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Sind sie ihr Geld wert?

Sind sie ihr Geld wert?

Das Winter-Transfenster war in den meisten europäischen Ligen bis zum Abend des zweiten Februars offen.

Jetzt, wo sich Handys und Faxgeräte wieder abgekühlt haben, ist es Zeit einen Blick auf die Geschehnisse zu werfen.

Der ganz große Gigantismus ist ausgeblieben. Die absoluten Weltstars kicken für dieselben Vereine wie noch in 2014. Es hat auch niemand 40 Millionen für Andy Carroll ausgegeben.

Trotzdem fanden einige interessante Wechsel statt. Immerhin drei Spieler tauschten für über 30 Millionen Euro die Trikotfarben. Vor allem Stürmer waren begehrt.

Doch ist das Geld gut investiert? LAOLA1 wagt eine Analyse der teuersten Wintertransfers in den vier Topligen:

 

Juan Cuadrado (26)

Juan Cuadrado (26)

VON Fiorentina
ZU
Chelsea
Kolportierte Ablöse*: 33,4 Mio.

Ausgangslage: Der Flügelspieler war einer der überragenden Akteure der Serie-A-Saison 2013/14. Der ehemalige Außenverteidiger kann auf rechten Seite alles spielen und wurde aufgrund seiner Dribbelstärke auch schon das eine oder andere Mal als hängende Spitze eingesetzt. Cuadrados WM verlief ebenfalls großartig. Der Kolumbianer stand zwar ein wenig im Schatten von Teamkollege James, war aber immerhin bester Assistgeber (4) der Titelkämpfe. Schon im Sommer gab es zahlreiche Wechselgerüchte (ManUnited, Barcelona, Bayern), jetzt ist es also ein halbes Jahr später Chelsea geworden. Die Form des Ex-Fiorentina-Akteurs ist allerdings nicht mehr ganz so stark, wie im Juni. 

Prognose: So komisch das bei einem 33-Millionen-Transfer auch klingen mag, für Chelsea hält sich das Risiko in Grenzen, denn durch den Schürrle-Verkauf bekamen die "Blues" fast das ganze Geld wieder herein. Außerdem fehlt in Jose Mourinhos Kader bis auf Eden Hazard (der aber links spielt) ein schneller "Dribblanski", wie Cuadrado einer ist. Wenn der 26-Jährige seine Topform erreicht, ist er auf jeden Fall ein Gewinn.

 

Wilfried Bony (26)

Wilfried Bony (26)

VON Swansea
ZU Manchester City
Kolportierte Ablöse: 32,3 Mio.

Ausgangslage: Wilfried Bony spielte einst mit Niklas Hoheneder bei Sparta Prag. Von dort verschlug es ihn nach Arnheim zu Vitesse. In der Eredivisie netzte der 26-Jährige nach Belieben, die Belohnung war ein Wechsel im Sommer 2013 zum damaligen Premier-League-Aufsteiger Swansea. Nach kleineren Anlaufschwierigkeiten kam er in Wales immer besser zurecht. Im Kalenderjahr 2014 traf kein Stürmer öfter (18) in Englands Eliteklasse. Der Mann von der Elfenbeinküste ist physisch top, bringt aber trotzdem viel Beweglichkeit mit.

Prognose: Bony ist ein sehr guter Stürmer, keine Frage, ob er sofort zu einer Verstärkung wird, ist aber fraglich. Die Konkurrenz im Sturm der "Citizens" ist groß, ein Stammplatz alles andere als garantiert. Wenn Kun Agüero fit ist, ist er gesetzt. Auch Stevan Jovetic und Edin Dzeko sind keine kleinen Namen. Zudem lässt Manuel Pellegrini öfter nur mit einem Stürmer spielen. Außerdem muss der Ivorer erst die Strapazen des Afrika-Cups verarbeiten.

 

André Schürrle (24)

André Schürrle (24)

VON Chelsea
ZU
Wolfsburg
Kolportierte Ablöse: 32 Mio.

Ausgangslage: Nach starken Jahren in Mainz und Leverkusen wechselte André Schürrle im Sommer 2013 für knapp über 20 Millionen Euro zu Chelsea. In eineinhalb Spielzeiten an der Stamford Bridge pendelte der Angreifer zwischen Startelf, Bank und Tribüne, dauerhaft durchsetzen konnte sich der Deutsche nicht. Jetzt kehrt der Weltmeister zurück in die Bundesliga und steht in der Pflicht.

