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Interesse aus der Serie A

Interesse aus der Serie A

In Österreich weitgehend unbeachtet hat sich Robert Gucher in der abgelaufenen Saison in Italien einen Namen gemacht.

Er sei das Herz der Mannschaft, der zukünftige Kapitän, sagen die Frosinone-Fans über den Steirer.

Tatsächlich hat der 23-Jährige bereits drei Mal die Schleife getragen.

Zum Führungsspieler gereift

Obwohl er – vor allem für italienische Verhältnisse – noch ein sehr junger Spieler ist, hat er in der mannschaftsinternen Hierarchie in den vergangenen Monaten einen Schritt nach oben gemacht.

„Ich war als Führungs- und Stammspieler einer der wichtigsten in der Mannschaft. Ich war nicht mehr der Junge, der geführt wird, ich musste das Heft selbst in die Hand nehmen, selbst führen. Einige erfahrene Spieler haben sich hinter mir angestellt. Als Österreicher, in dem Alter, in Italien dieses Ansehen zu haben, ist nicht alltäglich“, erzählt Gucher.

Mit guten Leistungen konnte er das in ihn gesteckte Vertrauen zurückzahlen. „Darüber bin ich wirklich sehr froh.“

"Es war die Hölle los"

Doch nicht nur für Gucher persönlich ist es ausgezeichnet gelaufen. Die gesamte Mannschaft hatte viel Grund zur Freude. Der Aufstieg in die Serie B wurde geschafft. Erst in der Verlängerung des Playoff-Finales gegen US Lecce fiel die Entscheidung.

„Wahnsinn, was da abgegangen ist. Tausende Leute haben uns am Weg vom Hotel zum Stadion begleitet. Und nach dem Aufstieg war sowieso die Hölle los. Das kann man nicht beschreiben. Die Menschen haben all ihre Probleme vergessen und einfach zwei Tage lang durchgefeiert. Jeder hatte ein Grinsen im Gesicht“, berichtet der Mittelfeldspieler.

Fan-Liebe und eine Auszeichnung

In der Frosinone-Kurve hatten die Tifosi zwei Österreich-Fahnen aufgehängt, um Gucher auch auf diesem Weg ihre Unterstützung mitzuteilen. „Natürlich ist es schön, zu wissen, dass dich die Fans lieben. Das ehrt mich. Deswegen hebe ich aber sicher nicht ab. Ich weiß, dass das erst ein kleiner Schritt war, ich habe auf meinem Weg noch sehr viel zu tun“, sagt er.

Nach dem Spiel wurde der ehemalige Kapfenberg-Profi sogar zum besten Spieler der Aufstiegsplayoffs gewählt. „Die Auszeichnung war eine Bestätigung für meine Arbeit die ganze Saison über. Ein toller Abschluss.“

"Darum können wir uns bald nichts mehr kaufen"

Aber eben ein Abschluss. Auf den Lorbeeren will sich der ehemalige U20-WM-Teilnehmer nämlich nicht ausruhen: „Im Fußball lebt man nicht in der Vergangenheit. Wir haben zwar eine Seite in den Geschichtsbüchern des Vereins geschrieben, in ein, zwei Jahren können wir uns darum aber auch nichts mehr kaufen. Es bleibt eine tolle Erinnerung, aber wir müssen uns aufs Neue beweisen“, so Gucher.

Was in Italiens zweithöchster Spielklasse nun möglich sei, hänge davon ab, mit welchem Kader in die Saison gegangen werde. „Ich glaube aber, dass wir im Mittelfeld mitspielen können“, meint der „Centrocampista“.

Udinese zeigt großes Interesse

Ob er selbst Teil dieses Kaders sein wird, ist aktuell jedoch mehr als unklar. Die starken Leistungen für Frosinone haben einige Interessenten auf den Plan gerufen.

„Es gibt angeblich zwei, drei Anfragen aus der Serie A“, sagt der 23-Jährige. In der Gerüchteküche wird immer wieder Udinese Calcio als Hauptinteressent genannt. Angeblich würde der Verein aus dem Norden Italiens drei Millionen Euro Ablöse bezahlen.

„Ich kenne das Gerücht“, erklärt Gucher. Mehr könne er dazu aber auch nicht sagen. Erst in den kommenden Tagen soll klar werden, in welche Richtung Frosinone tendiert.

Auch Palermo ist ein Thema

Dass er einem Wechsel in die Serie A alles andere als abgeneigt gegenübersteht, macht der ÖFB-Legionär klar: „Es wäre ein Traum, wenn sich etwas ergibt. Ich fühle mich für diesen Schritt bereit.“

Sein Vertrag läuft in einem Jahr aus. Als die Italiener Gucher vor zwei Jahren aus Kapfenberg zurück in die Region Lazio holten, machten sie klar, dass sie über kurz oder lang Geld mit ihm verdienen wollen. Sofern der laufende Kontrakt nicht verlängert wird, ist dieser Sommer die letzte gute Möglichkeit dazu. „Wenn ich bleibe, ist das für mich aber auch überhaupt kein Problem“, versichert Gucher.

Übrigens soll auch Serie-A-Rückkehrer Palermo den Steirer auf dem Zettel haben.

„Ich lasse das auf mich zukommen“, ist Gucher entspannt. Kein Wunder, es gibt schlechtere Positionen als die seine.

Harald Prantl