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Kronsteiner: "Es gibt bessere Europacup-Vertreter"

Kronsteiner:

Für den SV Horn ist es natürlich das Spiel des Jahres.

"Wir hoffen auf das Spiel der Klubgeschichte", lacht Obmann Thomas Kronsteiner, dessen Klub am Mittwoch (18 Uhr, LIVE im LAOLA1-Ticker) im ÖFB-Cup-Halbfinale auf das Maß aller Dinge im heimischen Fußball dieser Saison, Red Bull Salzburg, trifft.

Für den Siebenten der zweithöchsten Spielklasse ist es eine bewegende Woche.

Am Mittwoch das Highlight, am Freitag wird ein langjähriger Funktionär ("Die gute Seele des Vereins") auf dessen letzten Weg begleitet und am Samstag folgt die wichtige Partie gegen Parndorf, in der der Klassenerhalt fixiert werden kann.

Im LAOLA1-Interview spricht Kronsteiner, der früher bei Krems im Europacup gegen Jena im Tor stand und dessen Arm aktuell ein Gips "ziert", über den Weg des niederösterreichischen Klubs, der vor zwei Jahren erstmals ins Profigeschäft einsteigen konnte.

LAOLA1: Ist es das Spiel des Jahres, Jahrzehnts oder der Klubgeschichte?

Thomas Kronsteiner: (lacht) Hoffentlich der Klubgeschichte. Wir haben uns viel vorgenommen und es ist sicherlich unser Spiel des Jahres. Es werden um die 6000 Zuschauer kommen, was eine Rekordkulisse bedeutet. Wir haben in der Waldviertel-Arena dafür Zusatztribünen errichtet. Die Anspannung ist vorhanden, aber wir haben auch noch andere Aufgaben in dieser Woche. Es ist eine turbulente Woche mit dem Highlight gegen Salzburg und es ist ein Erfolg für die Mannschaft und den Klub, soweit gekommen zu sein. Schlussendlich sind viele Teams aus der Bundesliga, wie etwa Rapid oder Austria ausgeschieden.

LAOLA1: Und Pasching macht seit vergangener Saison sowieso immer Hoffnung.

Kronsteiner: Ja, aber wir stellen nicht den Anspruch, Österreich international vertreten zu müssen. Wir versuchen sportlich, jede Herausforderung anzunehmen, aber wir "begeilen" uns nicht, dann international zu spielen. Da sind wir noch nicht so weit und Österreich wäre durch einen anderen Klub sicherlich besser vertreten als durch uns.

LAOLA1: Vertreten Sie dann auch die mehrheitliche Ansicht, dass eher die Austria als Grödig im Europacup spielen sollte?

Kronsteiner: Man muss den Fußball schon im Ganzen sehen. Ich weiß, dass jeder Verein gerne irgendwo die rosarote Brille auf hat, aber im Europacup sollen die renommiertesten und besten Klubs Österreich vertreten.

LAOLA1: Grödig könnte aber noch besser sein als die Austria.

Kronsteiner: Natürlich, wenn sich Grödig sportlich durch eine bessere Platzierung als die Austria qualifiziert, dann wird es Österreich auch gut vertreten können. Aber es geht darum, dass wir als Horn nicht im Cup antreten, um international zu spielen. Wir haben andere Prioritäten. Wir wollen uns in der Liga etablieren, uns breit aufstellen und dann schauen wir, wie wir weiter wachsen können. Und wenn es irgendwann in weiter, weiter Zukunft passt, die Strukturen da sind, die Vereinskraft da ist, dann kann man wie Grödig aktuell über einen internationalen Bewerb nachdenken. Jetzt ist das nicht unser Anspruch.

LAOLA1: Was kann die Rolle von Horn auf Dauer sein?

