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Ritzmaier: "In letzter Zeit geht es nur noch bergauf“

Ritzmaier:

Nach viereinhalb Jahren in den Niederlanden hat sich Marcel Ritzmaier in der Eredivisie durchgesetzt.

33 Spiele machte er in der letzten Saison bei Leih-Station Cambuur-Leeuwarden. Fünf Tore und sechs Assists konnte er dabei verbuchen. Das brachte ihm bei seinem Stammklub PSV Eindhoven einen neuen Vierjahresvertrag ein.

2010 zog der damals 16-Jährige aus, um beim Traditionsklub Fuß zu fassen. Nun will der mittlerweile 21-Jährige den letzten Schritt machen und sich im Team von Klub-Legende Phillip Cocu einen Stammplatz erkämpfen.

Die erste Pflichtspiel-Möglichkeit bietet sich dazu ausgerechnet gegen einen österreichischen Verein. Der ehemalige Austria-Kärnten-Mittelfeldspieler trifft mit PSV in der EL-Quali auf St. Pölten.

Vor dem Duell unterhält sich Ritzmaier mit LAOLA1 über seine großen Ambitionen in dieser Saison, Trainer Cocu und sein Verhältnis zu ÖFB-U21-Coach Werner Gregoritsch.

LAOLA1: Mit St. Pölten habt ihr einen Zweitligisten zugelost bekommen, der zuletzt starke Leistungen gezeigt hat. Ein undankbares Los?

Marcel Ritzmaier: Nein, das glaube ich nicht. Wir haben den Vorteil, dass wir gegen sie schon in der Vorbereitung gespielt haben. Wir werden in das Spiel wie in jedes andere gehen. Es besteht überhaupt keine Gefahr, dass wir sie unterschätzen.

LAOLA1: Du hast bereits erwähnt, dass ihr St. Pölten schon kennt. Wie schätzt du die Niederösterreicher ein?

Ritzmaier: Es war eines der ersten Spiele in der Vorbereitung. Sie waren ein sehr guter Testgegner, haben überhaupt keine Angst vor irgendwem und geben immer Hundert Prozent. Das werden sie auch am Donnerstag tun. Deswegen wird es keinesfalls ein leichtes Spiel für uns.

LAOLA1: Als Österreicher kennst du den Gegner naturgemäß besser, als der Rest der Spieler. Haben sich die Coaches bei dir über St. Pölten erkundigt?

Ritzmaier: Das Trainerteam ist sehr gut informiert, sie haben sich einige Videos angesehen. Natürlich habe ich aber auch meinen Senf beigetragen, immerhin kenne ich ein paar Spieler der St. Pöltner.

Ritzmaier schätzt Chancen auf Startelf-Platz 50:50 ein

LAOLA1: Wirst du gegen St. Pölten in der Startelf stehen?

Ritzmaier: Das ist schwierig zu sagen, weil man noch nicht genau weiß, wer fit ist. Eigentlich hoffe ich aber schon, dass ich von Beginn an spiele. Ich schätze die Chancen 50:50 ein.

LAOLA1: Deine Stammposition ist das zentrale Mittelfeld. Dort durftest du in der letzten Saison bei Cambuur ran. Wo wirst du bei PSV zum Einsatz kommen?

Ritzmaier: Ich kann auch als linker Verteidiger spielen, das habe ich in der Vorbereitung öfter gemacht. Aber jeder weiß, dass ich mich selbst im Mittelfeld sehe. Das ist meine Position, wo ich mich wohlfühle. Das Trainerteam ist sich natürlich im Klaren, dass ich dort spielen will, aber wo sie mich einsetzen ist ihre Sache. Auch als Linksverteidiger werde ich alles für die Mannschaft geben.

LAOLA1: War Cambuur die perfekte Station, um in der Eredivisie Fuß zu fassen?

Ritzmaier: Ja, das kann man fast so sagen. Es war zwar „nur“ ein Aufsteiger, aber ich habe dort 33 Spiele gemacht. Diese Erfahrung kann mir keiner mehr nehmen. Man weiß im Vorhinein nie, wie die Saison verlaufen wird. Dass es letztendlich so gut ging, das habe ich vor allem dem Verein zu verdanken. Jetzt geht es darum diesen Weg fortzusetzen.

