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"Wir müssen uns das Leben einfacher machen"

„Wir haben uns mehr vorgenommen für diese Partie.“

Torhüter Heinz Lindner brachte auf den Punkt, was sich viele im ÖFB-Lager nach dem 1:1 gegen Island dachten.

Am Innsbrucker Tivoli waren vor allem zwei Themen präsent, die das Nationalteam immer wieder einholen: die Chancenverwertung und vereinzelte Konzentrationsfehler, die zu Gegentoren führen.

Letzteres war diesmal besonders ärgerlich, da man 51 Sekunden nach Wiederanpfiff mit einer Unachtsamkeit bei einer Standard-Situation eine ansonsten ordentliche Defensivleistung trübte. Kolbeinn Sigthorsson nutzte selbige und erzielte per Kopf den Ausgleich.

„Kleine Details, die ausschlaggebend sind“

„Da haben ich und die gesamte Abwehr einen Moment nicht aufgepasst. Das sind kleine Details, die ausschlaggebend sind - auch gegen Island. Wir müssen aus solchen Situationen lernen“, betonte Aleksandar Dragovic.

Dieser Treffer egalisierte die Führung durch Startelf-Debütant Marcel Sabitzer, der in Minute 28 nach idealem Zuspiel von Marko Arnautovic traf. Das Highlight einer über weite Strecken dominanten ersten Halbzeit, nach der man höher in Führung liegen hätte können.

Aber auch nach dem Ausgleich wäre der Sieg durchaus drinnen gewesen. „Wir hatten noch genügend Möglichkeiten, um den Sieg einzufahren. Leider haben wir nur über oder neben das Tor geschossen oder auf den Torhüter“, resümierte Teamchef Marcel Koller.

Selbiges bemängelte auch Arnautovic: „Wir hätten gewinnen müssen. Ich glaube, das Torschussverhältnis betrug 15:3, da ist ein Tor ein bisschen wenig. Wir müssen schauen, dass wir unsere Chancen verwerten, dann können wir solche Spiele auch leichter gewinnen.“

Arnautovic einer der Gewinner

Der Stoke-Legionär zählte fraglos zu den rot-weiß-roten Gewinnern dieses Tests. Der 25-Jährige versuchte, dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken, hatte bei mehreren gelungenen Aktionen seine Beine im Spiel.

Der Wiener verneinte jedoch, dass er aufgrund der Abwesenheit einiger Stammkräfte versucht habe, mehr Verantwortung zu übernehmen: „Auch wenn die anderen dabei sind, versuche ich Verantwortung zu übernehmen.“

Das Innsbrucker Publikum feierte die Offensivkraft bei seiner Auswechslung für seine Vorstellung, die vor allem vor der Pause zu einer Linkslastigkeit im ÖFB-Spiel führte.

„Wenn es über eine Seite gut läuft, ist es natürlich so, dass man öfter auf diese Seite spielt. Aber ich denke, dass über beide Seiten viel gelaufen ist. ‚Sabi‘ hat auch viel Druck gemacht“, übte sich Arnautovic in Bescheidenheit.

„Wir hatten schon bessere Spiele“

Alles in allem trübte jedoch nicht nur das Ergebnis ein wenig die Stimmung, auch für die Leistung im Allgemeinen setzte es Selbstkritik.

Marc Janko etwa ortete zwar auch ein Chancen-Plus, monierte jedoch: „Wir waren über das ganze Spiel nicht so dominant, dass wir den Sieg verdient hätten. Ich denke, im Großen und Ganzen geht das Unentschieden in Ordnung. Es war eine klassische Freundschaftspartie am Ende einer langen Saison. Man hat in der einen oder anderen Situation gemerkt, dass bei vielen Spielern nicht die letzte Konsequenz da war.“

„Wir hatten schon bessere Spiele. Wir haben die Pressing-Situationen manchmal zu überhastet gelöst“, fand Zlatko Junuzovic, der auch mit seiner eigenen Leistung hart ins Gericht ging:

„Das war durchwachsen. Ich hatte im Nationalteam schon bessere Spiele. Mit etwas Glück hätte ich ein Tor machen können, aber es war irgendwie wie der Spielverlauf: Ein paar Aktionen waren gut, ein paar Aktionen schlecht. Die Abstimmung hat eher nicht so gut gepasst.“

„Gut, dass wir uns viele Chancen herausspielen“

Als positiv betrachtete der Werder-Legionär, dass man abseits des Gegentors defensiv nichts zugelassen habe: „Aber vorne müssen wir – wie schon in vielen Partien davor – kaltschnäuziger werden. Wir müssen uns das Leben einfacher machen. Daran müssen wir arbeiten und schauen, dass wir solch eine Partie einmal vorzeitig entscheiden.“

Das Thema Chancenverwertung zieht sich spürbar wie ein roter Faden durch die Analysen. Wobei Florian Klein dem zumindest eine positive Seite abgewinnen kann:

„Andererseits ist es gut, dass wir darüber diskutieren müssen und nicht darüber, dass wir keine Chancen haben. Gut, dass wir uns viele herausspielen. Wir müssen auch viel dafür investieren. Jetzt heißt es in Zukunft besser mit diesen Möglichkeiten umzugehen.“

Potenzielle Alternativen zeigen auf

Ein wichtiger Aspekt dieses Tests war in Abwesenheit von David Alaba, Martin Harnik, Christian Fuchs und Veli Kavlak die Suche nach Alternativen. Diesbezüglich lässt sich ein positives Fazit ziehen.

Neben Sabitzer hat auch Debütant Stefan Ilsanker eine gute Leistung abgeliefert. „Durchwegs positiv. Dass Marcel sein Debüt-Tor gelungen ist, freut mich ganz besonders für ihn. Auch die Jungen, die reingekommen sind, haben gute Arbeit geleistet“, betonte Janko.

Dem Konkurrenzkampf innerhalb des ÖFB-Teams sollte dies gut tun. Bezüglich Chancenverwertung gibt es bereits am Dienstag in Tschechien die Chance, mehr Treffsicherheit unter Beweis zu stellen.

Peter Altmann