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"Zlatan kann in jedem Moment ein Spiel entscheiden"

Geliebt, gehasst, vergöttert.

Die Meinungen über Zlatan Ibrahimovic gehen weit auseinander, und trotzdem ist der Respekt vor dem schwedischen Stürmer-Riesen von allen Seiten enorm.

Als fußballerische Ausnahmeerscheinung ist der 31-Jährige trotz Eskapaden seinen Weg gegangen – und das auf eindrucksvolle Weise.

Auch im ÖFB-Teamlager ist die Anspannung zum Greifen nahe, "Ibrakadabra“ ist allgegenwärtig.

Die Vorfreude auf das WM-Quali-Duell gegen Schweden ist förmlich spürbar, schließlich sind auch einige ÖFB-Kicker im Vorfeld dem „Zlatanismus“ verfallen.

„Ein sehr kompletter Spieler“

„Es war eigentlich immer ein Vergnügen gegen ihn zu spielen. Mir ist es immer lieber, wenn ich einen größeren Namen vor mir habe. Es ist immer schön, sich mit solchen Spielern messen zu dürfen“, gesteht György Garics im Gespräch mit LAOLA1.

Der Rechtsverteidiger muss es ja wissen, schließlich kreuzten sich die Wege der beiden während ihrer Italien-Zeit des öfteren. Garics erinnert sich gerne an die Duelle mit Inter und Milan, weiß aber auch, dass es der Weltklasse-Spieler faustdick hinter den Ohren hat.

„Am Freitag spielen wir als Mannschaft gegen ihn, und er wird auch nicht alleine kommen. Man kann jeden schlagen und aufhalten, wobei man schon darauf aufpassen muss, dass er wirklich in jedem Moment ein Spiel entscheiden kann“, warnt der 29-Jährige und ergänzt:

„Es ist sicherlich nicht einfach gegen ihn zu spielen, weil er körperlich, von der Technik und seiner Intelligenz her ein sehr kompletter Spieler ist. Aber natürlich hat er auch seine Schwächen, wie ein jeder von uns.“

Erinnerungen an Duelle mit Ibrahimovic

Angst kennt man im ÖFB-Lager nicht, vielmehr ist es Respekt vor der Spielerpersönlichkeit Ibrahimovic. Schließlich sind das jene Duelle, auf die man sich in seiner Karriere besonders vorbereitet. So sieht es auch Garics.

„Wenn wir alle darauf zurückblicken, als wir mit dem Fußball begonnen haben und uns die Stars im Fernsehen angeschaut haben – jetzt kann ich sagen, dass ich schon mehrere Male gegen solche Spieler gespielt habe. Gegen einen Ronaldo, gegen einen Ronaldinho, oder andere Spieler, die zur Elite des Weltfußballs zählen.“

Doch nicht nur der Bologna-Legionär stand dem mehrfachen niederländischen und italienischen sowie einmaligem spanischen und französischen Meister schon gegenüber.

Werders Sebastian Prödl bekam es mit Ibrahimovic im Inter-Dress 2008 in der Champions League zu tun, Andreas Ivanschitz war mit Panathinaikos in derselben Gruppe vertreten. Schon drei Jahre davor traf er mit Rapid auf Juventus, eine Narbe am rechten Arm erinnert noch heute an einen Zweikampf mit Ibrahimovic, der ihn auf die Laufbahn abbiegen ließ.

"Auf dem Platz ist Ibrahimovic ein Tier - unberechenbar und robust", gesteht Ivanschitz, ohne ihm jedoch eine Schuld an seiner bis heute sichtbaren Verletzung, die mit mehreren Stichen genäht werden musste, geben zu wollen.

„Ehmann und Ibrahimovic haben sich nichts geschenkt“

Immerhin schon zehn Jahre ist es her, dass Emanuel Pogatetz damals noch mit dem GAK gegen Ajax und Ibrahimovic knapp an der Qualifikation für die Königsklasse scheiterte.

