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"Wir haben einen guten Fotografen"

Fränky Schiemer ist ein Sammler.

Mit sechs Titeln ist der Oberösterreicher der erfolgreichste Kicker im Kader des frischgebackenen Double-Gewinners Red Bull Salzburg.

Doch nicht nur Trophäen pflastern seinen Weg, auch Kopf- und Gesichtsverletzungen ziehen sich wie ein roter Faden durch seine Karriere.

In dieser eher zu verzichtenden Kategorie „sammelt“ der 26-Jährige ebenfalls wie keine anderer. „Ich habe sicher schon 10 Cuts erlitten. Mittlerweile zähle ich aber nicht mehr mit“, gesteht Salzburgs Defensiv-Allrounder.

„Das passiert im Eifer des Gefechts“

Das jüngste Andenken verpasste ihm Robert Zulj beim gewonnen Cupfinale gegen Ried. Nach einem Zusammenstoß musste Schiemer außerhalb des Spielfelds behandelt werden.  

„Ich bin hinter ihm gestanden. Er dreht sich um und ich bekomme den Ellbogen ins Gesicht. Es war wie in Mattersburg. Ich möchte ihm nichts unterstellen. So etwas passiert im Eifer des Gefechts. Damit muss ich leben“, erinnert sich der Leidtragende an die Situation.

Mit seinem fast schon legendären „Turban-Look“ konnte er weitermachen. Die Ausmaße der Verletzung zeigten sich aber erst nach Spielende: Eine blutverschmierte Stirn, ein blaues Auge und eine dicke Beule.

Maierhofer bewundert Schiemers Einsatz

Stefan Maierhofer bewundert den selbstlosen Einsatz seines Teamkollegen: „Das ist einzigartig. Hut ab. Fränky gibt alles, hält immer seinen Kopf hin – in wichtigen Situationen, aber auch in für ihn persönlich ungünstigen Situationen. Solche Teamplayer braucht man.“

Der Ex-Ried und Austria-Akteur nimmt seine x-te Gesichtsverletzung derweil mit Humor. „So lange es nur Narben sind, ist es nicht so schlimm. Die Heilen ja wieder. Die paar Gehirnzellen kann ich verschmerzen.“

Doch was sagt seine Freundin Eva? Bekanntlich geben sich die beiden am 1. Juni das Ja-Wort. Auf die Hochzeits-Fotos darf man gespannt sein. „Meine Freundin hat mir vorher von der Tribüne zugewunken. Ich hoffe, dass sie mich noch immer liebt. Wir haben auf jeden Fall einen guten Fotografen“, lacht Schiemer.

Verteidigung des Hochzeits-Termins

Weniger zu lachen ist dem dreifachen Meister, wenn es um die mediale Kritik am Termin seiner Hochzeit, die am gleichen Tag wie das ÖFB-Länderspiel gegen die Ukraine ist, geht. Seine Team-Absage war für viele unverständlich, nicht aber für den Betroffenen.

„Ich möchte im Sommer heiraten. Wir Fußballer haben da nur zwei, drei Wochen Urlaub. Meine Freundin und ich haben den Zeitpunkt unserer Hochzeit schon vor knapp einem Jahr ausgewählt.  Drei Monate später habe ich gesehen, dass das Länderspiel auf diesen Termin fällt. Ich habe dann gleich den Teamchef informiert. Natürlich ist es unglücklich, denn er hat auf mich gesetzt, aber es gibt keine Probleme. Das Thema wird von den Medien überzogen.“

Große Genugtuung

Überzogen sei auch die ständige Kritik an der Salzburger Mannschaft gewesen. „ Bei uns kommt sehr schnell Kritik auf. Wir haben die besten Möglichkeiten. Man muss von Anfang sofort vorne stehen. Bei einer Niederlage gegen Mattersburg wird sofort von einer Blamage gesprochen. Solche Niederlagen können aber passieren.“

Die Genugtuung über das Double ist dementsprechend groß. „Wir haben uns immer in den schwierigen Situationen herausgezogen. Das hat uns ausgezeichnet.“

Starkes letztes Drittel

Schiemer ist speziell auf die drei letzten Monate stolz. „Nach dem Out gegen Kharkiv wollten wir unbedingt zeigen, was wir drauf haben. Wir haben auch im Herbst nicht immer das geboten, was wir können. Zum Schluss haben wir Konstanz gezeigt und eine unheimliche Serie im letzten Drittel hingelegt, die schlussendlich zu den beiden Titeln geführt hat.“

Und als Belohnung ist seine Sammlung um zwei Titel, aber auch einer Narbe reicher…

Martin Wechtl/Kurt Vierthaler/Harald Prantl