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"Wir werden versuchen, unser Spiel zu machen"

Im Mai 2012 spielte Nacho Casanova im Dress der SV Ried gegen Wacker Innsbruck in der Bundesliga.

Ein Jahr später hilft der Spanier mit, einen 2:0-Sieg des FC Pasching im südsteirischen Kalsdorf zu fixieren und den Aufstiegskampf in der Regionalliga Mitte spannend zu halten.

„Es hat mir nicht gefallen, in die dritte Liga zu gehen“ gibt der 26-Jährige im Gespräch mit LAOLA1 zu.

Doch genau dieser Schritt bedingte, dass dem Stürmer von den Kanarischen Inseln wieder große Aufmerksamkeit zukommt.

Guardiola-Verweigerer als Schöttel-Sargnagel

Denn der oberösterreichische Verein ist die Sensation im ÖFB-Cup, träumt vor dem Halbfinale gegen Red Bull Salzburg vom Einzug ins Endspiel und auch schon ein wenig von Europa.

Dass der Underdog so weit kommen konnte, ist auch ein Verdienst des Mannes, der einst Pep Guardiola abgesagt hatte. Im Viertelfinale gegen Rapid fixierte Casanova den 1:0-Auswärtssieg und damit letztendlich auch das Aus von Trainer Peter Schöttel.

Vor dem Duell mit „Schwestern-Klub“ RBS (ab 17:45 Uhr LIVE im Ticker) spricht der Angreifer über den harten Aufstiegskampf, die Paschinger Spielphilosophie und die „Bühne“ ÖFB-Cup.

LAOLA1: Am Wochenende habt ihr mit einem Sieg gegen Kalsdorf die Tabellenspitze vorerst behauptet. Aber der LASK kann unter der Woche wieder an euch vorbeiziehen. Die Liga ist von diesem Duell geprägt. Wie wirkt sich dieser ständige Siegesdruck auf die Mannschaft aus?

Nacho Casanova: Es ist schwierig, weil der LASK eine sehr, sehr gute Rückrunde spielt und nicht den Eindruck macht, Federn zu lassen. Aber uns bleibt nichts anderes übrig, als unsere Spiele zu gewinnen und auf einen Umfaller von ihnen zu hoffen. Der Tabellenführer hat den Druck, immer gewinnen zu müssen und die Gewissheit, dass er bei einer Niederlage Platz eins los ist. So wie das uns vor einigen Wochen passiert ist.

LAOLA1: Ist es einfacher, in der Rolle des Jägers zu sein?

Casanova: Am Ende bevorzuge ich es, Erster zu sein. Wenn du deine Spiele gewinnst, wirst du Meister. Wir in unserer Rolle sind indes auch immer von den Ergebnissen des anderen abhängig. Unser oberstes Ziel bleibt der Titel und der Aufstieg. Vom ersten Tag an war klar, dass wir aufsteigen müssen. Aber auch der LASK hat eine hervorragende Mannschaft. Platz ist halt nur für ein Team.

LAOLA1: Druck wie in der Meisterschaft werdet ihr im Cup-Spiel gegen Salzburg nicht haben. Ein Spiel, in dem ihr nur gewinnen könnt.

Casanova: Wir sind der klare Underdog und kommen mit dem Traum, das Endspiel zu erreichen. Salzburg ist natürlich ein schwieriger Gegner und aktuell in außerordentlicher Form. Aber wir haben schon einen Erstligisten (Austria Lustenau, Anm.) und zuletzt Rapid Wien ausgeschaltet. In einem Spiel ist alles möglich und wir glauben an unsere Siegchance.

Casanova im Duell mit Rapid: "Wir waren über 90 Minuten überlegen"

LAOLA1: Das Viertelfinal-Spiel gegen Rapid war ja nicht nur ob des Ergebnisses überraschend, sondern auch aufgrund der Art und Weise, wie ihr in Wien gewonnen habt.

