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"Gebe ich alles vor, gibt es nie Kreatives"

Die Serie ist zu Ende.

Nach fünf Niederlagen in Folge gewann Österreich am Mittwoch das Länderspiel gegen Lettland in Graz mit 3:1.

Auch Teamchef Didi Constantini freute sich, dass der Negativ-Rekord verfehlt wurde.

Der Tiroler stellte sich nach dem Sieg gegen die Balten den Fragen der Journalisten.

Dabei sprach der 56-Jährige über die Seitenwechsel von Spielern, wie sich sein Team selbst kastrierte und die Härteeinlagen der Letten.

ÖFB-TEAMCHEF DIDI CONSTANTINI...

...ZIEHT SEIN FAZIT DES LETTLAND-SPIELS:

"Wir haben viel mehr vom Spiel gehabt, aber es besteht immer die Gefahr, dass der Gegner zu Chancen kommt. Christian Gratzei hat uns in der ersten Halbzeit mit einigen Paraden vor dem Rückstand bewahrt, leider ist dieser in der zweiten Halbzeit aber passiert. Dann sind wir etwas hektisch geworden. Ich glaube, nach dem Ausschluss ist wieder ein Ruck durch die Mannschaft gegangen. Wenn du einmal das 1:1 machst, dann glaubst du wieder daran und dann ist es ganz gut gelaufen. Aber vom Spielerischen her war das Spiel über 90 Minuten okay. Trotzdem haben wir eine Phase gehabt, wo wir nicht gut gespielt haben. Ich bin aber natürlich froh, dass wir das Spiel gedreht haben."


...ÜBER JUNUZOVIC, DER MEINTE, ES HÄTTE SO VIEL SPASS GEMACHT, FUSSBALL ZU SPIELEN:

"Den Spaß habe ich beim Stand von 0:1 nicht gehabt. Ich glaube, dass wir es in der ersten Halbzeit phasenweise übertrieben haben. Wir haben den Fehler gemacht, dass wir mit drei, vier Spielern vorne verkehrt zum gegnerischen Tor gestanden sind. Das ist immer ideal für jede Verteidigung. Auch bei Martin (Harnik, Anm.) ist es nicht so gelaufen, weil er einfach ein Spieler ist, der von hinten kommen muss. Er ist zu weit vorne gehangen. Räume waren da, aber wir haben uns selbst kastriert und die Chancen haben wir auch nicht verwertet."

...ÜBER DEN ZEITWEILIGEN SEITENWECHSEL VON ALABA UND JUNUZOVIC:

"Wenn die Spieler selbst einmal tauschen, dann ist das für mich absolut okay. Als es dann aber nicht mehr gelaufen ist, habe ich gesagt, dass Junuzovic wieder rechts und Alaba links spielen soll."

...DARÜBER, OB DER SEITENWECHSEL GEPLANT WAR:

"Nein, war er nicht und das ist auch in Ordnung. Wenn ich alles nur vorgebe, dann würde es nie etwas Kreatives geben. Im Grunde genommen ist es so, dass auch Kulovits sehr viel abgedeckt hat. Für mich war das eine Top-Leistung von dem Burschen. Er hat einige Situationen gerettet. Ich bin froh, dass ich ihn geholt habe."

...ÜBER STEFAN KULOVITS:

"Ich glaube, der Kulo hat auch schon gegen Deutschland bewiesen, dass er für uns eine Bereicherung ist. Man kann natürlich sagen, wir spielen mit vier Sechsern, mit drei Sechsern oder mit zwei Sechsern. Gegen die Letten haben wir für meine Begriffe mit einem Sechser gespielt, das war er. Baumgartlinger ist für mich ein Achter und der Alaba ist sowieso ein Zehner."

...DARÜBER, OB JUNUZOVIC SICH ZU VIELE FREIHEITEN NAHM:

"Das hat schon so gepasst. Juno ist ein Spieler, der eingebunden werden muss in das Kurzpassspiel. Er kann das perfekt. Er ist ein absoluter Top-Spieler."

...ÜBER ROMAN KIENAST:

"Es war schwierig für ihn, weil in der lettischen Innenverteidigung zwei sehr große Spieler gespielt haben, die es ihm nicht leicht gemacht haben."

...DARÜBER, OB SICH ÖSTERREICH MIT KLEINEREN STÜRMERN LEICHTER TUT:

"Ja, vielleicht. Auf der anderen Seite ist es so, dass wir auch schon mit großen Spielern keine so schlechten Spiele gemacht haben. Andererseits hat ein großer Verteidiger natürlich auch immer mehr Probleme mit einem kleinen quirligen Stürmer, als mit einem großen."

