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"Es gibt mit Sicherheit noch kein konkretes Angebot"

Lange Zeit sah es nicht so aus, als würde sich der Wechsel von Jakob Jantscher zum FC Luzern bezahlt machen.

Gerade erst mit NEC Nijmegen aus der Ehrendivision abgestiegen, fand sich der Steirer auch mit seinem Schweizer Arbeitgeber im Tabellenkeller wieder.

Keines der ersten zwölf Saison-Spiele konnte gewonnen werden, erst Ende Februar konnte man die „Rote Laterne abgeben – und das, obwohl der 26-Jährige selbst durchaus mit guten Leistungen auf sich aufmerksam machen konnte.

Inzwischen hat sich auch der Mannschaftserfolg eingestellt. Unter Neo-Coach Markus Babbel hat man sich inzwischen ins Tabellen-Mittelfeld vorgearbeitet. Nach vier Siegen in Folge gab man erst am Wochenende bei der Nullnummer gegen den FC Thun wieder Punkte ab.

Jantscher wiederum führt die Super League mit elf Assists an und konnte sich auch mit bislang sechs Toren wieder ins Rampenlicht schießen – möglicherweise auch für einen weiteren Wechsel, eine Ausstiegsklausel gibt es.

Im LAOLA1-Interview spricht er über seine Rückkehr zu alter Stärke, seine Gegenwart als Zehner und erklärt, warum es zu früh ist, sich über einen weiteren Transfer Gedanken zu machen.

LAOLA1: Muss ich dich inzwischen eigentlich mit „Köbi“ ansprechen?

Jantscher (grinst): Ich bin hier der Köbi, ja! Das war so ziemlich das Erste, was ich nach meiner Ankunft gehört habe, dass der Jakob hier der Köbi ist. Ob Mitspieler oder Fans, eigentlich nennen mich alle so. Ich habe mich damit angefreundet.

LAOLA1: Angefreundet hast du dich vermutlich auch damit, wie es in den vergangenen Wochen sportlich gelaufen ist.

Jantscher: Das ist richtig. Die Stimmung ist derzeit natürlich sehr positiv – nicht nur bei mir, sondern bei allen im Verein, ob Spieler oder Fans. Wir haben einige turbulente Wochen hinter uns, einige Punkte geholt. Deswegen ist es jetzt ein bisschen einfacher.

LAOLA1: Im Herbst habt ihr die ersten zwölf Saison-Spiele nicht gewonnen. Inzwischen befindet ihr euch im Tabellen-Mittelfeld. Worauf führst du diesen Umschwung zurück?

Jantscher: Im Herbst war es schwieriger, aber es war sicher nicht so, dass wir schlecht gespielt haben. Wir hatten auch im Herbst viele gute Spiele, hatten jedoch in gewissen Situationen Pech und ein bisschen Unvermögen. Das hat sich geändert. Wir haben uns dieses Glück erarbeitet, deswegen waren wir in letzter Zeit so erfolgreich. Jetzt gehen viele Bälle halt via Stange ins Tor.

LAOLA1: Bringt ihr inzwischen die Qualität im Kader besser auf den Platz?

Jantscher: Denke ich schon. Ich habe schon im Herbst immer wieder erwähnt, dass wir eigentlich eine sehr gute Mannschaft haben, in der viele Spieler eine sehr hohe Qualität mitbringen. Damals haben wir es eben nicht so auf den Platz bringen können, wie wir es derzeit schaffen. Wir haben außerdem in der Vorbereitung unter dem neuen Trainer Markus Babbel sehr viel im physischen Bereich gearbeitet, sind im körperlichen Bereich top drauf. Dafür werden wir dementsprechend belohnt. Wir haben auch in der 80., 85. oder 90. Minute noch genügend Kraft, gewisse Situationen gut auszuspielen und ein Tor zu erzielen. Das hat uns in der Vorrunde vielleicht manchmal gefehlt.

Jakob Jantscher führt die Liga mit elf Assists an

LAOLA1: Für dich persönlich ist es auch schon im Herbst, als die Siege noch nicht so da waren, gut gelaufen. Der Schritt in die Schweiz war also ein guter, oder?

Jantscher: Vergangenen Sommer war es natürlich nicht so einfach. Ich hatte mit Nijmegen ein schwieriges Jahr in Holland. Für mich war es sehr wichtig, zu alter Stärke zurückzufinden. Für mich war es also sicherlich ein positiver Schritt. Am Anfang war es für den Verein und auch für mich sicherlich nicht einfach, das muss man auch sagen. Wir sind sicherlich mit ganz anderen Ambitionen gestartet, haben inzwischen aber sehr viel wieder wettgemacht.

LAOLA1: Du sprichst die schwierige Ausgangsposition im Sommer an. War Nijmegen im Nachhinein ein Fehler?

