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Rapid-A. Salzburg: Trotz Rivalität in Gedanken vereint

Rapid-A. Salzburg: Trotz Rivalität in Gedanken vereint

Pleite, aber trotzdem geil.“

Diese Botschaft sendeten die zu Tausenden mitgereisten Fans des SV Austria Salzburg im Zuge der 1:5-Achtelfinal-Niederlage im ÖFB-Cup beim SK Rapid aus.

Es war ein weiteres Lebenszeichen und gleichzeitig ein Hilferuf, denn die Stadionproblematik und die finanziellen Schwierigkeiten stellen den Erste-Liga-Klub vor gehörige Schwierigkeiten.

Darunter leidet auch die sportliche Performance, auch wenn dies gegen die favorisierten Wiener zu erwarten war. Das Wiedersehen der alten Konkurrenten bot aber trotzdem das eine oder andere Schmankerl.

Zwischen Rivalität und Verbundenheit

Vor 9.400 Zuschauern wärmten die Fan-Gruppen ihre jahrelange Rivalität wieder auf, obwohl es etwa bei Schmähgesängen gegen Red Bull keine zwei Meinungen gab.

Ebenso vermittelten beide Seiten mit Transparenten Kritik an Behörden und Politik, die Traditionsvereine in schwierigen Phasen im Stich lassen. So ist es derzeit bei den Salzburgern der Fall.

Fußball gespielt wurde jedoch auch noch. Nach über zehn Jahren gab es endlich wieder einmal einen sportlichen Vergleich der langjährigen Widersacher, der jedoch zur einseitigen Angelegenheit wurde.

Rapid-Coach Zoran Barisic blieb seiner Linie treu und rotierte im Vergleich zum Wiener Derby mit Mario Sonnleitner, Stephan Auer, Srdjan Grahovac, Philipp Schobesberger, Deni Alar, Philipp Prosenik und Tomi sieben neue Spieler in die Startelf. Mit Letzterem war ein ganz neues Gesicht dabei, schließlich feierte der Spanier sein Pflichtspiel-Debüt für die Grün-Weißen.

Mit großem Willen ins Viertelfinale

So richtig über sich hinaus wuchsen an diesem Abend nur wenige. Schließlich war die Partie aus Rapid-Sicht nach zehn Minuten bereits in die richtigen Bahnen gelenkt.

Trotzdem zeigte sich Barisic mit der Herangehensweise seiner Mannschaft zufrieden: „Solche Spiele können sehr gefährlich und kompliziert sein. Aber ich habe mir unseren Auftritt so erwartet. Man hat von der ersten Minute an gemerkt, dass das Team gewinnen und ins Viertelfinale will.“

Einer wusste seine Chance in der Startelf eindrucksvoll zu nützen: Philipp Schobesberger. Während der Shootingstar des vergangenen Jahres im bisherigen Saisonverlauf enttäuschte, sammelte er diesmal das nötige Selbstvertrauen für die bevorstehenden Aufgaben.

In der achten Minute drückte der Flankenflitzer einen von Keeper Stefan Ebner schlecht parierten Ball per Abstauber über die Linie.

Ein wunderschönes Tor!“

Ein absolutes Glanzlicht setzte er jedoch zwei Minuten später.

Nach Vorarbeit von Philipp Prosenik traf Schobesberger sehenswert aus der Drehung mit der Ferse – ein Befreiungsschlag nach den wenig zufriedenstellenden Auftritten zuletzt.

Auch der grün-weiße Chefbetreuer traute seinen Augen nicht: „Ein wunderschönes Tor! Das Selbstvertrauen und auch der Mut sind bei ihm wieder da gewesen. Ich hoffe, dass er wieder so stark wird wie im Frühjahr.“

Möglicherweise war es genau der richtige Gegner zur richtigen Zeit. Gegen den Zweitligisten konnte Schobesberger nach Belieben dribbeln und seine gefürchteten Angriffsläufe durchziehen. Die beiden Treffer in der Anfangsphase waren zudem zwei sehr wichtige.

Denn danach verflachte die Partie. Die Hausherren vergaben Chance um Chance, spielten selbst nicht überzeugend, ließen aber die meist komplett überforderten Salzburger nie ins Spiel kommen.

Klassen-Unterschied offensichtlich

Gäste-Trainer Jörn Andersen musste deshalb zugeben: „Ein Klassen-Unterschied ist schon da. Rapid hat irrsinnige Qualität. Wenn man hier nach zehn Minuten 0:2 zurück liegt, sind die Chancen nicht mehr groß.“

Trotzdem hielt er fest, dass man versucht habe, mit offensivem Spiel den Gegner zu überraschen. Das gelang nur phasenweise, nachdem in der Anfangsphase eher das Chaos herrschte.

Wir wollten ein gutes Spiel machen, aber wie in der Meisterschaft kriegen wir zu viele einfache Gegentore durch individuelle Fehler. Wir haben halt nicht viel Selbstvertrauen aus der Liga.“

Für den mutigen Auftritt und die aktive Teilnahme am Spiel erntete Andersen jedoch von seinem Gegenüber Barisic Lob. Schließlich trauen sich nicht viele Gegner, auswärts bei Rapid alles auf eine Karte zu setzen.

Cup als Chance, sich zu präsentieren

Dass es schlussendlich 1:5 ausging, lag daran, dass Rapid nach der Pause noch einen Zahn zulegte und die im ersten Durchgang noch leichtfertig vergebenen Chancen besser zu nützen wusste.

Vor allem die zuletzt kritisierten Stürmer trugen sich bis auf den eingewechselten Neuzugang Matej Jelic allesamt in die Torschützenliste ein: Prosenik, Alar und Tomi.

Wir haben gesehen, dass wir uns auf unsere Spieler verlassen können. Sie haben sich das verdient“, sah Barisic doch den einen oder anderen neben Schobesberger, der den Cup nützte, um seine Chancen auf weitere Einsätze zu steigern.

Als Schönheitsfehler musste man erneut einen Gegentreffer hinnehmen, diesmal von Leonhard Kaufmann. Trotzdem fiel das Fazit aus Rapid-Sicht positiv aus.

Wichtiger Lernprozess für Austria Salzburg

Auch Salzburg-Keeper Stefan Ebner wollte die 1:5-Niederlage nicht überbewerten, auch wenn der Ärger im ersten Moment groß war.

Aufgrund der derzeitigen Schwierigkeiten, sowohl sportlich als auch im Umfeld, wollte der Torhüter vor allem die positiven Dinge hervorstreichen.

Das ist Rapid, die stehen nicht umsonst dort, wo sie sind. Und wir sind Austria Salzburg. Man kann in solchen Spielen sehr viel lernen, auch wenn es bitter ist. Aber wir haben teilweise ganz guten Fußball gespielt und ein paar schöne Aktionen gehabt.“ Der Fokus liege nach dem Scheitern im Cup aber bereits auf dem Liga-Duell mit Spitzenreiter Wacker Innsbruck.

Pleite, aber trotzdem geil“, blieb aus Salzburger Sicht somit das Motto. Und Rapid freute sich, gegen einen alten Bekannten zurück auf die Siegerstraße gefunden zu haben.


Alexander Karper