...ÜBER DIE HÄRTEEINLAGEN DER LETTEN:

"Ich habe überhaupt keine Probleme damit gehabt. Wir haben sie schon im Vorfeld der Partie gesehen, das sind nette Burschen. Ich glaube, wenn du überraschenderweise 0:1 auswärts führst und den Ausgleich kriegst, dann ist es okay, dass du härter in die Zweikämpfe gehst. Gegenseitiger Respekt ist das wichtigste, egal ob du gegen eine Weltklassemannschaft spielst oder eine aus unserer Liga. Ich glaube auch, dass der Schiri sehr gut gepfiffen hat. Am Anfang war er mehr Österreich lastig. Dann hat er in der zweiten Hälfte eine Phase gehabt, wo er wieder mehr für die Letten war, aber er war gut."

...ÜBER DIE AKTION, ALS ER TORMANNTRAINER FRANZ WOHLFAHRT ZURÜCKHIELT:

"Der Franz ist halt sehr emotional und hat sich nichts gefallen lassen, weil er eben einen starken Körper hat. Ich habe ihm aber gesagt, dass er das nicht machen kann."

...DARÜBER, OB ER BEIM STAND VON 0:1 UM SEINEN JOB BANGTE:

"Es soll ja nichts Schlimmeres passieren, als dass wir den Didi los sind. Es ist natürlich für einen Trainer immer unangenehm, dass du bei so einem Spiel als Favorit offensichtlich siehst, dass du viel besser bist und dann plötzlich 0:1 hinten liegst. Aber es geht immer um die Mannschaft. Ich habe kurz einmal an Felix Magath gedacht, dass der kurz abgestiegen war und dann das Spiel noch gedreht hat. Wenn es nicht lauft, dann ist der Trainer schuld. Wenn es läuft, dann sind alle gleichwertig dafür verantwortlich."

...DARÜBER, OB ES BEI SO EINEM GEGNER SCHWIERIGER IST, DIE EIGENE LEISTUNG ZU BEURTEILEN:

"Wir spielen oft genug gegen Mannschaften, die man kennt. Wir spielen gegen Spanien, wir spielen in Holland. Manche hätten ja auch gerne gegen San Marino gespielt, aber das will ich nicht. Da bleibe ich lieber selber übrig und die Spieler entwickeln sich weiter. Das war ja die letzte Zeit so. Dann kommt es halt einmal dazu, dass du vier, fünf Spiele verlierst. Gott sei Dank haben wir gewonnen, denn sonst hätten wir einen Rekord eingestellt. Aber für die Spieler ist es entscheidend, dass sie sich gegen starke Teams messen und dadurch besser werden."

...ÜBER DEN STELLENWERT DES SIEGES:

"Für den Zusammenhalt und die Überzeugung ist er sehr viel wert. Wir haben alle sehr viel Freude gehabt. Ich habe immer gesagt, wir sind nicht Weltklasse. Ich weiß es nicht, aber wenn man nachschaut - Lettland hat sicher auswärts auch das eine oder andere Spiel gewonnen."

...ÜBER NEUE ERKENNTNISSE AUS DEN BEIDEN PARTIEN:

"Der Stamm ist größer geworden. Wir haben schnelle, kleinere Spieler, die sehr gut kombinieren können. Ohne dass ich das jetzt zu viele lobe, aber das ist ja offensichtlich."

...ÜBER CHRISTOPHER DIBON:

"Andi Herzog hat zu mir gesagt, dass er jedes Kopfballduell gewinnt, auch gegen einen 1,90-m-Stürmer. Das hat er bestätigt. Er hat das Tor zum 1:1 gemacht und hat eine sehr gute Leistung geboten. So leicht ist das nämlich nicht, es gibt einen Unterschied zwischen Nationalteam und U21."

...ÜBER MARKO ARNAUTOVIC:

"In der Hinsicht will ich mich nicht festlegen. Fakt ist, dass mehr Ruhe vorherrschte. Ich habe gesagt, dass ich mich für das Kollektiv entschieden habe und das hat gegriffen. Aber wenn sich einer jetzt zum Positiven verändert, dann ist er immer wieder willkommen."

...ÜBER SEINEN URLAUB:

"Ich mache wieder meine Fußball-Camps, arbeite mit jungen Spielern. Das macht sehr viel Spaß und lässt mich auch abschalten. Das ist meine Art von Urlaub."

Aufgezeichnet von Jakob Faber