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"Wir sind im Moment bei zehn Spielern"

Almer – Garics, Dragovic, Pogatetz, Fuchs – Baumgartlinger, Alaba – Harnik, Junuzovic, Arnautovic – Janko.

Nicht unwahrscheinlich, dass sich die ÖFB-Aufstellung zum EM-Qualifikations-Auftakt gegen Schweden in weiten Teilen ähnlich liest wie jene beim 2:1-Erfolg gegen die Skandinavier im Juni 2013.

Mit einer garantierten Änderung. Der vereinslose Emanuel Pogatetz ist nicht nominiert. Mit Sebastian Prödl und Martin Hinteregger, der in den Testspielen stets an der Seite von Aleksandar Dragovic verteidigte, gibt es zwei gute Kandidaten, um beim diesmaligen Kräftemessen den Platz im Abwehrzentrum einzunehmen.

Wer spielt neben Alaba?

Wie gewohnt macht Teamchef Marcel Koller ein Geheimnis daraus, wen er wirklich von Beginn an auf das Feld schicken wird. Diesmal ist der Schweizer noch verschwiegener als sonst.

Mit allzu vielen Änderungen an der aus der verpassten WM-Qualifikation gewohnten Stammelf ist jedoch nicht zu rechnen. Möglich erscheint, dass Florian Klein anstelle von György Garics in der Viererkette spielen wird und die rechte Seite damit gemeinsam mit Martin Harnik, seinem Klubkollegen vom VfB Stuttgart, beackern wird.

Für den Platz im zentralen Mittelfeld neben David Alaba gibt es diverse Anwärter. Julian Baumgartlinger ist nach langer Verletzungspause wieder auf Touren gekommen, doch auch die beiden Salzburg-Kicker Christoph Leitgeb und Stefan Ilsanker dürfen sich Chancen ausrechnen.

Wer ist der elfte Spieler?

Zumindest in den Prozess, wie seine Aufstellung zustande kommt, gewehrt Koller diesmal Einblicke. „Wir sind im Moment bei zehn Spielern“, verrät der 53-Jährige, dass bei ihm einen Tag vor dem Showdown nur noch eine Personalie nicht entschieden ist.

„Man geht mit einer Idee, wie man spielen möchte, in den Lehrgang, spricht mit den Spielern, sieht sie im Training und bekommt ein Gefühl. Es ist wichtig, dass man offen bleibt und sich auch sagt: ‚Die Idee, die ich vorher hatte, überzeugt mich nicht ganz.‘ Man versucht das dann so zu richten, dass es ein gutes Gefühl gibt. Das habe ich bis jetzt“, schildert Koller.

Welche Position noch offen ist, wird natürlich nicht verraten: „Es wäre schlecht, wenn die Öffentlichkeit vor den Spielern Bescheid weiß.“

Janko? „Hatte nie das Gefühl, dass er aus Australien angereist ist“

Generell herrscht beim Eidgenossen jedoch Zufriedenheit mit dem langen Camp vor: „Wir konnten unsere Idee auf den Trainingsplatz bringen, die Intensität war hoch.“

Auch Neo-Sydney-Legionär Marc Janko habe trotz langer Anreise einen guten Eindruck hinterlassen und habe die Strapazen sehr gut weggesteckt: „Ich hatte nie das Gefühl, dass er aus Australien angereist ist.“

Für einen Coach wie Koller, der seinen Schützlinge Inhalte gerne Schritt für Schritt vermittelt und auf konstante Wiederholung des Erlernten setzt, ist eine lange Trainingswoche wie diese natürlich ein Segen. Schon in der Vergangenheit machte das Nationalteam unter seiner Anleitung nach langen Zusammenkünften im Schnitt eine bessere Figur als nach Kurzlehrgängen.

So geschehen auch beim letzten Heimspiel gegen Schweden, als vor dem 2:1-Heimsieg gar eineinhalb Trainingswochen anberaumt werden konnten.

Eigenverantwortung der Spieler

Die Favoritenrolle in der Gegenwart möchte der Teamchef trotz des Erfolgserlebnisses in der Vergangenheit (zumindest im Heimspiel) nicht annehmen, da Schweden aus Topf zwei und Österreich nur aus Topf drei gezogen worden sei.

