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"Unterschied zwischen national und international"

Wann, wenn nicht jetzt?

Das fragen sich viele, wenn es um die Einsatz-Chancen von Philipp Hosiner im Nationalteam geht.

Die Milchmädchenrechnung ist eine einfache: 27 Tore in 26 Bundesliga-Spielen in dieser Saison sind alleine schon ein schlagkräftiges Argument, um eine Bewährungsprobe zu erhalten.

Zudem ist die Konkurrenz keine problemfreie Zone. Marc Janko steht bei seinem türkischen Arbeitgeber Trabzonspor derzeit am Abstellgleis. Martin Harnik erholt sich gerade von einer Grippe und dürfte am Freitag gegen die Färöer nur auf der Bank Platz nehmen. Andreas Weimann scheint indessen eher am rechten Flügel ein Thema zu sein.

Ob diese Rechnung jedoch wirklich so einfach aufgeht? Der Höhenflug des Austria-Goalgetters dauert nun schon die ganze Saison an, einen ÖFB-Einsatz gönnte ihm Teamchef Marcel Koller bislang dennoch nicht.

„Froh, wenn ich zum Einsatz komme“

Seine einzigen Länderspiel-Minuten absolvierte er noch unter Interims-Coach Willi Ruttensteiner, als er im Oktober 2011 beim 4:1-Sieg in Aserbaidschan in Minute 88 Doppelpack-Torschützen Janko ablöste.

Der Vize-Kapitän ist mit 14 Länderspiel-Treffern auch der mit Abstand erfolgreichste Torschütze im ÖFB-Aufgebot, mit seiner Strafraumpräsenz erscheint er trotz mangelnder Spielpraxis auch gegen die Färöer eine logische Wahl zu sein. Wenn der Betreuerstab im Herbst auf eine wendige Solo-Spitze setzte, bedeutete dies Grünes Licht für Harnik.

Hosiner weiß, dass der Konkurrenzkampf auf Nationalteamebene ein harter ist – auch im Hinblick auf das Kräftemessen mit den Färingern:

„Ich versuche mich im Training anzubieten und wäre natürlich froh, wenn ich zum Einsatz komme. Wenn es nicht so sein sollte, werde ich trotzdem weiterhin im Training Gas geben“, erklärt der 23-Jährige im Gespräch mit LAOLA1.

„Werde persönliche Eitelkeiten unterordnen“

Aufmucken ist ohnehin nicht seine Devise. Schon die ganze Saison über formulierte er bezüglich des Nationalteams in der Öffentlichkeit keine großen Ansprüche, verzichtete auf aggressive Eigenwerbung.

„Der Erfolg der Mannschaft steht im Vordergrund, deswegen werde ich persönliche Eitelkeiten natürlich unterordnen“, betont der Burgenländer.

Wohlwissend, dass man sich Kollers Gunst ohnehin nicht herbeireden kann. So gesehen ist weiterhin Geduld gefragt. Hosiner weiß, dass die internationale Erfahrung im Vergleich zu seinen Konkurrenten nicht gerade sein Ass im Ärmel ist:

„Es besteht natürlich ein Unterschied zwischen national und international. International muss ich mich erst beweisen, habe bis jetzt aber auch noch nicht die Chance dazu bekommen. Wenn ich sie bekomme, wird man sehen, ob ich schon das Zeug dazu habe, auch international meine Leistung zu bringen. Ich bin natürlich bereit und würde das gerne zeigen.

Rückkehr ins Ausland ein Ziel

Auf Vereinsebene beschränkt sich Hosiners internationale Erfahrung auf die Europa-League-Qualifikations-Duelle der Admira mit Zalgiris Vilnius und Sparta Prag. Gegen die Litauer erzielte er immerhin zwei Treffer.

Zudem genoss der Stürmer Teile seiner Ausbildung in Deutschland in der Jugend von 1860 München, ehe er 2009/10 ein Jahr lang in der 3. Liga beim SV Sandhausen aktiv war.

Angesichts der Legionärs-Dominanz in der ÖFB-Auswahl ist es natürlich ein naheliegendes Vorhaben, selbst wieder den Sprung über die Grenzen zu wagen:

„Man sieht ja, dass wir wirklich sehr viele Legionäre im Nationalteam haben. Die meisten spielen in einer Top-Liga und es ist natürlich auch ein Ziel von mir, irgendwann ins Ausland zu wechseln.“

„Jeder war schon mal Stammspieler bei seinem Verein“

An Interessenten sollte es angesichts seiner Traum-Saison nicht mangeln, allerdings ist Hosiner noch zumindest bis Sommer 2015 (plus ein Jahr Option) an die Austria gebunden.

Da er selbst schon seine Erfahrungen im Ausland gemacht hat, bewertet der 23-Jährige die aktuelle Flaute einiger ÖFB-Kicker bei ihren Vereinen nicht über.

„Wir haben Spieler, die bei absoluten Top-Vereinen in Europa spielen. Dort gibt es Spieler mit sehr hoher Qualität. Deswegen ist es völlig normal, dass manche einmal nicht zum Einsatz kommen. Aber jeder hat die Qualität, jeder war schon mal Stammspieler bei seinem Verein. Wenn er jetzt einen kurzen Durchhänger hat, wird er trotzdem irgendwann wieder spielen“, glaubt Hosiner.

Koller forderte jene Schützlinge, die derzeit an mangelndem Selbstvertrauen leiden, augenzwinkernd auf, sich bei den Austrianern etwas abzuzwacken.

Vorfreude auf Salzburg

Dass die Veilchen derzeit auf Wolke sieben schweben, lässt sich nicht verleugnen. „Der Sieg in Mattersburg war wirklich ein eindrucksvoller“, erklärt Hosiner und fiebert bereits dem Showdown mit Red Bull Salzburg am Ostersonntag entgegen: „Da werden wir ein volles Haus haben. Die Fans werden gut drauf sein und wir auch. Wir hoffen, dass wir den Fans und uns selbst einen Sieg schenken können.“

Der eine oder andere Hosiner-Treffer erscheint dabei statistisch nicht unwahrscheinlich. Der Goalgetter selbst übt sich jedoch auch bezüglich der persönlichen Aussichten für den weiteren Saisonverlauf in Bescheidenheit:

„Wie es bei mir persönlich aussieht, ist eigentlich ziemlich egal. Ich will mit der Austria Meister werden. Ob da noch ein paar Tore von mir dazukommen oder nicht, spielt eigentlich keine Rolle.“

Vorher gilt es ohnehin, endlich auch in der rot-weiß-roten Auswahl Spuren zu hinterlassen.

Wann, wenn nicht jetzt?

Peter Altmann