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"Ein Gespräch vom Trainer nehme ich natürlich an"

Auch nach einem 6:0-Kantersieg muss ein Blick in die Zeitungen nicht immer angenehm sein. Zumindest für Marko Arnautovic.

Dort gab es wenig Schmeichelhaftes über den Werder-Legionär zu lesen. Auch Teamchef Marcel Koller übte am Tag nach dem Schützenfest gegen die Färöer Kritik an der Offensivkraft.

Zu viele leichtsinnige Ballverluste hätte er sich geleistet, er sei zu sehr darauf fixiert gewesen, seinen Namen in die Schützenliste einzutragen.

Risikoreiches Spiel

Ein Umstand, aus dem der 23-Jährige schon nach dem Spiel kein Hehl machte und auch nach wie vor dazu steht:

„Ich wollte unbedingt das Tor machen. Das ist mir nicht gelungen“, meint Arnautovic und weist im selben Atemzug auf andere Attribute, die er eingebracht habe, hin: „Ich habe versucht, für die Mannschaft alles zu geben, zu kämpfen und zu laufen. Das ist das Wichtigste.“

Nachsatz: „Ich hoffe, es klappt gegen Irland.“ Man darf wohl davon ausgehen, dass Koller den Wiener auch beim Schlüsselspiel in Dublin aufbieten wird und dieser die Jagd nach seinem achten Länderspiel-Treffer fortsetzen kann.

Kein ÖFB-Kicker kam in der bisherigen Amtszeit des 52-Jährigen auf mehr Einsatzminuten, nämlich deren 868. Auch Koller weiß, dass das Spiel von Arnautovic mit viel Risiko verbunden ist, nicht alles aufgehen, er im Fall der Fälle jedoch Aktionen wie kaum ein anderer aus dem Arm beziehungsweise dem Fuß schütteln kann.

Beim einen Ohr rein, beim anderen hinaus

Es ist kein Geheimnis, dass er noch nicht konstant genug „explodiert“. Seine beiden Treffer gegen die Ukraine im Juni des Vorjahres waren seine bislang einzigen unter der Anleitung von Koller – wenig verwunderlich so gesehen, dass er inzwischen mit einer gewissen Dringlichkeit einen Torerfolg verbuchen möchte. Auf der Haben-Seite steht indes, dass Arnautovic mannschaftsdienlicher geworden ist.

In der öffentlichen Meinung polarisiert er unverändert. „Wir wissen, nicht alle haben mich so gern wie ein paar andere“, nimmt der Werderaner dies äußerlich gelassen zur Kenntnis und versucht zwischen Manöverkritik des Teamchefs und öffentlicher Meinung zu unterscheiden.

„Mit Kritik muss man umgehen. Wenn ein Gespräch vom Trainer kommt, nehme ich das natürlich an. Aber wenn irgendeine Kritik von einer Zeitung kommt, geht es hier rein und da durch“, beteuert Arnautovic und deutet zuerst auf das eine und anschließend auf das andere Ohr.

„Den Ball schnell laufen lassen“

Aktuell liege sein Fokus ohnehin auf dem Irland-Spiel. Dort würde das Nationalteam ein kampfbetontes Spiel erwarten, bei dem man dagegenhalten müsse.

Nicht als einziger ÖFB-Kicker sieht Arnautovic jedoch den Schlüssel zum Erfolg darin, ob es gelingt, sich nicht nur in einen Fight verwickeln zu lassen, sondern auch das eigene, technisch anspruchsvollere Spiel durchzuziehen:

„Die Iren probieren immer auf den Gegner zu gehen und in die Zweikämpfe zu kommen. Deshalb wird es darauf ankommen, dass wir den Ball schnell laufen lassen und gut miteinander kombinieren. Dann denke ich, dass dort einem guten Ergebnis nichts im Wege steht.“

„Es war mir sogar ein bisschen unangenehm“

Geht der Plan auf, wird tendenziell auch für ihn der Medienkonsum erfreulicher als in den vergangenen Tagen. Ein Problem, das Philipp Hosiner dieser Tage nicht kennt. Der Austrianer rannte gegen die Färöer auch nicht vergeblich einem Tor nach, sondern netzte beim Startelf-Debüt doppelt.

„Die Zeitungen waren voll. Es war mir sogar ein bisschen unangenehm, dass sehr viele Fotos von mir drinnen waren. Aber es ist nun einmal so als Stürmer, dass man in der Zeitung steht, wenn man trifft. Aber jetzt reicht es dann auch schon wieder“, grinst der 23-Jährige.

Derzeit dominiert die öffentliche Diskussion, ob Hosiner mit seinem Doppelpack auch das Startelf-Ticket für Dublin gelöst hat, oder ob doch der wiedergenesene Marc Janko den Vorzug erhält.

„Genau wie es Marc akzeptieren würde, würde ich es akzeptieren“

Der Burgenländer hat natürlich Lunte gerochen, betont jedoch: „Es wird auf die taktischen Überlegungen des Trainers ankommen, wie wir spielen wollen. Das werden wir dann akzeptieren – genau wie es Marc akzeptieren würde, würde ich das akzeptieren. Dann wird der eine dem anderen viel Glück wünschen.“

Sollte Koller auf eine schnelle Solo-Spitze setzen, steht mit Martin Harnik jedoch auch noch ein dritter Kandidat bereit. Der Stuttgart-Legionär hat diese Rolle im Herbst ausgefüllt und ist nach überstandener Grippe wieder einsatzfähig.

Hosiner hofft jedenfalls, dass er das Go des Teamchefs bekommt: „Falls er mich braucht, werde ich natürlich zu 100 Prozent da sein.“

„Vielleicht wird Irland dann nervös“

Seiner Meinung nach wäre es wichtig, in der Defensive kompromisslos zu agieren und möglichst lange die Null zu halten:

„Vielleicht wird Irland dann nervös. Im Konter werden wir sicher gefährlich sein. Wir haben einige schnelle Spieler, aber auch technisch gute, die den Pass in die Tiefe super beherrschen. Deswegen glaube ich schon, dass wir durchaus zu Möglichkeiten kommen werden. Die müssen wir natürlich nützen.“

Eine Vorgehensweise, die für ihn maßgeschneidert erscheint. Egal, wer letztlich den Vorzug erhält: Positive Berichterstattung am Mittwoch wünschen sich wohl alle Kandidaten. Es würde einen erfolgreichen Arbeitstag am Dienstag bedeuten.

Peter Altmann