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Wenn ein Top-Spiel zum Flop wird

Wenn ein Top-Spiel zum Flop wird

Er ist wieder da. Das Format aller Formate. Der Grund für einen perfekten Start in die Woche. Der LAOLA1-Saloon.

Wie gewohnt werdet ihr mit Kuriositäten, Zahlenspielen und Neuigkeiten aus den Top-Ligen versorgt.

Diese Woche unter anderem im Angebot: Ein "Kannibale" als Löwen-Bändiger, ein vorgewärmter Stuhl für Cristiano Ronaldo und ein "100yard-return-to-saved-penalty-conter-goal-to-totally-madness".

 

Top-Spiele

Eigentlich sind wir es gewohnt, einen humoristischen Blick auf unsere Topspiele zu werfen, aber wo soll man bei Milan gegen Roma etwas Lustiges finden. Dass das 0:0 von rassistischen Ausschweifungen der Römer Anhänger überschattet wurde, ist einfach nur ein Armutszeugnis für den Fußball. "In Italien gibt es leider immer noch dieses rückständige Denken", versuchte Milan-Coach Massimiliano Allegri die Schmähgesänge gegen Mario Balotelli und Co. zu erklären. Dies ersparen wir uns, denn für derartige Idioten ist jeder Buchstabe verschwendet.

 

Da spielt der Erste gegen den Dritten in der Liga des Weltmeisters und keinen interessiert es so recht. Dieses Gefühl hatte man zumindest in den ersten Minuten von Atletico Madrid gegen den FC Barcelona. Real hatte seine letzte Titelchance durch ein Remis bei Espanyol verspielt, weswegen die Partie im Estadio Vicente Calderon zum Schaulaufen des Neo-Meisters wurde. Aufgrund des Spielverlaufs sollte es dann doch noch eine sehr interessante Angelegenheit werden. Nach der Führung der Gastgeber durch Falcao bewiesen die Katalanen eindrucksvoll, dass man erstens in numerischer Unterlegenheit (Messi musste raus) und zweitens ohne das Zutun von Messi (der musste wie gesagt raus) ein Spiel noch drehen kann. (>>> Highlights)

 

Skandale im ersten Topspiel, sportliche Wertlosigkeit im zweiten. Gut, dass auch in Portugal noch gespielt wird. Porto gegen Benfica entschädigte für so manches. "Ich habe Espanyol gegen Real nicht angeschaut, da zeitgleich Porto-Benfica lief", zog selbst Dani Alves "O Clássico" der eigenen Liga vor. Der Barca-Verteidiger sollte es nicht bereuen. Am vorletzten Spieltag fügten die "Drachen" dem bisherigen Leader die erste Liga-Pleite dieser Saison zu. Fixiert wurde das 2:1 und damit der Führungswechsel in der Tabelle erst in Minute 91: Kelvin traf und - Achtung! Wortwitz für Physiker - brachte das Stadion zum Kochen. Und Alves? Der erfuhr eben erst ein wenig später, dass er schon Meister ist.


Schattenspiel

Was sich im Aufstiegs-Playoff der englischen Championship abspielte, führt all die Dramatik, die Fußball zur schönsten Nebensache der Welt macht, eindrucksvoll vor Augen. Watford, im Hinspiel gegen Leicester 0:1 unterlegen, führt im Rückspiel zu Hause 2:1, fängt sich in der Nachspielzeit einen Elfmeter ein und steht, als Anthony Knockaert an den Punkt tritt, vor dem Aus. So die Ausgangslage, kurz bevor das Unfassbare passierte. Was folgte, würde im American-Football-Jargon wohl "100yard-return-to-saved-penalty-conter-goal-to-totally-madness" oder so ähnlich heißen. Drei Ballkontakte nachdem Knockaert an Manuel Almunia scheiterte, drehte Tony Deeney in Minute 97 nach dem 3:1-Siegtreffer ab. Einfach unglaublich. Umso mehr, wenn man als Side-Story noch Schiedsrichter Michael Oliver hinzufügt. Der pfiff auch schon vor knapp zwei Wochen das Aufstiegs-Duell am letzten Spieltag der League One zwischen Brentford und Doncaster. Dort nahezu eine identische Szenerie: Ebenso Elfmeter in der Nachspielzeit, ein Team (Brentford) verschießt, das andere trifft im Gegenzug zum 1:0-Sieg und sichert sich Platz eins. Wie gesagt: Unglaublich, dieser Fußball.

