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High-Noon an der Säbener Straße

High-Noon an der Säbener Straße

Der LAOLA1-Saloon meldet sich zurück - mit echten Spitzenspielen und solchen, die im Schatten der Top-Ligen über die Bühne gehen. Wir feiern Stars und schimpfen Söldner.

Wir berichten über unsere Legionäre und versorgen euch mit jeder Menge Anekdoten. Diese Woche im Angebot: Ein peruanischer Attentäter, ein argentinischer Softie und gleich drei Schattenspiele.

Top-Spiele

Vor einigen Wochen war bei Tottenham noch vom Meistertitel die Rede. Doch mittlerweile ist in Nord-London Bescheidenheit eingekehrt. Nach der 2:5-Niederlage im Derby bei Arsenal setzte es nun eine 1:3-Heimpleite gegen Manchester United. Dabei hatte Saha beim Stand von 0:0 die Führung auf dem Fuß. Doch ausgerechnet sein Sturmpartner Adebayor rettete auf der Linie. Der Togolese bekam den Ball unfreiwillig an die Hand geschossen. Statt Tor für die "Spurs" gab es Freistoß für ManUnited und das Unheil nahm seinen Lauf. Das Team von Harry Redknapp, Englands Teamchef in spe, liegt nur noch vier Punkte vor Platz vier.

Rapid und die Austria sollten einmal einen Blick nach Rom werfen. Denn die Italiener wissen, wie man Derbys spielt. Ausschlüsse, Emotionen, Tore – kein Vergleich zum matten 0:0, das uns in Wien vor einigen Wochen geboten wurde. Gleich in der neunten Minute sah Roma-Goalie Stekelenburg Rot nach einem Foul an Klose. Den anschließenden Elfer verwandelte Hernanes zur Führung. Doch die Roma kam zurück und erzielte durch Borini (15.) wenig später den Ausgleich. Letztendlich setzte sich Lazio aber dank Mauri (62.) mit 2:1 durch. Daran änderte auch eine heiße Schlussphase samt fünf gelber Karten, inklusive Gelb-Rot gegen Lazios Scaloni nichts mehr.

  War das die Vorentscheidung im Titelkampf? Während Dortmund beim 2:1 über Mainz glänzte, patzten die Bayern in Leverkusen. 0:2 hieß es am Ende. Kießling (79.) und Bellarabi (90.) fixierten den Sieg für Bayer, das gegen die Münchner zum ersten Mal seit 2004 in der Liga jubeln durfte. Bayern hat nun schon sieben Punkte Rückstand auf den Titelverteidiger. Klar, dass da beim "FC Hollywood" Feuer am Dach ist. Thomas Müller und Jerome Boateng veranschaulichten das bereits während der Partie überdeutlich.

Guerrero: Attentäter im Dienste des HSV

Viererkette

Depp der Woche: Das Wichtigste zuerst: Sven Ulreich geht es gut. Er hat sich nach Paolo Guerreros Brutalo-Foul zur Verwunderung aller Zuschauer nicht verletzt. Guerrero ist ja schon öfters negativ aufgefallen. Zum Beispiel, als er vor zwei Jahren einem Fan eine Plastik-Trinkflasche ins Gesicht warf. Doch am Samstag hat er sich beim 0:4 gegen Stuttgart selbst übertroffen. Aus lauter Frust nahm er gute 20 Meter Anlauf, um VfB-Goalie Ulreich von hinten mit gestreckten Beinen umzugrätschen. Ohne Chance auf den Ball. Nur gegen das Wadenbein. Jedem im Stadion stockte der Atem. Der Schiri zeigte unverzüglich Rot. "Er grätscht an der Eckfahne von hinten in die Beine - das ist einfach Schwachsinn!", fand Teamkollege Marcell Jansen deutliche Worte. Auch HSV-Kapitän Westermann kündigte Konsequenzen an. Nur Guerrero selbst sah es nicht so schlimm: "Der Torwart hat weitergespielt. Ich verstehe nicht, warum daraus eine dramatische Sache gemacht wird." Danke für diesen verzichtbaren Kommentar, Paolo. Die DFL gewährt dir nun eine Nachdenkpause von acht Spielen. Mach' was draus!.

Balotelli der Woche: Wir haben uns schon Sorgen gemacht, der gute Mario wäre besonnener geworden. Aber nix da, dachte sich Balotelli und ließ es wieder einmal krachen. 36 Stunden vor einem Pflichtspiel ging er feiern - in einen Strip-Club! "The Sun" bekam davon Wind und hatte prompt ein paar Beweisfotos parat. "Wenn die Geschichte so stimmt, verhänge ich die Maximal-Strafe", war ManCity-Coach Roberto Mancini ob der nächtlichen Abenteuer seines Schützlings "not amused". Dabei hatte Balotelli noch vor einer Woche nur Augen für seine Freundin. "Raffaella, ich liebe dich", war auf dem Shirt unseres Lieblingskickers beim Torjubel gegen Blackburn zu lesen. Was Raffaella wohl zu seiner Vorliebe für Strip-Clubs sagt? Vielleicht gar nichts, denn auch sie ist kein Kind von Traurigkeit: Die italienische Big-Brother-Teilnehmerin soll an Cristiano Ronaldo ihre Unschuld verloren haben und gern gesehener Gast bei Silvio Berlusconis "Bunga-Bunga-Partys" gewesen sein.

