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"Eine Plattform für junge Spieler"

Sieben Deutschland-Legionäre stehen im ÖFB-Aufgebot für das EM-Qualifikations-Match beim „großen Bruder“.

Zu den renommiertesten zählt Emanuel Pogatetz, der mit bislang 44 Länderspielen auch der erfahrenste Akteur im rot-weiß-roten Kader ist. Sein Debüt gab der Steirer übrigens 2002 beim bislang letzten Gastspiel in Deutschland, einer 2:6-Niederlage in Leverkusen.

Vor dem Kräftemessen in Gelsenkirchen nimmt der Hannover-Innenverteidiger zu zahlreichen Themen rund um den brisanten Schlager Stellung und berichtet dabei unter anderem vom überschaubar großen Respekt der deutschen Öffentlichkeit:

DIE AUSGANGSPOSITION: Ich erwarte ein schwieriges Spiel gegen die beste Mannschaft in unserer Gruppe. Wir sind großer Außenseiter, so wie wir es auch in Wien waren. Wir wollen trotzdem frech auftreten und gehen zwar mit Respekt, aber ohne Angst ins Spiel. Solche Spiele sind vor allem für junge Spieler immer eine Plattform, um sich international zu empfehlen.

DIE JUNGE DFB-GENERATION: Die Deutschen haben in den letzten Jahren einen Umbruch vollzogen. Vor nicht allzu langer Zeit haben sie sich auch noch nicht mit Ruhm bekleckert, wenn man sich an Schlagzeilen wie „Rumpelfußball“ erinnert. In den letzten Jahren wurde der Nachwuchs forciert. Deswegen konnten sehr viele junge Spieler im DFB-Team Fuß fassen. Aber so ist es auch in Österreich. Natürlich ist bei uns immer im etwas kleineren Maßstab, Deutschland hat andere Möglichkeiten. Wenn man für Österreich aufläuft, hat man nicht so einen Marktwert, wie wenn man für Deutschland aufläuft.

KLOSE STATT GOMEZ: Es sind sicher unterschiedliche Typen. Klose geht weitere Wege als Gomez, der für mich ein reiner Strafraumspieler, der so gut wie alle Tore innerhalb des Sechzehners erzielt, ist. Natürlich ist auch Klose im Sechzehner gefährlich, aber er kommt auch mal über außen oder holt Bälle im Mittelfeld. Von dem her hat er ein beweglicheres Spiel als Gomez. Gegen wen es unangenehmer ist, ist schwer zu sagen – beide sind unangenehm zu spielen.

STELLENWERT IN DEUTSCHLAND: Deutschland nimmt uns medial sicher nicht ernst. In ganz Deutschland wird ein Sieg gegen uns erwartet. Niemand traut uns zu, dass wir auch nur einen Punkt aus Deutschland mitnehmen können, das ist einfach so. Die Spieler nehmen uns jedoch auf jeden Fall ernst. Ich denke, Jogi Löw weiß schon, dass wir unsere Qualitäten haben, er hat ja lange in Österreich gearbeitet. Er wird die Mannschaft sicher auf uns einstellen, wie er es immer tut.  Aber wie gesagt: Von den Medien und Fans wird erwartet, dass sie gegen uns drei Punkte einfahren, wenn möglich mit einem Schützenfest.

ETWAIGE DFB-SCHWÄCHEN: In erster Linie müssen wir versuchen, ihre Stärken zu unterbinden, ihnen so wenig Raum wie möglich im Spielaufbau zu geben, sie so früh wie möglich unter Druck zu setzen. Das könnte „vielleicht“ eine Schwäche sein, dass sie dann Probleme bekommen könnten, aber Deutschland gehört zu den besten Mannschaften der Welt, da gibt es wenig Schwächen. Das ist leider so.

DIE ARENA AUF SCHALKE: Die Veltins-Arena gehört sicher zu den besten Stadien in Deutschland, wobei in Deutschland generell eine tolle Stimmung herrscht, egal wo man hinkommt. Das Stadion ist topmodern, es wird sicher eine tolle Atmosphäre geben. Mit Hannover habe ich letzte Saison 2:1 bei Schalke gewonnen.

WENIG KONTINUITÄT IN ÖFB-INNENVERTEIDIGUNG: Sicher ist es von Vorteil, wenn man über einen längeren Zeitraum mit dem gleichen Partner spielen kann, wie ich es bei Hannover mit Haggui mache, wo gewisse Abläufe automatisiert sind. Aber in der Nationalmannschaft kann man das nicht erwarten – Spieler sind außer Form, verletzt oder gesperrt, da gibt es einen viel schnelleren Wechsel als beim Verein. Man muss einfach versuchen, sich so schnell wie möglich aufeinander einzustellen. Wer auch immer gegen Deutschland mein Partner sein wird, wir werden versuchen, es so schnell wie möglich hinzukriegen und ein gutes Spiel abzuliefern.

DIE AUSBLEIBENDE WETTE: Nachdem ich das letzte Mal eingefahren bin, habe ich mich diesmal ein bisschen ruhiger verhalten.  Wir haben aber natürlich klubintern unsere Späßchen laufen. Es würde natürlich nicht angenehm sein, wenn ich mit einer Niederlage nach Hannover zurückkomme. Umso schöner wäre ein positives Ergebnis, dann wäre es für mich in den nächsten Wochen auch etwas einfacher.

(Anmerkung der Redaktion: Nach dem 1:2 in Wien musste Pogatetz bei Hannover ein Training im DFB-Dress von Mario Gomez absolvieren.)

Peter Altmann