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Persönlicher Aufwärtstrend während Vereins-Talfahrt

Persönlicher Aufwärtstrend während Vereins-Talfahrt

„Es tut natürlich gut, gegen einen guten Freund ein Erfolgserlebnis zu haben“, kann sich Sebastian Prödl zumindest mit Augenzwinkern ein wenig Schadenfreude nicht verkneifen.

2:0-Sieg mit Werder Bremen gegen den VfB Stuttgart, dabei den Führungstreffer erzielt und durch die drei Punkte die Rote Laterne an Martin Harnik weitergegeben.

Die habe er nun im Gepäck, aber ansonsten habe er die sportlichen Sorgen in Stuttgart gelassen.

Waren es beim letzten ÖFB-Lehrgang im Oktober noch die Bremen-Legionäre, denen die Vereins-Sorgenfalten ins Gesicht geschrieben standen, ist nun Harnik damit konfrontiert, Tabellenletzter zu sein.

Raus aus dem Tal

Eine widersprüchliche Entwicklung zu seinem persönlichen Saisonverlauf. Denn nach einem Formtief in den ersten Runden kam der 27-Jährige zuletzt besser in Fahrt, spielte sich seit dem letzten ÖFB-Match zurück in die Startelf und erzielte seine ersten drei Saison-Tore.

„Nach den beiden Länderspielen gegen Moldawien und Montenegro ging es bei mir persönlich bergauf, was die Leistung anging, ich war auch vor dem Tor erfolgreich. Das war auch meine Hoffnung, dass ich aus diesem Tal herauskomme. Ich hatte ja schon beim letzten ÖFB-Lehrgang angekündigt, dass ich das Gefühl habe, dass es wieder bergauf geht“, erklärt die Offensivkraft.

Alleine auf seine Positions-Wechsel vom rechten Flügel ins Angriffs-Zentrum will der den Aufwärtstrend jedoch nicht zurückführen. Schließlich habe er schon gegen Montenegro ein gutes Spiel abgeliefert und anschließend gegen Bayer Leverkusen, als er seinen ersten Treffer erzielte, noch auf der rechten Seite agiert:

„Erst danach bin ich in die Sturm-Spitze gerückt. Dort fühle ich mich natürlich sehr wohl, habe das auch lange Zeit gespielt, ich bin ja ein gelernter Stürmer, interpretiere die Rolle aber ein bisschen anders als ein klassischer Mittelstürmer. Ich versuche mich mehr von den Innenverteidigern zu lösen, anstatt mich reinzuhauen. In den letzten Spielen ging es überraschend gut und ich hoffe natürlich, dass ich weiterhin meine Chancen bekomme.“

„Haben in Bremen prekäre Situation, das bleibt auch so“

Daran, dass die allgemeine Situation in der Schwaben-Metropole derzeit wenig rosig ist, gibt es für Harnik wenig zu beschönigen: „Man läuft den Ansprüchen hinterher. Wir haben viele kapitale Eigenfehler begangen, mit denen wir uns in den letzten Spielen das Leben selbst schwer gemacht haben.“

Besagte Eigenfehler, die beinhart bestraft werden, seien das größere Problem als die grundsätzliche Leistung. Leistungstechnisch bergauf ging es zuletzt für Prödl in Bremen.

Nach dem Stuttgart-Spiel wurde er vom „Kicker“ ins Team der Runde gewählt. Es war dies in der Liga der zweite Sieg in Folge. Rechnet man den Erfolg gegen Chemnitz im DFB-Pokal ein, kann Neo-Coach Viktor Skripnik eine weiße Weste vorweisen.

Für die Hanseaten eine Gelegenheit, um durchzuatmen. Grund für Euphorie gibt es jedoch noch keinen.

„Wir haben in Bremen eine prekäre Situation, das bleibt auch so“, verdeutlicht Prödl, „wir haben uns zurück in den Abstiegskampf geschossen, weil wir wieder eine Chance sehen. Drei Siege in drei Spielen sind ein guter Start mit dem neuen Trainer-Team. Es gibt jedoch keine Garantie, dass es so weitergeht. Schon das nächste Spiel in Hamburg ist wieder ein sehr schwieriges. Es war gut, ein Erfolgserlebnis zu haben, aber es muss in dieser Tonart weitergehen, um Ruhe reinzubringen.“

„Russland war immer dabei, wir haben es nicht geschafft“

Mit einem Erfolgserlebnis vom Nationalteam zurück zum Verein zu reisen, wäre logischerweise kein Nachteil. Obwohl Österreich Russland in der Weltrangliste überholt hat, lehnt Prödl die Favoritenrolle ab.

„Man braucht sich ja nur die letzten Qualifikationen anschauen. Russland war immer dabei, wir haben es nicht geschafft. Von dem her denke ich schon, dass Russland die Nase vorne hat“, betont der Steirer, der eine schwierige Partie erwartet.

„Umso schwieriger, wenn es ein starkes Kollektiv ist“

Dass die Russen nicht über die ein, zwei herausragenden Topstars verfügen, würde die Sache nicht einfacher machen: „Das macht es umso schwieriger, wenn es ein sehr starkes Kollektiv ist. Das sieht man oft genug in jeder Liga der Welt. In der deutschen Bundesliga hat es zum Beispiel Paderborn keiner zugetraut, dass sie so gut mitspielen. Sie haben keine Topspieler im Kader, rufen jedoch eine sehr gute Teamleistung ab. Die Russen haben beides: Sehr gute Einzelspieler und ein ausgezeichnetes Team.“

Harnik hatte in Stuttgart einst das Vergnügen, mit Pavel Pogrebnyak zusammenzuspielen und so ein wenig die russische Fußball-Mentalität kennenzulernen. Allgemeine Rückschlüsse verkneift er sich jedoch:

„Ich glaube nicht, dass man da pauschal einen Stempel aufdrücken kann, dass jeder Russe so tickt. Aber er war ein sehr umgänglicher und lustiger Kerl, der sehr locker war, teilweise zu locker. Aber ich wage zu bezweifeln, dass das auf ihre Mentalität schließen lässt.“

Peter Altmann