Pechvogel der Woche: Auf keinen anderen Spieler passt diese Bezeichnung wohl besser, als auf Abou Diaby, obwohl es "Pechvogel der letzten Jahre" auch treffen würde. Der Mittelfeldspieler zog sich seit seinem Wechsel zum FC Arsenal vor sechs Jahren dreißig (!) verschiedene Verletzungen zu. Zum Vergleich: Beim zwölf Jahre älteren Paul Scholes waren es im gleichen Zeitraum zehn. In dieser Saison hat seine Misere einen neuen Höhepunkt erreicht. Nach einer Knöchelverletzung machte der 25-Jährige erst Ende November gegen Dortmund sein erstes Saisonspiel. Schon drei Tage später verletzte er sich jedoch erneut. Gegen Fulham zwickte der Oberschenkel. Also feierte der Franzose am Samstag beim 2:1 gegen Liverpool sein erneutes Comeback aber nicht lange. Denn 28 Minuten nach seiner Einwechslung (53.) war sein Auftritt schon wieder zu Ende. Abermals hat der Oberschenkel etwas abbekommen. Die Ärzte prognostizieren drei Wochen Pause, also 21 Tage bis zur nächsten Verletzung.

Der Putin der Woche: Nicht nur ein total überraschender Triumph bei der russischen Präsidentenwahl kann für Tränen sorgen. Auch Inter-Star Esteban Cambiasso war beim 2:2 daheim gegen Catania sprichwörtlich zum Weinen zumute. Nicht, weil die "Nerazzurri" zum neunten Mal in Folge nicht gewinnen konnten. Auch nicht deswegen, da die Tage seines Trainers Claudio Ranieri wohl bald gezählt sein werden. Nein, Anlass für den emotionalen Ausbruch waren die gemeinen Inter-Fans. Sie begleiteten die Auswechslung des Argentiniers beim Stand von 0:2 mit lauten Pfiffen. Auf der Bank flossen die Tränen. Auch Fußball-Stars haben also Gefühle.

Schattenspiele

Wir konnten uns einfach nicht entscheiden. Deswegen gibt es diesmal gleich drei Schattenspiele. Nummer eins kommt aus Portugal: Porto sicherte dort mit einem aufregenden 3:2-Sieg über Benfica die Tabellenführung ab. Hulk packte dabei genauso den Hammer aus, wie Alex Frei bei Basels 3:1 über Luzern. Mit dem Sieg über den Tabellenzweiten machte der Bayern-Bezwinger einen großen Schritt Richtung Titel (Nähere Infos zu beiden Partien im Leg-Check). Doch den Vogel schoss Twente Enschede ab. Der Ex-Klub von Marc Janko gewann beim PSV Eindhoven mit 6:2 und schob sich damit auf Tabellen-Rang zwei vor. Schon zur Pause stand es 4:0. Da machte auch eine Rote Karte gegen Douglas (57.) nichts mehr aus.

Neo-Torschütze Pehlivan leitet Gazianteps Kantersieg ein

Legionär im Fokus

16 Spiele hat es gedauert, nun traf Yasin Pehlivan erstmals für seinen Verein Gaziantepspor. Die Freude über den Premieren-Treffer des ÖFB-Teamspielers gegen Istanbul Büyüksehir Belediyespor beflügelte seine Mitspieler dermaßen, dass sie gleich selbst noch vier Tore drauf legten. Nach den Treffern von Popov, Demir, Süme und Sosa stand ein 5:0 am Scoreboard und das Team aus Gaziantep am 13. Tabellenrang. Gelingt am kommenden Wochenende noch ein Auswärtssieg gegen Samsunspor, kann das Thema Abstieg wohl bald ad acta gelegt werden. Nicht schlecht für einen Verein, der eigentlich mit den Ambitionen, Meister zu werden, in die Saison gegangen ist.

"On Fire" 

Das Ettihad Stadium wird immer mehr zur uneinnehmbaren Festung. Manchester City begeistert die Fans Heimspiel für Heimspiel und ist in der Premier League noch ohne Punktverlust. Mit dem 14. Heimsieg im 14. Spiel haben die "Citizens" einen Uralt-Rekord von Newcastle United egalisiert. Dieser datiert aus der Saison 1906/07 (!). Insgesamt kann die Mancini-Elf auf 19 Premier-League-Heimsiege en suite zurückblicken. Damit wurde der Rekord von ManUnited eingestellt.