Kronsteiner: Wo wir uns sportlich einordnen, werden wir sehen. Wir wollen ein gesunder Verein sein, der gesund wächst. Ried hat das schon vorgezeigt, ähnliche Ansprüche haben wir auch. Wenn wir unseren Weg so weitergehen, dann kann man die Bundesliga irgendwann anstreben.

LAOLA1: Werden dahingehend auch schon die Rahmenbedingungen gesetzt?

Kronsteiner: Wir haben uns schon in der Regionalliga dementsprechend vorbereitet und etwa einen Zweitliga-Verein abgebildet. Von der Struktur sowie von den sportlichen Bedingungen und der Mannschaft her sind wir gleich in der ersten Saison angekommen. Das hat man auch insofern gesehen, als dass sechs Spieler danach den Sprung in die Bundesliga geschafft haben. Die konnten wir auch budgetär nicht halten. Wir haben daher den Schritt zurück gemacht, etwa jenen in die Breite mit dem Nachwuchs-Leistungszentrum in Hollabrunn. Wir haben mit Willi Schuldes einen langfristigen Plan und wollen langsam wachsen.

LAOLA1: Zeigt das Beispiel Philipp Zulechner, der von Ihrem Klub via Grödig bei Freiburg in der deutschen Bundesliga gelandet ist, für was Horn stehen kann?

Kronsteiner: Das ist sicherlich der Weg, den Horn gehen kann, das gilt aber auch für andere Vereine in Österreich, die ein Sprungbrett darstellen können. Und auf nicht so unähnliche Weise ist ja etwa Salzburg auch der Trainer abhanden gekommen. Klar ist aber auch, Philipp hätte das natürlich nie ohne Grödig geschafft. Also von der zweiten Liga ist das nicht möglich.

LAOLA1: Gibt es ein konkretes Jahr, in dem Horn Bundesliga spielen soll? 

Kronsteiner: Ich bin kein Stratege, der das nach einem straffen Business-Plan abarbeitet, ich bin eher ein Bauchmensch und schaue, was aus der Situation heraus maximal möglich ist. So wie wir uns heuer aufstellen konnten, sieht man, dass die Basis breiter geworden ist. Es hängt nicht alles an einem seidenen Faden, das ist auch nicht das Ziel, sondern das Gegenteil. Daran arbeiten wir massiv. Die Stärke des Vereins sind ja die Mitglieder und alleine für dieses Spiel gegen Salzburg ist sehr viel bewegt worden.

LAOLA1: Macht es Mut, dass Klubs aus Grödig oder Altach oben sind, die wie Horn um die 6000 Einwohner haben? Sind diese Dorfklubs Ansporn für Horn?

Kronsteiner: Ich tue mir mit dem Begriff Dorfklub schwer. Wir müssen uns Gedanken machen, warum Traditionsvereine wie etwa GAK oder VÖEST nicht mehr präsent sind. Vereine im Wiener Raum, die mehr Zuspruch haben könnten, wie Vienna und Sportklub sind auch nicht in der Bundesliga - warum ist das so? Auf der anderen Seite stellt sich dann die Frage nach Dorfklubs und ihrer Berechtigung sowieso nicht mehr. Ried hat sich als bestes Beispiel etabliert. Wenn ich nach Deutschland blicke, ist Hoffenheim auch nicht gerade ein Ballungsraum. Es geht darum: Wie viel Qualität schaffe ich als Verein? Was kann ich als Infrastruktur anbieten? Wie attraktiv ist der Fußball, den ich sehe? Und wie sympathisch bringe ich das Ganze rüber? Das sind die Aufgaben und da ist von den Traditionsvereinen in der Vergangenheit eben viel versäumt worden. Im Umkreis von 50 Kilometern bieten nur wir, was Fußball betrifft, etwas. Wenn ich St. Pölten, wo ein massiver politischer Wille dahintersteckt, hernehme, und mir die Zuschauerzahlen in diesem Wahnsinns-Stadion anschaue, dann würde ich das noch mehr hinterfragen als uns.

 

Das Interview führte Bernhard Kastler