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"Einmal ist man oben, einmal ist man unten"

Es gibt Phasen im Leben, die sind wichtiger als andere. Zum Beispiel, wenn es um die berufliche Zukunft geht.

Robert Almer steht tendenziell gerade an so einer Wegkreuzung, was seine Karriere betrifft.

Der Torhüter hat aktuell die Chance, sich bei seinem Arbeitgeber Fortuna Düsseldorf als Nummer eins zu etablieren.

Und auch im Nationalteam kann er mit einer überzeugenden Leistung im Testspiel gegen Finnland den guten Eindruck vom Debüt gegen die Ukraine untermauern und somit Ansprüche für zukünftige Aufgaben anmelden.

„Entweder in die eine oder die andere Richtung“

„Es ist sicher so ein kleiner Punkt, wo man sagen kann, entweder geht es in die eine Richtung oder in die andere“, ist sich der Steirer bewusst, dass er es in seinen Händen hat, das Fundament für eine gute sportliche Zukunft zu legen.

Zu viele Gedanken wolle er sich darüber jedoch nicht machen, sondern sich auf seine Leistung konzentrieren. Vermutlich die richtige Herangehensweise. Denn dafür, wie schnell es im Sport gehen kann, ist Almer ebenfalls ein Paradebeispiel.

Speziell in dieser Saison, in der sich die Höhen und Tiefen munter abwechselten. „Im Fußball ist es nun einmal so, dass man einmal oben und einmal unten ist. Der Herbst hat das bei mir eindrucksvoll gezeigt“, meint der 27-Jährige.

Nach nur drei Zweitliga-Spielen für Düsseldorf debütierte er im November überraschend im Nationalteam, ehe ihn ein Mittelhandknochenbruch im Kampf um den Job als Einser-Goalie der Fortuna zurückwarf.

Absehbarer Wechsel bei Düsseldorf

„Der Start ins Frühjahr war auch nicht ideal, und jetzt dreht sich das Ganze innerhalb einer Woche wieder. Es ändert sich alles extrem schnell. Da muss man eigentlich immer dran bleiben und Gas geben.“

Die vergangenen Tage fallen in der Tat in die Kategorie positiv. Erst nominierte ihn Teamchef Marcel Koller trotz der Reservistenrolle beim Verein, dann streifte er diese ab. Am Montag hütete Almer gegen Alemannia Aachen das Tor und hielt beim 0:0 seinen Kasten sauber.

Dass er in Bälde anstelle von Michael Ratajczak zum Zug kommen könnte, sei in den vergangenen Wochen schon absehbar gewesen:

„Trainer Norbert Meier hat auch im Herbst immer gesagt, dass er nach Leistung aufstellt. Ich finde, dass meine Vorbereitung sehr gut war, auch vom Verein gab es positive Resonanz. Nachdem es in den letzten Wochen nicht so ideal verlaufen ist, habe ich damit gerechnet, dass irgendwann der Wechsel kommen wird.“

Kollers Vertrauen

Spätestens jetzt ist auch der Ärger über den Ende November erlittenen Mittelhandbruch verraucht. „Klar ist man am Anfang frustriert. Aber nachdem ich in der Vergangenheit schon einige Verletzungen hatte, habe ich gelernt, damit umzugehen. Die ersten zwei, drei Tage ist man natürlich niedergeschlagen, aber dann blickt man nur noch nach vorne und schaut, dass man so schnell wie möglich wieder fit wird.“

In der Tat ist der 1,94-Hüne ein gebranntes Kind, was Verletzungen betrifft. Schon bei der Austria erwischte es ihn oft zum ungünstigsten Zeitpunkt. Am Verteilerkreis konnte man jedoch das Gefühl bekommen, dass das Vertrauen in den Steirer enden wollend ist.

Vertrauen, das der Teamchef ihm nun schenkt. Koller hat nach der starken Ukraine-Performance an Almer festgehalten, obwohl dieser in Düsseldorf bis zu diesem Montag keine Matchpraxis sammeln konnte.

„Es ist für mich schon etwas Besonderes, dass der Trainer weiter auf mich baut. Wir waren eigentlich auch immer in Kontakt. Ich habe den Teamchef und das Trainerteam stets informiert, wie es mit der Verletzung ausschaut. Es war für mich wichtig, immer in Kontakt zu sein und ein positives Feedback zu kriegen. Das hat mich in der Vorbereitung sicher enorm gepusht und noch härter trainieren lassen.“

Der Aufstiegstraum lebt

Dass es auf Dauer ohne Einsätze im Verein nicht gehen würde, habe Koller jedoch auch klar gestellt. Nachdem Almer die Ersatzbank in dieser Saison schon mehr, als ihm lieb sein konnte, kennenlernen durfte, kommt es nun zur kuriosen Situation, dass auf seinen Montagseinsatz nur zwei Tage später der nächste folgt.

Für den Schlussmann kein Problem: „Als Profi ist das unser Geschäft, damit muss ich umgehen können. Jetzt gilt es gut zu regenerieren.“

Auch für das beinharte Aufstiegsrennen in der zweiten Liga sollten noch genügend Kräfte vorhanden sein. Nach der Nullnummer gegen Aachen rangiert die Fortuna nur auf Rang fünf, allerdings mit lediglich zwei Zählern Rückstand auf Leader Greuther Fürth und jeweils einen auf Frankfurt, St. Pauli und Paderborn. Auch 1860 München ist mit sechs Punkten Abstand zu Fürth noch voll im Rennen.

„Jede dieser sechs Mannschaften will aufsteigen. Es ist eine sehr enge Geschichte. Es wird wichtig sein, dass wir jetzt in einen guten Lauf reinkommen. Denn bisher haben wir im Frühjahr nicht so viele Punkte geholt. Aber noch sind wir voll dabei. Hoffen wir, dass wir nächstes Jahr eine Liga höher sind.“

„Torhüter eine spezielle Geschichte“

Klappt alles wie erhofft, kann sich Almer kommende Saison im Oberhaus des deutschen Fußballs mit zahlreichen Nationalteamkollegen messen.

Der 27-Jährige hat es in der eigenen Hand, an der Wegkreuzung die richtige Richtung einzuschlagen – für Goalies ist es tendenziell von noch wichtigerer Bedeutung, genau auf dem Punkt da zu sein.

Denn: „Torhüter sind immer so eine spezielle Geschichte. Von da her ist es natürlich wichtig, gute Leistungen zu bringen, wenn man spielt. Das gilt es jetzt zu tun.“

Peter Altmann