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"Spielen Woche für Woche gegen Weltklassespieler"

Wer befürchtet hatte, dass Brasilien zur Ablenkung für das Russland-Spiel werden könnte, hat sich getäuscht.

Rigoros schob das ÖFB-Team vor der Quali-Pflicht die Kür gegen den fünffachen Weltmeister zur Seite, ließ dieses Thema erst gar nicht aufkommen. Eine Strategie, die sich bekanntlich bezahlt gemacht hat.

Nun ist die Vorfreude umso größer, mit einem Erfolgserlebnis im Gepäck in das Kräftemessen mit den Südamerikanern zu gehen.

Idole von einst

„Es ist etwas ganz Besonderes. Als ich noch klein war, habe ich mir immer die Brasilianer angeschaut. Mit Spielern wie Rivaldo, Ronaldo oder Ronaldinho bin ich aufgewachsen. Natürlich sind die in Erinnerung. Es ist ein Spiel, in dem du dich beweisen und zeigen willst“, erklärt Zlatko Junuzovic.

Christian Fuchs hat ebenfalls bereits als Kind davon geträumt, einmal gegen Brasilien zu spielen. „Mein Idol war Rivaldo, als er bei Barcelona war. Ein Linksfuß mit ähnlichen Freistoß-Qualitäten wie ich“, schmunzelt der ÖFB-Kapitän.

Natürlich umgibt gerade das brasilianische Nationalteam ein Mythos, mit Neymar gastiert zudem einer der derzeit außergewöhnlichsten Fußballer der Welt in Wien.

„Angst ist fehl am Platz“

Andererseits ist es natürlich nicht das erste Aufeinandertreffen der ÖFB-Kicker mit einem namhaften Kontrahenten. Mit dem nunmehrigen Weltmeister Deutschland etwa, der Brasilien am Weg zum WM-Titel 7:1 abgeschossen hat, lieferte sich Österreich in der jüngeren Vergangenheit beinahe jährlich ein Duell.

Zudem ist es für die meisten Mitglieder des mit Legionären gespickten Kaders Alltag, gegen große Namen anzutreten. „Angst ist fehl am Platz. Wir haben Woche für Woche in der Liga Spiele gegen Weltklasse-Spieler, in dem Sinne ist das nichts Neues“, verdeutlicht Junuzovic.

Auch Fuchs betont, dass man nicht mit Ehrfurcht ins Spiel gehen dürfe. In der deutschen Bundesliga habe er bereits mit Luiz Gustavo zu tun gehabt, in der Champions League durfte sich der Schalke-Legionär zuletzt mit den Chelsea-Brasilianern messen. Willian war dabei sein direkter Gegenspieler: „Der ist eine richtige Rakete.“

„Ein sehr guter Maßstab“

Über allen anderen schwebt jedoch naturgemäß der Name Neymar. „Ein super Spieler, sehr leichtfüßig, technisch sehr stark“, beschreibt Rubin Okotie den Barcelona-Star, „sie haben aber auch sehr gute Innenverteidiger. Brasilien ist ein sehr guter Maßstab für uns alle, vom Verteidiger bis zum Stürmer. Es gibt viele gute Duelle, in denen man sich matchen kann.“

 



Und in denen man im Idealfall besteht. Die ÖFB-Kicker sind nämlich fest entschlossen, ihre Serie von neun Begegnungen in Folge ohne Niederlage auf zehn auszubauen. Die letzte Niederlage war das bittere 1:2 gegen Schweden in Stockholm, das die Chance auf die WM-Teilnahme in Brasilien gekostet hat.

Erstmals seit 1996, als jedoch nur sechs Länderspiele auf dem Programm standen, könnte man ein ganzes Kalenderjahr lang ungeschlagen bleiben.

„Es wäre auf alle Fälle etwas ganz Schönes. Bis jetzt war es ein sehr, sehr schönes Jahr. Seit ich beim Nationalteam dabei bin, ist uns das noch nicht gelungen“, unterstreicht Fuchs.

Nicht nur ein Sparring-Partner

Anteil an der aktuellen Serie hat auch eine deutliche Steigerung in Freundschaftsspielen. Eine Schwäche, die Koller in der Anfangsphase seiner Amtszeit ein Dorn im Auge war.

Nach der verpassten WM-Qualifikation legte der Schweizer ein größeres Augenmerk auf Tests, in denen davor nach Niederlagen bisweilen das Selbstvertrauen litt – ein Mosaikstein im zuletzt ergebnisorientierteren Zugang.

„Wir haben uns vorgenommen, dass wir in Freundschaftsspielen zulegen wollen und nicht nur ein Sparring-Partner sind, sondern ganz einfach auch da gute Spiele abliefern. Das sind wir uns selbst und den Fans schuldig. Gegen Brasilien wird das Stadion ausverkauft sein. Wenn du da nicht deine Leistung bringst, ist es nicht fair gegenüber den Leuten im Stadion“, plagt Fuchs nicht die Sorge, dass in einem Testspiel nicht jeder an seine Grenzen geht.

„Werden dieses Spiel mit sehr viel Freude bestreiten“

Auch wenn dem ÖFB-Team die eine oder andere Stammkraft fehlen könnte, sollte es zumindest nicht am Selbstvertrauen scheitern.

„Jedes Spiel, das du positiv bestreitest, gibt einem das nötige Selbstvertrauen. Gegen die Russen hat man gut gesehen, dass sich in unserer Mannschaft jeder für den anderen aufopfert. Genau solche Spiele schweißen uns noch mehr zusammen. Von dem her gehen wir mit einem gesunden Selbstvertrauen rein, aber auch mit dem nötigen Respekt, denn es wird nicht einfach werden. Aber in der derzeitigen Situation gibt es nichts Besseres, und diese Situation haben wir uns alle gemeinsam erarbeitet“, meint Junuzovic.

Eine Belohnung zum Jahresabschluss, die sich dieses Team verdient hat. Und wer weiß, vielleicht schlägt das ÖFB-Team aus der Position des krassen Außenseiters zu und verstärkt damit die Euphorie in Fußball-Österreich zusätzlich.

Junuzovic: „Brasilien ist eine Weltklasse-Mannschaft, die von vorne bis hinten sehr hohe individuelle Klasse aufweist, da müssen wir höllisch aufpassen. Aber ich glaube, dass wir etwas entgegenzusetzen haben. Wir werden dieses Spiel mit sehr viel Freude bestreiten.“

Peter Altmann