 

"On Ice" 

Kurz nachdem der Saloon Inter Mailand ob ihrer Siegesserie in "On Fire" gelobt hat, begann ein Negativ-Lauf, der letztendlich darin resultiert, dass sich die Lombarden nun eine Kategorie tiefer befinden. Mittlerweile hat der Champions-League-Sieger neun Pflichtspiele ohne Sieg aneinandergereiht. Inklusive Champions League und Coppa Italia setzte es davon gleich sieben Niederlagen. Claudio Ranieri wird sich wohl nicht mehr lange halten und Klub-Boss Massimo Moratti träumt ja bereits offen von Pep Guardiola...

In Graz gab es Bier, in Frankfurt nun Häme

Was macht eigentlich …
Gordon Schildenfeld?
 

Der kroatische Innenverteidiger gilt als einer der besten Transfers der letzten Jahre in der österreichischen Bundesliga, bei Sturm Graz weint man dem 26-Jährigen heute noch nach. Schildenfeld zog die zweite deutsche Liga dem österreichischen Meister vor und wechselte zu Eintracht Frankfurt. Dort galt er lange als gesetzt, verpasste in den ersten 22 Runden keine einzige Minute. Durch mäßige Leistungen verlor er aber zunächst die Sympathien der Fans und zuletzt auch das Vertrauen von Trainer Armin Veh. Der 51-Jährige nahm den kroatischen Teamspieler beim 2:4 gegen den SC Paderborn in Minute 74 vom Feld und verzichtete dieses Wochenende gegen Cottbus erstmals völlig auf seine Dienste. Vielleicht war "Flash Gordon" einfach zu niedergeschlagen, nachdem Zlatan Ibrahimovic beim 3:1-Testsieg der Schweden am Mittwoch nahezu im Alleingang die von ihm organisierte Abwehr der Kroaten völlig zerpflückte.

Fußnoten

Matchwinner - Robin van Persie hat in dieser Saison bereits zehn Game-Winning-Goals für den FC Arsenal in der Liga erzielt. Auf Platz zwei folgt Lampard (6).

Tormaschine - Cristiano Ronaldo erzielte gegen Espanyol sein 30. Ligator. Stark! Umso stärker, wenn man bedenkt, dass er damit mehr Tore erzielt hat als zwölf "La Liga"-Vereine mit all ihren Kaderspielern.

Orientierungsschwäche - Der FC Arsenal markierte bei Liverpool in Person von Laurent Koscielny das fünfte Eigentor. Kein anderes Team hat mehr als zwei.

Achillesferse - Tottenham hat in dieser Saison in fünf Spielen mehr als drei Tore kassiert und das immer gegen ein Spitzenteam: Je zwei Mal gegen die Manchester-Klubs, einmal gegen Erzrivale Arsenal.

Heimatverbunden - Beim Spiel HSV-Stuttgart stand lediglich ein gebürtiger Hamburger auf dem Platz - der Stuttgarter Harnik, der zudem noch "Ausländer" ist.

50 und genug - Gonzalo Higuain nahm sich das bekannte Kartenspiel zum Motto und traf nach 50 Tagen "Trockenheit" endlich wieder für Real Madrid. Und dann gleich im Doppelpack. Bravo, Pipita!

Hattrick - Es war nicht nur ein lupenreiner binnen 14 Minuten, den Zlatan Ibrahimovic in Palermo auf den Rasen zauberte. Es war auch der zweite in seiner Serie-A-Karriere, nachdem ihm dieses Kunststück bereits 2005 für Juventus gelang.

Nervenschwach - Lacina Traore von Kuban Krasnodar hat bei Lok Moskau zum zweiten Mal in dieser Saison einen Elfmeter vergeben und reiht sich nahtlos in eine Liste mit Ignashevich, Asildarov, Adamov und Noboa ein.

Präzisionsprobleme - Im Spiel Kaiserslautern-Wolfsburg kamen nur 60,9 Prozent aller Pässe an. Saison-Tiefstwert in der Bundesliga.

Lauf - Einen solchen hat Martin Harnik. Beim HSV (4:0) knipste er zum achten Mal im Kalenderjahr 2012. Alle Hamburger zusammen halten bei sieben Treffern.

Dusel - Freiburg hatte gegen Schalke einmal mehr Glück. Beim Stand von 2:1 rettet ein Stangentreffer der Gäste den SC vor dem Ausgleich. Es war das 13. Mal in dieser Saison, dass es das Aluminium gut mit den Breisgauern meinte. Liga-Spitze!

Glückszahl - Auch für den Ligarivalen Hannover ist die 13 eine Glückszahl. Genauso oft sind die Niedersachsen inzwischen in Heimspielen ungeschlagen. Damit wurde ein Vereinsrekord eingestellt.

 

Jakob Faber/Christoph Nister/Christian Eberle