Viererkette

Sitzplatzproblem der Woche: Fabio Coentrao, von manchen Journalisten immer noch liebevoll "Concentrao" genannt, sorgte beim 1:1 Reals gegen Espanyol dafür, dass Spieler und Trainer der "Königlichen" trotz der verspielten Meisterschaft etwas zu lachen hatten. Der portugiesische Teamspieler wurde für die Partie eigentlich geschont und aus dem Kader gestrichen. Dennoch nahm der Blondschopf seelenruhig auf der Bank Platz, bis ihn Kapitän Iker Casillas aufforderte, auf die Tribüne zu gehen. Coentrao glaubte, angesichts der ihn auslachenden Kollegen Opfer einer Veräppelung zu sein und blieb erstmals sitzen. Erst nach weiterer Bestätigung verließ er mit den Worten "Warum bin ich der Letzte, der etwas mitbekommt" die Ersatzbank. Ja, Fabio, warum wohl? Die Antwort lieferte Nationalteamkollege Ronaldo, der sich wenig später auf den von Coentrao freigemachten Sitz platzierte: "Esta loco!"


Torwart-Debüt der Woche: Wer glaubt, das Debüt von Dejan Stojanovic in der Serie A (0:6 gegen Lazio am vorigen Wochenende) ist unglücklich verlaufen, der kennt Radu Mitu noch nicht. Der Torhüter des moldawischen Erstligisten FC Milsami-Ursidos warf sich im Spiel gegen Rapid Ghidighici nämlich nach zehn Minuten den Ball selbst ins Tor. Tja, so ein Auswurf ist aber auch schwerer, als er aussieht. Als ob das noch nicht reichen würde, musste er in der letzten Minute auch noch den Siegtreffer der Gegner zum 2:1 passieren lassen. Null Punkte, zwei Gegentore, aber immerhin eine Million Fußballfans, die dank des Internets nun deinen Namen kennen. Vielleicht war die Premiere doch nicht so schlecht...

Tabularasa der Woche:  Christian Constantin, Präsident des Schweizer Erstligisten Sion, macht seinem Ruf als Exzentriker mal wieder alle Ehre. Nach dem 0:5 seines FC in St. Gallen zog "CC" die Reißleine und entließ gleich einmal den gesamten Trainerstab. Gennaro Gattuso wurde ebenso gefeuert wie seine Assistenten Arno Rossini (offizieller Lizenz-Trainer) und Luigi Riccio. Und als ob das nicht reichen würde, strich er sechs Spieler aus dem Kader und ersetzte sie durch acht U21-Kicker. Wer dem 56-Jährigen nun Herzenskälte unterstellt, vergisst, dass Gattuso ja weiterhin als Spieler bei Sion engagiert ist. Außerdem wartete Constantin mit seinem Rundumschlag mit der Begründung "Am Muttertag lasse ich Gennaro in Ruhe" einen Tag. Also eh ganz nett.

 

Tweet der Woche: "Hans Sarpei weiß, wo Lewandowski nächste Saison spielt."

Bild der Woche

Legionär der Woche

Letzte Woche hat es der Saloon vorweggenommen, an diesem Sonntag ist es eingetreten - Lukas Spendlhofer feierte sein Debüt in der Serie A. Der Verteidiger durfte beim 0:0 seines Klubs Inter beim CFC Genoa eine knappe Viertelstunde mitwirken. "Ich danke dem Trainer und dem Verein für diese Möglichkeit und natürlich meinen Mitspielern für die Unterstützung", gab der U21-Teamspieler nach der Partie dem vereinseigenen Sender zu Protokoll - in perfektem Italienisch versteht sich. In diesem Sinne: Congratulazioni Lukas, continua cosi!