Jantscher: Gar nicht. Ich habe dort ein Jahr lang in der holländischen Liga viele Spiele gemacht. Dort hast du ja auch große Spiele. Aber es ist sicher nicht das gewesen, was sich der Verein vorgestellt hat, und durch den Abstieg hat es natürlich ein sehr negatives Ende genommen. Mir war klar, dass ich schnellstmöglich eine Lösung brauche und einen neuen Verein finden muss, damit ich im Sommer nicht zu lange vereinslos bin. Mit dem FC Luzern hatte ich sehr gute Gespräche, weshalb ich mich sehr schnell dafür entschieden habe. Im Nachhinein war es sicher sehr wichtig, dass ich diese Entscheidung sehr schnell getroffen habe. Ich habe mich von Anfang an sehr wohl gefühlt.

LAOLA1: Mit elf Vorlagen bist du der Assist-König der Super League. Wie ist in der Schweiz die Resonanz auf deine Leistungen?

Jantscher: Zurzeit ist natürlich ein bisschen mehr Wirbel. Wie es im Fußball halt so ist: Es geht dann sehr schnell, dass alles sehr positiv ist. Meine Assists werden natürlich öfters erwähnt. Aber für mich macht das keinen Unterschied, ich muss einfach weiter meine Leistungen bringen. Wir haben jetzt noch vier Runden, in denen ich alles geben werde und natürlich werde ich versuchen, auch persönlich meine Scorer-Punkte zu verbessern.

LAOLA1: Babbel ist seit Mitte Oktober im Amt. Was zeichnet ihn aus?

Jantscher: Markus Babbel bringt sehr viel Erfahrung mit, egal ob als Fußballer oder Trainer. Er weiß natürlich ganz genau, was in solch einer Situation, in der wir gesteckt sind, notwendig ist. Er hat vom ersten Tag an klare Ansagen getätigt, was er sehen will. Inzwischen haben wir auch das Spielsystem umgestellt. Wir verstehen es jetzt immer mehr, also setzt es die Mannschaft auch immer besser um. Deswegen hat der Trainer einen großen Anteil daran, dass wir aus dem Gröbsten heraus sind.

LAOLA1: Für dich hat das neue System auch eine Änderung mit sich gebracht. Aus dem Flügelspieler Jakob Jantscher wurde ein Zehner.

Jantscher: Wir spielen jetzt oft mit einer Raute, was im modernen Fußball nicht sehr alltäglich ist. Und wenn wir - wie zuletzt meistens - dieses System spielen, bin ich auf der Zehn. Es ist schon ein bisschen ein anderes System, das spielen nicht sehr viele Vereine. Für die Mannschaft war es natürlich eine Umstellung. Es ist auch sehr aufwändig, weil du im Grunde genommen keinen Flügelspieler hast, sondern eigentlich vier zentrale Mittelfeldspieler und zwei Stürmer. Das ist auch ziemlich offensiv. Wir haben ein wenig Zeit gebraucht, bis wir das verinnerlicht haben, aber es funktioniert jetzt immer besser. Wir versuchen, ein sehr hohes Pressing zu spielen. Das kommt unserer Mannschaft und unseren Offensivleuten zu Gute.

LAOLA1: Inwiefern ist deine Rolle für dich persönlich eine Umstellung?

Jantscher: Ich habe es auch in Holland ein paar Mal gespielt. Aber in einer Raute ist es natürlich eine Umstellung. Du hast noch zwei Stürmer vor dir, das heißt, du musst sehr viel arbeiten, sehr kompakt stehen und viel kommunizieren, damit man eine gute Ordnung hat. Wenn die beiden Stürmer und der Zehner defensiv nichts machen würden, funktioniert das nicht. Aber ich finde es immer gut, wenn man neue Systeme kennenlernt. Ich war eigentlich immer der linke oder rechte Flügel, deswegen ist es etwas Neues, mehrere Spiele auf dieser Position zu machen. Ich habe mich immer besser damit angefreundet. Für mich als offensiven Fußballer ist dieses System eine gute Variante.

Reichen Jantschers Leistungen in Luzern für eine Nationalteam-Rückkehr?

LAOLA1: Medial wurde immer wieder dem Tabellenzweiten Young Boys Bern Interesse an dir nachgesagt. Unabhängig davon, was im Sommer passiert: Kannst du dir einen längeren Aufenthalt in der Schweiz vorstellen oder planst du mittelfristig noch weitere Karriereziele in Angriff zu nehmen – zum Beispiel Deutschland?

Jantscher: Ich halte es für schwierig, solche Ziele vorzugeben. Natürlich will man weiterkommen bzw. in einer großen Liga spielen. Das ist ja normal als Fußballer. Aber im Fußball ist es immer schwierig, in die Zukunft zu schauen und irgendetwas zu planen. Ich lasse das auf mich zukommen. Was ich beeinflussen kann, ist meine eigene Leistung, und die muss stimmen. Ich denke, dann wird das andere von alleine kommen.