Prognose: Der Schürrle-Transfer ist sicherlich auch ein Statement-Kauf der Wolfsburger, die sich Dauerhaft als Nummer zwei in Deutschland etablieren möchten. Sportlich macht die Verpflichtung Sinn, finanziell auch? Der 24-Jährige ist eine Verstärkung für Wolfsburg, Wunderdinge sollte man sich aber keine erwarten. Interessant wird sein, wie Schürrle mit Mittelfeldchef Kevin de Bruyne harmonieren wird.

 

Enzo Pérez (28)

Enzo Pérez (28)

VON Benfica
ZU Valencia
Kolportierte Ablöse: 25 Mio.

Ausgangslage: Enzo Pérez hat sich bei Benfica einen Namen gemacht. Der Argentinier ist ein zentraler Mittelfeldspieler moderner Prägung. Kreativ, passsicher, aber trotzdem zweikampfstark. Der 28-Jährige gehörte 2014 dem WM-Kader der "Albiceleste" an und wurde immerhin Vizeweltmeister. Nach der Verletzung Angel di Marias rückte Pérez für das Halbfinale und das Endspiel sogar in die Startelf auf. Nach zweieinhalb Saisonen als Stammspieler in Portugal begeht er nun den nächsten Schritt.

Prognose: Pérez schaffte auf Anhieb den Sprung in Valencias Startelf. In seinen ersten Spielen wusste er durchaus zu überzeugen. Ein Mittelfeldtrio bestehend aus Pérez, André Gomes und Dani Parejo sieht auf dem Papier vielversprechend aus. 25 Millionen wirken trotzdem etwas überzogen, vor allem wenn man das Alter des Mittelfeldmannes bedenkt. Aber Valencia hat ja jetzt wieder Geld.

 

Gabriel Paulista (24)

Gabriel Paulista (24)

VON Villarreal
ZU Arsenal
Kolportierte Ablöse: 15 Mio.

Ausgangslage: Gabriel Paulista, genannt Gabriel, ist ein brasilianischer Verteidiger, der in den letzten eineinhalb Jahren zum Stamm Villarreals gehörte. Er kann in der Defensive alle Positionen bekleiden, fühlt sich aber in der Zentrale am wohlsten. Für einen Verteidiger ist er technisch beschlagen, seine größte Stärke ist wohl die Balleroberung.

Prognose: Arsenal ist nicht gerade reich an Innenverteidigern. Außerdem ist Gabriel ein Abwehrspieler, wie ihn Wenger gerne mag und mit 24 Jahren noch entwicklungsfähig. Ob er Laurent Koscielny und Per Mertesacker den Rang sofort ablaufen kann ist fraglich, spätestens zur nächsten Saison sollte er der etablierten Paarung Feuer unter dem Hintern machen. Gabriel ist also vielleicht eher als Perspektivspieler einzuordnen, die Ablösesumme bewegt sich in für englische Verhältnisse üblichen Gefilden.

 

Seydou Doumbia (27)

Seydou Doumbia (27)
VON: ZSKA Moskau
ZU: AS Roma
Kolportierte Ablöse: 14,4 Mio.

Ausgangslage: Bern, Moskau, Rom. Langsam aber stetig geht es für Seydou Doumbia auf der Karriere-Leiter nach oben. Sowohl in der Schweiz als auch in Russland machte der Ivorer konstant viele Tore. Auch in der Champions League wusste Doumbia bei ZSKA meist zu überzeugen. Mit mittlerweile 27 Jahren ist es Zeit für eine Topliga, der schnelle Stürmer bringt alle Anlagen mit.

Prognose: Die Verpflichtung macht Sinn. Miralem Pjanic ist nicht so gut in Form wie noch in der Vorsaison, Sommer-Neuzugang Juan Iturbe ist verletzungsanfällig. Neben Doumbia holte die Roma auch Victor Ibarbo. Trainer Rudi Garcia möchte eine variablere Offensive mit schnellen Akteuren. Der Preis für einen profilierten Angreifer wie Doumbia ist in Ordnung. Gut möglich, dass er voll einschlägt. Ein, zwei Fragezeichen bleiben: Da wäre, wie schon bei Bony, der Afrika-Cup. Außerdem gab es schon das eine oder andere Beispiel eines Profis, der in Russland top funktioniert, woanders aber nicht.


*Quelle für Ablösesummen: transfermarkt.at



Máté Esterházy