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"So lange nichts passiert, werde ich nichts sagen"

Transferspekulationen sind fester Bestandteil des Fußball-Geschäfts. Beim Länderspieltermin am Saisonende sind selbige natürlich auch beim Nationalteam präsent.

Sich als Objekt der Begierde öffentlich auf die Gerüchte einzulassen, ist indessen nicht jedermanns Sache.

Kiew-Legionär Aleksandar Dragovic, an dem Juventus Turin Interesse bekunden soll, wählt den humorvollen Zugang: „Wenn schon, dann gehe ich lieber zu Barcelona. Aber Spaß beiseite, es ehrt mich, dass ich mit solchen Klubs in Verbindung gebracht werde.“

Bundesliga-intern ist derzeit sicherlich der sich anbahnende Wechsel von Rapid-Spieler Marcel Sabitzer zum Red-Bull-Konzern das brisanteste Transfer-Thema.

„Es wird immer viel spekuliert, das ist nicht nur bei mir so“

Der Steirer war am Mittwoch zum täglichen ÖFB-Medientermin eingeteilt, bevorzugt dabei jedoch den Zugang, sich zur Causa prima einen Maulkorb zu verpassen.

„Man kriegt es schon mit, aber was soll ich tun? Es wird immer viel spekuliert, das ist nicht nur bei mir so. Jetzt konzentriere ich mich auf das Nationalteam, dann bin ich im Urlaub. So lange nicht irgendetwas passiert ist, werde ich dazu nichts sagen. Wann das ist, wird man sehen“, möchte der 20-Jährige zu den jüngsten Medienberichten keine Stellung beziehen.

Diese gehen freilich schon über die Kategorie „Spekulation“ hinaus. Im „Kurier“ gab sich Rapid-Sportdirektor Andreas Müller wenig geheimnisvoll: „Was Red Bull mit Sabitzer plant, hat ein G’schmäckle. So sagen wir Schwaben zu Deals, die nach Tricksereien aussehen.“

„Ich schlafe gut“

Konkret soll der Plan so aussehen: RB Leipzig zieht Sabitzers Ausstiegsklausel für das Ausland, bezahlt die kolportierte Ablösesumme von zwei Millionen Euro und verleiht die Offensivkraft in Folge konzernintern an Red Bull Salzburg.

Da private Investoren im Jänner 2013 die 400.000 Euro Ablöse an die Admira übernahmen, um den Youngster nach Hütteldorf zu lotsen, soll Grün-Weiß nur rund die Hälfte der im Raum stehenden Einnahmen bekommen. Müller. „Was finanziell davon für Rapid bleibt, ist enttäuschend.“

Druck auf die Stammkräfte, denn noch genießt der Steirer des Status eines Herausforderers. Sabitzer will sich jedoch nicht in die Mannschaft reden, sondern im Fall der Fälle bereit stehen:

„Es ist sehr viel Qualität in der Mannschaft, auch was die Offensivpositionen betrifft. Ich bin mit meinen 20 Jahren noch der Jüngste. Aber wenn ich gebraucht werde, es Ausfälle gibt, werde ich sicher da sein und meine Leistung bringen können.“

„Ich probiere meine eigene Linie durchzuziehen“

Für Tipps der erfahreneren Kollegen sei er offen, zu viel wolle er sich jedoch nicht abschauen: „Es ist nicht so, dass ich im Training nur auf irgendjemand anderen schaue und mache, was der macht. Ich probiere, meine eigene Linie durchzuziehen. Ich weiß, welche Stärken ich habe. Auf die vertraue ich auch.“

Auf welcher Position der vielseitige Angreifer seine Stärken am liebsten einbringen würde, ist schnell beantwortet: „Links auf der Seite.“

Im Frühjahr  kam er bei Rapid meist dort zum Einsatz und hat sich mit großteils guten Leistungen bei Trainer Zoran Barisic für diese Maßnahme bedankt: „Ich war froh, dass ich im Frühjahr auf die linke Seite gewechselt bin. Ich denke, dass das gut funktioniert hat. Dort kann ich meine Stärken am besten einsetzen.“

„Dann ist er immer angefressen“

Nur noch zwei Länderspiele fehlen und Marcel zieht mit den sechs A-Team-Einsätzen von Papa Herfried Sabitzer gleich.

Dieser versorge ihn zwar mit Tipps („Aber ich glaube, er weiß, dass ich ein vernünftiger Junge bin“), diese familieninterne Wachablöse könnte jedoch ein schwieriger Moment werden:

„Ich erlaube mir immer den Spaß und sage zu ihm: ‚Du, ich glaube, deine sechs Länderspiele werde ich überbieten.‘ Dann ist er immer angefressen“, grinst Sabitzer junior.

Der Grant beim Senior dürfte sich jedoch in Grenzen halten, sollte Marcel tatsächlich schon beim Gastspiel in Tschechien kommenden Dienstag gleichziehen…

Peter Altmann

Sabitzer versichert, dass die Gedanken bezüglich Zukunft „überhaupt nicht“ präsent seien: „Ich habe bei Rapid noch zwei Jahre Vertrag und habe überhaupt keinen Stress, dass ich nicht schlafen kann in der Nacht. Wenn das manche glauben, kann ich sie beruhigen, dass es nicht so ist. Ich schlafe gut. Man muss sich natürlich Gedanken machen. Was dann unterm Strich herauskommt, wird man sehen.“

Die Wahrscheinlichkeit, dass er die EM-Qualifikation noch als Rapid-Spieler in Angriff nimmt, erscheint derzeit dennoch nicht allzu groß. Bereits seit zwei Jahren darf sich der gebürtige Grazer als Teamspieler fühlen.

„Ich will Druck ausüben“

Mit erst 18 Jahren nominierte ihn Teamchef Koller am Ende der Saison 2011/12 erstmals ins ÖFB-Aufgebot, das damals ebenfalls in Seefeld ein Trainingslager absolvierte. Im Juni 2012 feierte er in Innsbruck gegen Rumänien sein Debüt, seither folgten drei weitere A-Team-Einsätze.

Ein schneller Sprung ins Nationalteam, der Sabitzer letztlich selbst überraschte: „Wenn mir das vor fünf Jahren jemand gesagt hätte, hätte ich vielleicht ein bisschen schmunzeln müssen. Dass es so schnell gegangen ist, freut mich natürlich, aber ich werde mich sicher nicht darauf ausruhen. Ich will den nächsten Schritt setzen und Druck ausüben.“