"On Fire"

Sieben Tore in den letzten fünf Spielen. Roberto Soldado beweist nicht nur eindrucksvoll, dass er weiterhin der gefährlichste spanische Stürmer in La Liga ist, er hält auf diese Weise auch seinen FC Valencia weiterhin im Rennen um Champions-League-Platz vier. Der Teamspieler, der erst in der letzten Woche den Rekord für die meisten Treffer gegen Ex-Klubs in La Liga (16) egalisiert hat, kann eine weitere Bestmarke sein eigen nennen. Gemeinsam mit Atleticos Falcao ist er der Spieler, dem am öftesten in dieser Saison das 1:0 gelungen ist, zehn Mal nämlich.

"On Ice"

Vor sechs Runden lag Odense BK noch auf einem Europa-League-Qualfikationsplatz, nach dem 1:4 am Wochenende muss man sogar noch ein wenig um den Klassenerhalt zittern. Nach fünf Niederlagen in Folge und nur einem Sieg im Jahr 2013 ist der Klub von Darko Bodul, der immerhin beim einzigen Dreier ein Tor beisteuern konnte, auf Platz acht abgerutscht. Zwar müsste für einen Abstieg so ziemlich alles gegen "OB" laufen, aber wer das mit dem Gewinnen sein lässt, muss auf Konsequenzen gefasst sein.

Passfoto des "Kannibalen"

Was macht eigentlich … Khalid Boulahrouz?

Was Sabia Boulahrouz so treibt, wissen wir spätestens seit Rafael van der Vaarts Trennung von Sylvie im Detail. Um ihren (Immer-noch-)Mann Khalid wurde es hingegen etwas ruhiger. Dabei geht der niederländische Abwehrspieler in seiner ersten Saison mit Sporting Lissabon gleich in die Vereinsgeschichte ein, wenn auch im negativen Sinne. Der "Kannibale", wie der ehemalige Bundesliga-Profi beim HSV und Stuttgart ob seiner harten Spielweise genannt wird, ist nämlich Teil jenes "Löwen"-Teams, das sich erstmals seit der Saison 1980/81 nicht für den Europacup qualifiziert. Allzu viel Schuld am schlechten Abschneiden kann dem 34-fachen Teamspieler allerdings nicht zugesprochen werden, schließlich absolvierte er nur zehn Ligaspiele.

Fußnoten 

Legende - Nach seinen zwei Toren beim 2:1 gegen Aston Villa darf sich Frank Lampard mit insgesamt 203 Treffern Rekord-Torschütze von Chelsea nennen. Bobby Tambling (202 Tore von 1959-1970) wurde ein- und überholt.

Alle Neune - Dieter Hecking blieb als Trainer des VfL Wolfsburg zum ersten Mal in seiner Karriere in neun Spielen in Folge ungeschlagen.

Lieblingsgegner - Gonzalo Higuain hat nach dem 1:1 gegen Espanyol bereits zehn Mal gegen die "Periquitos" und damit öfter als gegen jedes andere Team aus La Liga getroffen.

Spätzünder - Alexis Sanchez war mit fünf Toren und fünf Assists an zehn der letzten 16 Liga-Tore des FC Barcelona beteiligt.

Endstation - PSG-Keeper Salvatore Sirigu hat mit 84 Prozent die höchste Paraden-Quote in den europäischen Top-Ligen.

Klassenunterschied - Der FC Bayern liegt nach dem Sieg gegen Augsburg 22 Punkte vor dem BVB. Das ist der größte Abstand zwischen zwei Tabellennachbarn in der Bundesliga-Geschichte.

Torfabrik - Kein Team hat in der Premier League im Jahr 2013 mehr Tore wie der FC Liverpool erzielt. Gleich fünf Teams haben aber dennoch mehr Punkte als die "Reds" eingefahren.

Übliche Verdächtige - Beim letzten Titel von PSG 1994 standen mit ManUnited, Bayern und Barca die gleichen Meister ebenso vorzeitig fest. Nur Italien - Juventus statt Milan - fällt aus der Reihe.

Heimmachtlos - Greuther Fürth ist das erste Bundesliga-Team Deutschlands, dem in einer Saison kein einziger Heimsieg gelingt.

Omen - Zum Abschluss noch ein Hoffnungs-Fact für Paul Scharner und Wigan Athletic: Kein Team hat je den FA-Cup gewonnen und ist in derselben Saison abgestiegen.

 

Christian Eberle