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"Selbstvertrauen bei den Austrianern abzwacken"

Österreich und Färöer haben seit 1990 eine untrennbar miteinander verbundene Fußball-Geschichte.

An diesem Fakt kommt auch Marcel Koller nicht vorbei.

Vor 23 Jahren wurde dem damaligen Teamchef Josef Hickersberger vor der legendären 0:1-Blamage in Landskrona die Frage gestellt, welche Konsequenzen eine Niederlage hätte.

Dieser Umstand schien derart undenkbar, dass „Hicke“, vorsichtig formuliert, eher verwundert reagierte.

„Einige waren damals noch nicht geboren“

Koller wurde, vermutlich in ironischer Reminiszenz an damals, die exakt selbe Frage gestellt. Der Schweizer wählte den diplomatischen Zugang: „Ich beschäftige mich nicht mit einer Niederlage. Ich versuche das Team immer so einzustellen, dass wir gewinnen.“

Zudem müsse man nicht mehr über ein Spiel aus dem Jahr 1990 sprechen: „Einige unserer Spieler waren damals noch nicht einmal geboren.“

Neben der Vorbereitung auf die Färinger regieren ÖFB-intern bis zum Ankick am Freitagabend ohnehin weitere Themen.

Unter anderem der Umstand, dass einige Kadermitglieder aufgrund der unbefriedigenden Lage bei ihren Arbeitgebern nicht gerade vollgepumpt mit Selbstvertrauen ins Camp in Wien eingerückt sind.

Den Alltag beiseiteschieben

Koller setzt auf den positiven Effekt eines Tapetenwechsels. „Es ist eine andere Situation hier, wir müssen auf uns schauen“, doziert der 52-Jährige, „sie müssen versuchen, den Alltag auf der Seite zu lassen. Alle freuen sich, beim Nationalteam zu sein. Dementsprechend bin ich überzeugt, dass wir eine gute Stimmung und ein gutes Spiel hinkriegen.“

Auch die Goalie-Frage wartet darauf, beantwortet zu werden. In Abwesenheit der verletzten Nummer eins Robert Almer stehen Heinz Lindner, Lukas Königshofer und Rückkehrer Ramazan Özcan zur Auswahl.

Koller betont, dass er noch die Trainingseinheiten abwarten möchte, ehe er entscheidet, wer gegen die Färöer das Tor hüten wird – wohl auch, um Ingolstadt-Legionär Özcan besser kennenzulernen. Als Favorit gilt jedoch Lindner von Tabellenführer Austria.

Den Vergleich mit Ländern wie Deutschland dürfe man bezüglich Torhüter momentan nicht wagen, meint der Teamchef: „Es ist sicher so, dass wir nicht so gesegnet sind wie andere Nationen. Nichtsdestotrotz sind wir überzeugt, dass die Drei uns weiterbringen können, auch wenn sie noch nicht so viele Länderspiele haben. Auf der einen Seite zwei Junge, die ab und zu noch Fehler machen, was jedoch dazu gehört. Dazu mit Özcan einen Erfahrenen, der gezeigt hat, dass er gut spielen kann.“

„Rambo“ will sich etablieren

Özcan selbst hält sich mit Kampfansagen zurück, ist viel mehr froh, erstmals seit 2008 dem ÖFB-Aufgebot anzugehören.

Zur Erinnerung: Bei der Heim-EM rutschte „Rambo“ aufgrund der Verletzungen von Helge Payer und Christian Gratzei als Nummer drei in den Kader. Im ersten Spiel nach dem Heim-Event feierte er beim 2:2 gegen Italien in Nizza sein Nationalteam-Debüt, leistete sich dabei jedoch einen schlimmen Patzer. Es sollte bis heute sein einziges Länderspiel bleiben.

Logisch, dass sich der Vorarlberger die Latte eher niedrig legt: „Mein primäres Ziel ist es, einen guten Eindruck beim Teamchef zu hinterlassen, damit ich wieder öfter dabei bin.“

Weimann ohne Stammplatzanspruch

Ein Fixticket für den ÖFB-Kader hat inzwischen Andreas Weimann gelöst. Am Wochenende stellte er durch je ein Tor und Assist beim 3:2 Aston Villas gegen die Queens Park Rangers seine gute Form unter Beweis.

„Ich bin erst zum vierten Mal beim Nationalteam dabei. Da kann ich nicht fordern, zu spielen“, will der Wiener daraus jedoch nicht automatisch die Berechtigung ableiten, am Freitag in der Startelf aufzulaufen.

Auch die triste Situation einiger Legionärs-Kollegen möchte der 21-Jährige nicht überbewerten: „Ich glaube nicht, dass ich die anderen mitreißen muss. Das sind alles gute Fußballer, die genug Selbstvertrauen haben.“

Das Selbstvertrauen der Austrianer

Die Befürchtung, dass dieses Selbstvertrauen aktuell doch nur überschaubar ausgeprägt ist, ist mancherorts groß.

Koller hatte für seine Schützlinge in der Besprechung diesbezüglich ein probates Mittel parat: „Ich habe ihnen gesagt, dass die Austrianer im Moment unglaubliches Selbstvertrauen haben. Wenn irgendeiner damit ein Problem hat, soll er sich von einem Spieler der Austria davon etwas abzwacken.“

Das violette Quartett Lindner, Manuel Ortlechner, Markus Suttner und Philipp Hosiner steht sicher als bereitwilliger „Spender“ bereit.

Peter Altmann