Deswegen seien die Skandinavier höher einzuschätzen: „Trotzdem spielen wir zu Hause mit unseren fantastischen Zuschauern im Hintergrund und hoffen, dass wir erfolgreich starten. Ob du ein Spiel gewinnst oder verlierst, hat nichts mit der Favoritenrolle zu tun.“

Koller betont abermals, dass sein Team 90 Minuten an sich glauben müsse und nicht nur 45 Minuten wie in Stockholm. „Im Vorfeld ist alles Theorie und Spekulation. Wir können die Schweden ausspionieren und wissen, wie sie spielen könnten, aber vielleicht haben sie morgen eine ganz andere Idee, stehen ganz hoch oder ganz tief. Mit dem Anpfiff weißt du, wie sie spielen, dann kannst du aber von draußen nicht mehr viel Einfluss nehmen. Deswegen ist es wichtig, die Spieler zu informieren, dass dies oder jenes passieren könnte. Sie müssen dann die Verantwortung übernehmen, dass es gut für uns läuft.“

Die Schweden abseits von Ibrahimovic

Über mögliche Schwächen der Elf von Erik Hamren will Koller öffentlich nicht diskutieren, hält es jedoch für möglich, dass das neue 4-3-3-System noch nicht hundertprozentig klappt: „Vielleicht liegt darin eine Möglichkeit für uns, aber grundsätzlich haben sie wenig Schwächen. Sie sind läuferisch und körperlich stark, sind in der Defensive gut organisiert und haben vorne mit Zlatan Ibrahimovic einen ganz starken Spieler, der Spiele alleine entscheiden kann.“

Während sich die Öffentlichkeit naturgemäß hauptsächlich auf den Superstar in Diensten von PSG fokussiert, muss der 53-Jährige natürlich auch die zehn anderen Schweden im Blick haben. Auch in der zweiten Reihe gebe es Akteure, auf die man aufpassen müsse:

Die Heimstärke („Wir haben auch den späteren Weltmeister Deutschland an den Rand einer Niederlage gebracht“) und dass die Mannschaft ein verschworener Haufen sei, sind für den Schalke-Legionär die wichtigsten Faktoren für einen Erfolg.

„Die Reifeprüfung wird die ganze Qualifikation“

Als Reifeprüfung will Koller das Duell mit Schweden jedoch nicht verstanden wissen: „Denn das Spiel kann gut, aber auch schlecht für uns ausgehen. Ich denke, die Reifeprüfung wird die ganze Qualifikation sein. Aus meiner Sicht ist entscheidend, dass wir am Schluss dabei sind. Aber natürlich ist es immer gut, wenn du ein Heimspiel hast und den Start erfolgreich bestreiten kannst. Das gibt sicher noch Schwung mit.“

Mit einem perfekten Tag für ihn als Trainer, an dem wirklich alles, was er sich vorgenommen hat, funktioniert, rechnet der ÖFB-Coach jedoch auch für dieses Match nicht:

„Solche Tage gibt es sehr selten. Bis jetzt hatte ich das ein Mal als Klub-Trainer bei den Grasshoppers, und ich bin jetzt auch schon 17 Jahre Trainer. Sie können sich vorstellen, wie man sich dann fühlt.“

Man kann Koller nur wünschen, dass er spätestens am Ende der Qualifikation ein zweites Mal dieses perfekte Gefühl verspüren darf…


Peter Altmann

„Im Mittelfeld haben sie mit Ekdal, Källström, Wernbloom oder Larsson Spieler, die schon lange dabei sind und über viel Erfahrung verfügen. Durmaz, Zengin, Hysen, Toivonen oder Elmander, der vielleicht nicht spielen wird, sind alles Leute, die sehr gut Fußball spielen können. Martin Olsson auf der linken Abwehrseite hat uns in Schweden ein Tor gemacht, er ist sehr aktiv mit dabei. Das ist schon eine gestandene Truppe, die sehr viel Erfahrung hat.“

Fuchs lobt Zusammenarbeit mit Arnautovic

Auf der linken Abwehrseite des ÖFB wird vermutlich erstmals in diesem Kalenderjahr Kapitän Christan Fuchs auflaufen, der nach langer Verletzungspause in den Kader zurückgekehrt ist.

Nach einer Abwesenheit von über einem halben Jahr seien auch für ihn einige Ideen neu gewesen. Alles in allem sei die Konstanz ein Vorteil für das Nationalteam: „Wir haben eine Qualifikation mehr an Erfahrung gewonnen. Das Grundgerüst der Mannschaft hat immer zusammengespielt, du weißt, wie sich deine Mitspieler in gewissen Situationen verhalten.“

Das gelte zum Beispiel auch für die Zusammenarbeit mit seinem Vordermann Marko Arnautovic auf der linken Seite: „Die ist sehr gut. Es hat einige Zeit gedauert, um uns aufeinander einzustellen, aber ich denke, über die vergangenen zwei, drei Jahre haben wir uns gefunden, kennen die Stärken des anderen. Er behauptet den Ball sehr gut, das gibt mir Zeit, ihn zu hinterlaufen. Ich mag es, mit ihm auf einer Seite zu spielen. Er hat auch gelernt, defensiv zu spielen und hilft mir dabei sehr.“