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Macho: "Es warten wichtige Aufgaben auf mich!"

Macho:

Hauptverkehrszeit bedeutet Stau. Das gilt für die Wiener Südost-Tangente genauso wie für das Hietzinger Bad.

Wenn in Zweiterem nach Büroschluss die "Rush Hour" einsetzt, prügeln Schwimmer, Triathleten und Badende das flüssige Element und wegen Überfüllung auch sich gegenseitig.

Völlig unbeeindruckt vom Kampf um ein bisschen Freiheit im 25-m-Becken absolviert Jürgen Macho mit stoischer Ruhe am Beckenrand seine Übungen.

Nach einem Patellasehnen-Einriss, den er sich in einem Testspiel gegen Dornbirn zuzog, Operation und sechs Wochen Schiene ist der 34-Jährige jetzt auf dem harten Weg zurück.

LAOLA1 hat den Torhüter von Panionios Athen und die Nummer 1 im Nationalteam zum Interview getroffen.

Ein Gespräch über Beißer-Qualitäten, sein Problem mit dem Nichtstun, die Krise im heimischen Goalie-Nachwuchs und wie er die Folgen der Wirtschaftskrise in Griechenland spürt.


LAOLA1:
Dein Alltag lautet im Moment Physiotherapie und Schwimmbad statt Trainingsplatz und Taktikbesprechung. Wie geht es aktuell?

Jürgen Macho: Die Reha verläuft reibungslos und nach Plan, ich bin mittendrin und sehr zufrieden. In den sechs Wochen mit Schiene ist nichts gegangen, weil ich die Patellasehne schonen musste. Aber jetzt wird seit zwei Wochen gearbeitet. Ich habe mein Programm, das ich von Frühmorgens bis Spätabends durchziehe.

LAOLA1: Wie kann man sich deinen Weg zurück vorstellen?

Macho: Am Vormittag arbeite ich mit meinem Physiotherapeuten Andreas Helfrich. Durch die Am Nachmittag bin ich dann im Reha-Zentrum und arbeite spezifisch, zum Beispiel am Oberkörper oder am Bein. Und dann eben noch Schwimmbad. Mir ist das aber ganz recht, dass ich so ein dichtes Programm habe, weil so gehen die Tage schneller um.

LAOLA1: Entsprechend hart waren wahrscheinlich die sechs Wochen, in denen du gar nichts machen konntest?

Macho: Man kann einfach nichts machen. Ich bin daheim herum gelegen, konnte nichts machen, war müde und schlecht aufgelegt. Ich bin einfach ein Typ, der alles entweder mit 100 Prozent macht oder gar nicht. Ein bisserl da und ein bisserl dort, das ist vielleicht schön, aber bringt mich nicht weiter. Umso motivierter war ich dann, als die Schiene endlich weg war.

LAOLA1: Woher hast du deine Motivation bezogen?

Macho: Ich habe natürlich in der Zeit, in der ich daheim war und nichts tun konnte, die Augen nicht verschlossen. Natürlich schaut man, was sich so tut, man überlegt, was die Zukunft bringen wird. Denn es warten wichtige Aufgaben auf mich, ich habe noch einiges vor – beim Verein und in der Nationalmannschaft.

LAOLA1: Wann wird man dich wieder auf dem Fußballplatz und also zwischen den Pfosten sehen?

Macho: Ich kann und will mir kein Zeitfenster geben. Wenn ich fit bin, dann bin ich fit. Natürlich ist es mein Ziel, wieder so schnell wie möglich zurück zu kommen. Aber speziell bei dieser Verletzung ist es gefährlich. Bei der Sehne muss man aufpassen, dass man nicht zu früh wieder anfängt, sonst gibt es schnell einen Rückschlag.

LAOLA1: Du spielst in Griechenland, machst aber deine Reha in Wien. Was waren die Gründe für diese Entscheidung?

Macho: Ich habe einfach gesehen, dass es schwierig ist, wenn du im laufenden Tagesbetrieb eine Reha machst. Speziell in meinem Fall, wo man noch ein bisschen vorsichtiger sein muss. Diese Verletzung braucht meine volle Aufmerksamkeit. Deshalb war für mich ganz klar, dass ich in Österreich operiert werde und hier auch die Reha absolviere.

LAOLA1: Spielte bei deiner Entscheidung auch eine Rolle, dass Griechenland seit Monaten gegen die Folgen der Wirtschaftskrise kämpft?

Macho: Das war sicher der Hauptgrund für meine Entscheidung. Es gibt viele Streiks, Probleme da und dort, einfach viele Fragezeichen. Und es ist klar, dass, wenn ein Land Probleme hat, auch der Fußball nicht verschont wird. Es gibt auch noch Einiges zu diskutieren. Aber wichtig war, dass die Meisterschaft begonnen hat, was ja auch lange nicht klar war.

LAOLA1: Weil der Fußball den Menschen in Griechenland auch helfen und Trost spenden kann?

Macho: Fußball spielt in Griechenland eine große Rolle. Die Leute gehen gerne in die Stadien, vielleicht weil sie da ihre Probleme für 90 Minuten vergessen können. Wegzuleugnen sind sie aber natürlich nicht, auch für uns Spieler nicht. Aber wir sind alle Profis und müssen mit Extremsituationen umgehen können. Und das ist Panionios in den ersten Runden auch ganz gut gelungen.

LAOLA1: Du hast die Aufgabe Nationalteam angesprochen. Gegen Aserbaidschan und Kasachstan sind drei Torhüter dabei, die gemeinsam ein Länderspiel haben. Deine Meinung?

Macho: Zunächst einmal ist es so, dass ich vor meiner Verletzung die Nummer 1 im Nationalteam war. Dorthin will ich wieder zurück, keine Frage! Zur aktuellen Situation: Christian Gratzei ist verletzt, Helge Payer war angeschlagen, dadurch haben jetzt die Jungen eine Chance nachzurücken. Aber wenn man sich den Torhüter-Sektor anschaut, dann gibt der in Österreich im Moment auch nicht sehr viel mehr her.

LAOLA1: Aber noch einmal: Die drei Nationalteam-Torhüter haben gemeinsam ein Länderspiel?

Macho: Das sind eben die Torleute, die man in dieser Situation einberufen kann. Jörg Siebenhandl spielt regelmäßig in der Bundesliga, ist die Nummer 1 von Wiener Neustadt. Robert Almer hat drei, vier Mal für Fortuna Düsseldorf in der zweiten deutschen Bundesliga gespielt. Und Pascal Grünwald ist die Nummer 1 bei Austria Wien. Das ist also schon okay!

LAOLA1: Woran liegt es aus deiner Sicht, dass Österreich nicht mehr „Land der Torhüter“ ist?

Macho: Ich will da jetzt nicht über andere sprechen und darüber, was vielleicht falsch läuft. Wir haben gute Torwarttrainer und eine gute Ausbildung. Schlussendlich liegt es bei den Vereinen, ob sie die jungen Torhüter spielen lassen.

LAOLA1: Und im Nationalteam?

Macho: Beim ÖFB ist es einfach so, dass du erfahrene Leute brauchst. Aber natürlich müssen auch die Jungen eine Chance bekommen, man muss an die Zukunft denken. Je früher sie dabei sind, desto einfacher wird es dann später einmal, wenn sie Verantwortung übernehmen müssen.

LAOLA1: Wir danken für das Gespräch.

Das Interview führte Stephan Schwabl