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"In Indien ist Platz für Fußball"

Welt- und Europameister Robert Pires ist für die Indian Super League noch einmal aus der Fußballpension zurückgekehrt. Der Franzose will helfen, die Entwicklung des indischen Fußballs voranzutreiben.

Er lacht viel. Unter den Spielern des FC Goa, die sich im Stadion von Vasco da Gama auf das Heimspiel gegen Delhi Dynamos FC vorbereiten, ist Robert Pires derjenige mit der besten Laune. Trainer Zico versucht es mit Offensivtraining, sein Team trifft zu selten ins Tor.

Nach der Einheit nimmt sich Pires Zeit für den ballesterer. Und das, obwohl heute ein besonderer Tag für ihn ist.

ballesterer: Sie werden ja heute 41 Jahre alt. Alles Gute zum Geburtstag.

Robert Pires: Vielen Dank. Ja, ich werde alt. Nicht für das Leben, aber für den Fußball.

ballesterer: Sie machen beim Training den Eindruck, als hätten Sie richtig viel Spaß. Brauchen Sie den Fußball, um glücklich sein?

Pires: Der Fußballplatz ist mein Leben. Ich habe mit sieben Jahren begonnen, Fußball zu spielen. Wenn ich auf dem Platz stehen kann, bin ich glücklich. Es gibt keine bessere Arbeit für mich.

ballesterer: Wenn Stars in ein Land wie Indien wechseln, denkt jeder zunächst, dass es nur ums Geld geht.

Pires: Natürlich ist Geld wichtig. Für mich, für Sie – für alle Menschen. Als die Veranstalter der Liga auf mich zugekommen sind, haben wir aber erst gar nicht über das Gehalt gesprochen. Als sie mir eine Summe genannt haben, war ich schon überzeugt. Ich bin hier, um zu helfen.

ballesterer: Ein schwieriges Unterfangen. Indien ist die Nummer 159 der FIFA-Weltrangliste. Wie ist denn das Niveau des indischen Fußballs?

Pires: Das Land braucht mehr Akademien, man muss mit den Spielern taktisch und physisch arbeiten. Ich entdecke hier eine ganz neue Rolle: Ich bin eine Art Lehrer.

ballesterer: Kommen Ihre Teamkollegen zu Ihnen und fragen, was sie tun sollen?

Pires: Ja, bei jedem Training. Sie fragen, ob sie die Position richtig halten oder besser woanders stehen 
sollten. Ich versuche, ihnen so viel mitzugeben, wie ich nur kann. Ich bin hier nicht für mich, ich habe in Europa bewiesen, was ich leisten kann. Jetzt geht es um die Zukunft des indischen Fußballs.

ballesterer: Wie ist es um diese Zukunft bestellt?

Pires: Wenn man über Sport in Indien spricht, spricht man über Kricket. Dennoch ist zu spüren, dass die Menschen den Fußball lieben. Unser Stadion ist immer voll. Es ist Platz für Fußball in Indien, und diese Liga ist ein wichtiger Schritt. Ich hoffe, dass dieses Projekt die nächsten Jahre fortgesetzt wird und so die Entwicklung vorantreibt.

ballesterer: Mit der knapp zehnwöchigen Spielzeit gleicht die Liga einem Turnier. Reicht das, um etwas zu verändern?

Pires: Vielleicht dauert der Bewerb nächstes Jahr länger und hat mehr als nur acht Teams. Möglicherweise ändert sich dann auch etwas an der Intensität des Spielplans. Es ist nämlich schwierig, alle drei Tage zu spielen. Vor allem mit 41.

Interview & Foto: Peter K. Wagner

 

Zur Person

Robert Pires (41) war unter anderem für den FC Metz, Arsenal und Villareal aktiv. Mit Frankreich wurde der Mittelfeldspieler Welt- und Europameister.

 

Eine ausführliche Reportage zur Indian Super League lesen Sie im aktuellen ballesterer (Nr. 98 Jänner/Februar 2015). Seit 12. Dezember österreichweit in den Trafiken sowie im deutschen und Schweizer Bahnhofsbuchhandel!