlichte auch, dass sich das Fehlen von Junuzovic beim zweiten Gegentreffer bemerkbar gemacht hat:

„Wenn ‚Zladdi‘ noch da ist, haben wir bei der Ecke auch jemanden auf dem zweiten Pfosten. Da war die Zuteilung nicht optimal. Er hätte dann den Ball dort weggeschossen. Das sind einfach so Kleinigkeiten, wo wir noch lernen müssen, uns schneller auf Situationen einzustellen.“

Junuzovic musste bei diesem Malheur ebenso tatenlos zusehen wie bei der Aufholjagd nach der Pause.

„In der zweiten Halbzeit spielten die Iren nur Kick and Rush, die spielten keinen Fußball. Was ich gesehen habe, hat ‚Pogerl‘ hinten 100 Kopfball-Duelle gehabt. Gott sei Dank haben wir das 2:2 gemacht“, meinte Junuzovic sichtlich erleichtert.

„Da wird das Stadion kochen“

Für den euphorischen Jubel beim Ausgleich sei er trotz Blessur ohnehin fit genug gewesen. Bis zum richtungsweisenden Heimspiel gegen Schweden wird auch das lädierte Knie zweifelsohne wieder mitspielen.

„Das Wichtigste ist, dass die WM-Chance noch lebt. Die wollten wir bewahren“, atmete Junuzovic auf und zeigte sich gleichzeitig schon heiß auf das Duell mit den Skandinaviern: „Das wird ein echtes Finalspiel, da wird das Stadion kochen.“

Bis dahin heißt es auch mit Werder wieder zurück in die Spur zu finden. Ein Tor beim Kantersieg gegen die Färöer und die Leistung gegen Irland sollten dem 25-Jährigen jedenfalls genug Auftrieb für die Zeit nach der Verletzungspause geben.

Peter Altmann