„Er hat uns damals leider die Champions-League-Teilnahme gekostet und uns in beiden Spielen ordentlich zugesetzt“, schwelgt der Defensivspieler in Erinnerungen an die verpasste Chance, die erst in der Verlängerung des Rückspiels besiegelt wurde.

Zwar erinnert sich Pogatetz nur an wenige direkte Duelle mit der schwedischen Kampfmaschine, dafür musste Klubkollege Toni Ehmann seinen Mann stehen.

„Da gab es heiße Duelle. Aber wie ich den Toni kenne, haben sich beide nichts geschenkt“, lobt der immer noch Wolfsburg gehörende Profi seinen steirischen Landsmann und Ex-Profi.

„Aus meiner Sicht hat er keine Schwächen“

Seit diesen denkwürdigen Europacup-Schlachten hat sich Ibrahimovic aber stets weiterentwickelt und zählt für Pogatetz heute zur Creme de la Creme der Fußballszene.

„Ibrahimovic zählt für mich sicherlich zu den besten Stürmern der Welt, da ist er ganz, ganz weit vorne. Er hat bei den besten Vereinen gespielt und unendlich viele Titel geholt. Da können wir nur hoffen, dass er nicht zur Bestform aufläuft, da es für jede Mannschaft schwer ist, ihn unter Kontrolle zu bringen“, wagt er einen Ausblick auf das Schweden-Spiel.

Für andere Akteure in Marcel Kollers Kader stellt das Aufeinandertreffen mit dem Angreifer im vorentscheidenden WM-Quali-Spiel eine Premiere dar, und trotzdem wissen sie, welches Kaliber mit Ibrahimovic wartet.

„Zlatan ist Zlatan. Bei ihm redet man nur über seine Stärken, weil er aus meiner Sicht keine Schwächen hat. Er ist einer der weltbesten Fußballer“, preist ihn Marko Arnautovic, der ihm in puncto Schlagzeilen Paroli bieten kann, jedoch erfolgsmäßig weit hinterherhinkt.

Genieblitze sollen unterbunden werden

Mittelfeldspieler Christoph Leitgeb bewundert im Speziellen die Ballbehandlung des Filigrantechnikers. „Er hat jetzt in vier Ligen die Meisterschaft geholt oder wurde Torschützenkönig. Mit dem Ball ist er für seine Größe unglaublich.“

Julian Baumgartlingerstimmt in die Lobgesänge mit ein: „Er ist einer der Top-Stürmer. Er hat überall gespielt, überall Titel geholt, überall seine 20 oder mehr Tore geschossen. Das bedeutet, dass er eine Riesen-Qualität hat.“

Torhüter Robert Almer weiß, was ihn erwartet, sollte er am Freitag im ÖFB-Tor stehen. Entscheidend wird seiner Meinung nach sein, Ibrahimovic so aus dem Spiel zu nehmen, „damit er seine Genieblitze nicht aufzeigen kann.“

„Er spielt entscheidende Pässe aus dem Nichts, hat eine unglaublich gute Schusstechnik, das ist für den Torhüter extrem schwierig. Zudem ist er körperlich stark und präsent auf dem Platz – es sind schon einige Attribute, die ihn auszeichnen.“

Koller setzt auf Kollektiv statt Sonderbewachung

Teamchef Koller sieht jedoch keinen Grund, in Ehrfurcht zu erstarren, und geht mit dem Zlatan-Hype relaxt um.

Schließlich ist der Schweizer davon überzeugt, dass sein Rezept gegen den Stürmer mit einer kollektiven Leistung aufgehen wird.

„Wir müssen nicht viel erzählen, was den Spieler ausmacht. Es ist so, dass bei den Schweden in der Offensive praktisch alles über ihn läuft. Er ist natürlich ein guter Vorbereiter, der aber auch selbst Tore schießen kann – fantastische Tore.“

Von einer Sonderbewachung für Schwedens Wunderwaffe hält der Schweizer aber nichts. „Da geht es nicht darum, dass wir einen abstellen, der ihm hinterherrennt. Wir müssen das im Team lösen.“ Als Team, ganz frei von „Zlatanismus“.


Alexander Karper/Peter Altmann