LAOLA1: Gab es auch Anfragen von anderen Vereinen?

Ritzmaier: Ja, es waren schon einige im Gespräch, auch im Ausland. Aber ich hatte von Anfang an das Ziel mich hier bei PSV als Stammspieler durchzusetzen.

LAOLA1: Ihr habt eine junge Mannschaft. Was sind eure Ziele für diese Saison?

Ritzmaier: Wir sind ein Top-Klub, sowohl in den Niederlanden als auch international. Dementsprechend wollen wir um den Meistertitel mitspielen und auch in der Europa League so weit wie möglich kommen. Das ist das Ziel eines jeden Einzelnen von uns.

LAOLA1: Würdest du rückblickend sagen, dass der Schritt nach Holland der richtige war?

Ritzmaier: Auf jeden Fall. Ich habe diese Entscheidung noch nie bereut. Natürlich gab es in den viereinhalb Jahren, in denen ich da bin, Höhen und Tiefen. Aber in letzter Zeit geht es nur noch bergauf.

LAOLA1: Euer Coach ist Philippe Cocu, eine schillernde Figur des niederländischen Fußballs. Was macht ihn als Trainer aus?

Ritzmaier: Ich trainiere erst seit heuer unter ihm. Er wirkt sehr ruhig, aber kann auch eine andere Seite aufziehen, wenn es hart auf hart kommt. Uns als Mannschaft tut das sehr gut, weil wir manchmal einen kleinen „Arschtritt“ brauchen. Er weiß sehr gut damit umzugehen. Das Zusammenspiel zwischen Trainerteam und Mannschaft funktioniert super.

LAOLA1: Ist er ein klassischer Trainer der niederländischen Schule, die für offensiven Fußball samt 4-3-3-System steht?

Ritzmaier: Er ist viel in der Welt herumgekommen, unter anderem spielte er beim FC Barcelona. Also hat er sicherlich mehr gesehen als nur den niederländischen Fußball. Aber natürlich ist dieser offensive Stil bei uns verankert.

LAOLA1: Wie läuft die Vorbereitung auf die neue Saison?

Ritzmaier: Bisher haben wir viel Wert auf das konditionelle und körperliche Training gelegt. Für mich persönlich war sehr wichtig, dass ich nach meiner Leihe topfit zurückgekommen bin und mich jetzt in der Vorbereitung auch nicht verletzt habe. Dementsprechend habe ich die Vorbereitung ganz gut durchgestanden. Auch bei den Testspielen bin ich regelmäßig zum Einsatz gekommen.

LAOLA1: Gegen die Austria hast du sogar ein Tor erzielt. Wie schätzt du deine Chancen auf einen Stammplatz ein?

Ritzmaier: Die Karten werden heuer neu gemischt. Gefühlsmäßig habe ich schon gezeigt, was ich kann und meine Linie aus dem Vorjahr durchgezogen. Letztendlich liegt die Entscheidung aber beim Trainer.

LAOLA1: Warum wurdest du im ÖFB-U21-Nationalteam seit Oktober des letzten Jahres nicht mehr einberufen?

Ritzmaier: Ehrlich gesagt weiß ich das nicht wirklich. Es hat zwei, drei Termine gegeben, wo ich Verletzungsprobleme hatte und nichts riskieren wollte. Aber das war mit dem ÖFB und Trainer Werner Gregoritsch abgesprochen. Warum ich also nicht mehr einberufen wurde, weiß ich nicht. Es hat aber nichts mit irgendwelchen persönlichen Gründen zu tun. 

LAOLA1: Stehst du in Kontakt mit Gregoritsch?

Ritzmaier: Ja, wir telefonieren ab und zu.

LAOLA1: Als Stammspieler bei PSV wärst du wahrscheinlich auch ein Fall für das A-Nationalteam. Hat sich Marcel Koller schon bei dir erkundigt?

Ritzmaier: Bei mir persönlich hat sich noch niemand gemeldet. Es wäre etwas Besonderes würde sich der Teamchef bei mir melden. Ich warte aber nicht darauf, sondern konzentriere mich auf die Leistungen bei PSV. Was sonst noch kommt ist Draufgabe.

 

Das Gespräch führte Jakob Faber