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Almer: "Der eine will dich, der andere nicht"

Almer:

Als Torhüter benötigt man bekanntlich ein gutes Händchen.

Selbiges hat Robert Almer zumindest bei der Auswahl seines letzten Arbeitgebers Energie Cottbus nicht bewiesen.

„Es hat einfach im Gesamten nicht gepasst. Wenn das beide Seiten so akzeptieren, geht man einfach getrennte Wege“, erklärt der Steirer nach einer in vielerlei Hinsicht frustrierenden Saison.

Die Ostdeutschen müssen als Tabellenletzter den bitteren Gang in die dritte Liga antreten. Almer selbst verlor in der Rückrunde seinen Status als Einser-Goalie und musste zwischenzeitlich gar auf der Tribüne Platz nehmen.

„Im Nachhinein ist man immer gescheiter“

Vergangenen Sommer konnte der 30-Jährige nach seinem feststehenden Abschied von Fortuna Düsseldorf aus zahlreichen Angeboten wählen. Den Zuschlag bekam Cottbus, weil er dort als Stammkeeper gesetzt schien. Ein vernünftiger Grundgedanke, der letztlich nicht vollinhaltlich aufging.

„Im Nachhinein ist man immer gescheiter. Die Idee dahinter war, dass ich Spiele habe. Das wäre bei anderen Vereinen nicht hundertprozentig gegeben gewesen. Deshalb habe ich mich damals so entschieden. Ich würde das wieder so machen, um Spielpraxis für die Nationalmannschaft zu sammeln. Cottbus ist natürlich nicht das Richtige gewesen, aber das weiß man im Vorhinein nie. Es geht so schnell im Fußball. Ein Trainer geht, ein Trainer kommt, der eine will dich, der andere nicht. Da geht es nicht nur mir, sondern auch anderen so“, erläutert Almer.

Noch unter Kurzzeit-Trainer Stephan Schmidt wurde er erstmals aus dem Tor genommen. Dessen Nachfolger Jörg Böhme setzte schließlich gar nicht mehr auf ihn.

„Ich bin eigentlich für alles offen“

Nach dem feststehenden Abgang aus Cottbus ist Almer nun wieder mit einer Zukunftsentscheidung konfrontiert. Die Option als nicht bestätigte Nummer eins zu einem größeren Verein zu gehen, will er diesmal nicht ausschließen. Eine schnelle Wahl des neuen Arbeitgebers werde es jedoch nicht geben:

„Ich bin eigentlich für alles offen. Ich muss natürlich auch schauen, wie es mit der Familie passen würde. Ich warte jetzt auf alle Fälle den Nationalteam-Lehrgang ab und fahre dann noch auf Urlaub. Ich habe mir vorgenommen, dass ich jetzt einmal abschalte. Dann werden wir schauen, was passt.“

Zukunftsangst plagt den Keeper jedoch keine: „Ich persönlich mache mir, was das betrifft, gar keine Sorgen.“

Die Sache mit dem Marktwert

Auf der Plattform „transfermarkt“ ist Almers Marktwert trotz der unglücklichen Saison im Vergleich zum Vorjahr von 600.000 auf 700.000 Euro gestiegen. Freilich nur eine virtuelle Spielerei, die möglicherweise jedoch von seinem Status als Nummer eins von Österreich beeinflusst wurde.

„Klar ist es wichtig, dass die Leistungen im Nationalteam stimmen, aber ich bin sowieso immer ein bisschen skeptisch, was diese Transferplattformen betrifft, denn im Endeffekt geht es nur darum, was ein Verein für dich ausgeben will. Wenn dein Marktwert bei zwei Millionen liegt, aber kein Verein zwei Millionen zahlen will, sondern nur 500.000, dann liegt für mich der Marktwert bei 500.000. Im Endeffekt ist alles nur Spielerei.“

Die Diskussion bezüglich seiner Rolle im Nationalteam ist Almer inzwischen ohnehin längst gewohnt. Auch wenn er im Frühjahr in Cottbus degradiert wurde, beendet der Steirer die laufende Saison nicht ohne Spielpraxis. Zu 18 Liga-Einsätzen kommen zwei im DFB-Pokal plus die Länderspiele für Österreich.

„Ich gehe mittlerweile sehr locker damit um“

Dass sich dieses Thema im Laufe dieses ÖFB-Camps dennoch nicht vermeiden lässt, ist ihm jedoch bewusst:

Energie Cottbus erwies sich für Almer letztlich als Fehlgriff
„Dieses Hinterfragen gibt es ja schon länger. 2011 habe ich mein erstes Länderspiel gemacht. Auch damals hieß es: Warum spielt der und nicht ein anderer? Ich glaube, das wird es immer geben, auf anderen Positionen wahrscheinlich auch. Klar, bei den Torhütern ist es für die Medien vielleicht noch wichtiger, aber ich habe in dieser Saison trotzdem 25 Spiele gemacht. Es ist nicht so, dass ich gar nicht zum Einsatz gekommen bin wie im Jahr davor in Düsseldorf. Das ist für mich ein Unterschied. Ich gehe mittlerweile sehr locker damit um. Ich weiß ja sowieso, dass die Fragen jedes Mal wiederkommen.“

Ob er aber durch bisherige Leistungen nicht schon längst bewiesen habe, dass er der Aufgabe im Nationalteam auch ohne regelmäßiger Spielpraxis gewachsen und dieses Thema damit eigentlich hinfällig sei?

„Das muss man als Spieler akzeptieren, das kann man nicht ändern. Du kannst eigentlich nur, wenn du im Nationalteam spielst, deine Leistungen bringen und beweisen, dass es auch so geht. Bezüglich allem anderen bist du machtlos.“

Zu sehr dürfe man die Diskussionen ohnehin nicht an sich heranlassen: „Damit würde man sich nur kaputt machen.“

„Was die Sicherheit betrifft, ist es kein Unterschied“

Ob Stammplatz beim Verein oder nicht, große Unterschiede bei den Länderspiel-Einsätzen würde dies ohnehin nicht mit sich bringen: „Was die Sicherheit betrifft, ist es eigentlich kein Unterschied. Wenn du regelmäßig Spiele hast, gehen vielleicht manche Dinge einfacher, du musst dich nicht so auf gewisse Bewegungsabläufe fokussieren. Das geht dann halt automatisch. Aber das ist mir bislang auch immer gut gelungen.“

Der Wunsch für die kommenden Jahre sei es natürlich, beim zukünftigen Arbeitgeber unumstritten zu sein – ein Genuss, den Almer auf Vereinsebene aus der jüngeren Vergangenheit kaum kennt.

Der 14-fache Internationale wählt jedoch den realistischen Zugang: „Das ist natürlich das große Ziel, aber im Fußball sieht man, dass das eigentlich nirgends gegeben ist. Man denke an Christian Fuchs. Der hat am Anfang bei Schalke auch regelmäßig gespielt, durch Verletzungen ist es dann weniger geworden. Jeder Spieler muss um seinen Platz kämpfen, international ist das noch schwieriger. Es gehört zum Fußball dazu, dass man sich jeden Tag neu beweisen muss.“

Vielleicht beweist Almer diesmal bei der Vereinswahl ein besseres Händchen. In den kommenden Testspielen kann er noch einmal Werbung in eigener Sache betreiben.

Das Vertrauen innerhalb der ÖFB-Auswahl weiß er jedenfalls zu schätzen: „Es tut gut, hier zu sein. Ich genieße jede Minute.“


Peter Altmann