Casanova: Wir waren über 90 Minuten überlegen. Vor allem in der ersten Hälfte hatten wir vier, fünf klare Torchancen. Das Bild, das wir abgegeben haben, war sehr schön. Die ganze Mannschaft hat sehr stark gespielt und sich diesen wunderbaren Tag verdient.

LAOLA1: Neben eurer Leistung im Viertelfinale muss aber auch zugestanden werden, dass sich Rapid sehr schlecht präsentiert hat, oder?

Casanova: Rapid war nicht auf der Höhe, das ist klar. Aber wer das Spiel gesehen hat, weiß, dass Pasching ein Team ist, das attackiert und sich nicht hinten versteckt. Wir haben von Beginn an unseren Fußball ohne Angst gespielt und gezeigt, dass wir unbedingt gewinnen wollen, auch wenn wir im Rapid-Stadion antreten mussten.

LAOLA1: Werdet ihr diese Spielphilosophie auch in Salzburg verfolgen können?

Casanova: Es ist nicht unsere Art, uns nur zurückzuziehen. Wir werden mit dem Willen rausgehen, ein Tor zu erzielen. Das ist fundamental, weil man ohne Tore nicht aufsteigen kann. Wir werden versuchen, unser Spiel zu machen, auch wenn der Gegner Red Bull Salzburg heißt.

LAOLA1: Das angesprochene Tor zum Aufstieg hast im Viertelfinale du erzielt. Wohl auch fürs Halbfinale ein erstrebenswertes Ziel.

Casanova: Mensch, ein jeder träumt davon, in K.o.-Duellen den entscheidenden Treffer zum Aufstieg zu erzielen. Aber mir ist ehrlich gesagt völlig egal, wer trifft, solange wir weiterkommen. Ich werde genauso glücklich sein, weil wir dann im Finale stünden und das etwas Außergewöhnliches wäre. Wenn ich treffe, ist es doppelte Freude, aber wichtig ist die nächste Runde.

LAOLA1: Haben für dich als ehemaligen und von manchen Seiten als gescheitert betrachteten Bundesliga-Spieler diese Duelle mit Bundesligisten einen besonderen Stellenwert?

Casanova: Es ist klar, dass es mir nicht gefallen hat, in die dritte Liga zu gehen. Mein Ziel ist es deshalb auch, bald zurückzukehren. Pasching hat auf mich gesetzt und eine Mannschaft geformt, die um den Aufstieg kämpft, ich bin sehr zufrieden hier. Aber diese Spiele mit einer medial größeren Aufmerksamkeit gefallen mir sehr. Da versucht man natürlich, sein Bestes zu geben und einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

LAOLA1: Aus welchen Gründen hast du den Gang in die Regionalliga eigentlich angetreten?

Casanova: Mein Vertrag in Ried ist ausgelaufen und man wollte nicht mit mir verlängern. Ich habe auf Angebote gewartet, aber letzten Endes war nichts Passendes dabei. Dann bin ich in Kontakt mit Red Bull getreten, das ein wenig der Schirmherr von Pasching ist, und wurde vom Konzept, eine gute Mannschaft im professionellen Umfeld zusammenzustellen, überzeugt. Nach Gesprächen mit dem Trainer und Bekannten habe ich mich dafür entschieden und wurde nicht enttäuscht. Wichtig ist der Aufstieg, da viele der Spieler große Qualität haben und nicht noch ein Jahr in der dritten Liga spielen wollen.

LAOLA1: Du hast den Punkt der „Nähe“ der beiden Vereine Red Bull und Pasching angesprochen. Bereichert das die Partie um einen weiteren Faktor?

Casanova: Ich bin Pasching-Spieler und solange ich das schwarze Dress – ich glaube wir werden in schwarz spielen – trage, will ich gewinnen, ganz gleich wer der Gegner ist. Gegen Salzburg ein gutes Spiel zu machen, ist sicher bedeutend. Nachdem wir halb verbunden sind, können wir ihnen zeigen, dass bei uns gut gearbeitet wird.


Das Gespräch führte Christian Eberle