LAOLA1: Ist das auch ein Lerneffekt deiner vergangenen Jahre, dass man in einer Karriere wenig planen kann?

Jantscher: Das ist sicherlich der Fall. Im Fußball geht es oft so schnell und du musst eine Entscheidung treffen, zum Beispiel wenn du absteigst, obwohl du eigentlich einen längeren Vertrag hast. Plötzlich musst du in einem kurzen Zeitraum über einen Wechsel nachdenken. Aber ich muss ehrlich sagen, ich würde nichts anders machen. Ich habe sehr viele Sachen erlebt. Da waren viele positive dabei, aber natürlich auch negative wie der Abstieg letztes Jahr in Holland. Ich glaube, es ist auch für einen Fußballer einmal ganz gut, nicht nur zu sehen, wie es oben ist, sondern auch zu erleben, wie es unten ist. Da kannst du sportlich und persönlich sehr viel mitnehmen. Ich konnte überall etwas lernen.

LAOLA1: Im Nationalteam warst du inzwischen schon länger nicht mehr dabei. Spekulierst du angesichts deiner guten Saison mit einer Einberufung?

Jantscher: Für mich ist wichtig, was ich hier in Luzern mache. Ich kann das ja nur dahingehend beeinflussen, dass ich meine Leistung bringe. Dann wird man sehen, wie der Teamchef entscheidet. Ich versuche, weiter Scorer-Punkte zu sammeln und der Mannschaft zu helfen. Alles weitere wird man dann sehen.

LAOLA1: Inwiefern besteht Kontakt zu Marcel Koller?

Jantscher: Ich habe Marcel Koller öfter in der Schweiz gesehen, da haben wir auch gesprochen. Da er Schweizer ist, nehme ich schon an, dass er meine Spiele ein bisschen verfolgt.

Das Gespräch führte Peter Altmann

LAOLA1: Wie gestaltet sich das Leben abseits des Platzes? Du warst vergangene Woche Studiogast in einer TV-Sendung. Der Moderator war für ein ungeübtes, österreichisches Ohr nur schwer zu verstehen, du hattest überhaupt kein Problem.

Jantscher: Sprachlich ist es nicht die große Barriere, wie es in Russland oder den Niederlanden der Fall war. Das Schweizer-Deutsch hast du relativ schnell drinnen. Inzwischen verstehe ich fast alles, wenn die Person nicht zu schnell spricht. Generell habe ich mich sehr gut eingelebt und fühle mich sehr wohl. In dieser Stadt ist es wunderschön zu leben. Ich muss sagen, dass mir das auch ganz wichtig ist: Wenn man sich als Fußballer rundherum wohl fühlt, kann man auch seine Leistung bringen. Vom Gefüge her ist es wirklich eine Top-Mannschaft, in der wir viel Spaß haben. Gerade unter Schweizern, Österreichern oder Deutschen gibt es immer wieder Hänseleien. Aber das ist auch gut so. Wir Österreicher können bei gewissen Sportereignissen zurückschlagen, wie zuletzt beim Sieg des Eishockey-Teams gegen die Schweiz. Das kommt auch ganz gut, wenn ich da einen Scherz loslasse. Das gehört einfach dazu.

LAOLA1: Du betonst, wie wohl du dich fühlst. Es ist kein Geheimnis, dass du eine Ausstiegsklausel besitzt. Bevorzugst du, wieder einmal länger als eine Saison bei einem Verein zu bleiben? Oder musst du deine starken Leistungen ausnutzen und den nächsten Schritt machen?

Jantscher: Das ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer zu beantworten. Ich habe mich damit ganz wenig auseinandergesetzt. Unsere Situation war sehr, sehr schwierig. Das heißt, du musst den Fokus auf die Leistung legen, damit du wieder von da unten wegkommst. Aber Fakt ist, dass es die Klausel gibt. Es gibt jedoch mit Sicherheit noch kein konkretes Angebot, sodass ich sagen könnte, ich werde den Verein im Sommer verlassen. Wie gesagt: Ich fühle mich sehr wohl. Damit, was im Sommer passiert, setze ich mich dann auseinander, wenn es irgendetwas gibt.

LAOLA1: Inwiefern ist es ein Vorteil, dass du diesmal weniger Stress hast? Aus Salzburg wolltest du weg und musstest jeweils einen Verein finden. Jetzt ist es vermutlich ein Kann, aber kein Muss.

Jantscher: Das ist richtig, das ist sicherlich eine andere Voraussetzung. Aber wie gesagt: Damit habe ich mich in den letzten Wochen nicht auseinandergesetzt und werde ich mich in den nächsten zwei, drei Wochen auch nicht auseinandersetzen, weil es wichtig ist, dass alle Spieler ihren Fokus auf die Meisterschaft legen und nicht auf irgendwelche anderen Gedanken. Darüber, was im Sommer passiert oder nicht passiert, werde ich mir nach unserem letzten Spiel Gedanken machen.