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Dybalas steiniger Weg nach oben

Dybalas steiniger Weg nach oben

Manchester United, Borussia Dortmund, FC Barcelona, Arsenal und viele mehr.

Das ist keine wahllose Aufzählung diverser europäischer Top-Klubs, das sind die Interessenten an Paulo Dybala.

Ein Name, der in diesen Breitengraden noch keine allzu große Bekanntheit genießt. In unserem südlichen Nachbarland Italien dagegen ist er der Shooting-Star dieser Saison.

„Man müsste uns schon 40 Millionen Euro bieten, damit wir ihn verkaufen. Binnen zwei Jahren wird er besser sein als Ronaldo, Ibrahimovic und Messi", posaunte Palermo-Präsident Maurizio Zamparini bereits im November.

Dass es überhaupt soweit kommen konnte, war jedoch keinesfalls vorgezeichnet. LAOLA1 beleuchtet den mit Hindernissen gepflasterten Weg des Argentiniers.

Schicksalsschlag in der Jugend

Die Karriere Dybalas war beinahe schon vorbei, ehe sie überhaupt angefangen hatte. Im zarten Alter von 15 Jahren verlor der Stürmer seinen Vater, der nach langem Kampf an Krebs verstarb. Damit hatte der Argentinier, dessen Großvater ein polnischer Immigrant war, auch niemanden, der ihn zum Training brachte.

Zu dieser Zeit spielte er in der Akademie von Instituto Cordoba, rund eine Autostunde von seinem Wohnort entfernt. Nach dem Tod seines Vaters wechselte der Stürmer zu Laguna Larga, einem kleinen Klub in seiner Heimatstadt. Definitiv kein Karriere-Sprungbrett.

Ein halbes Jahr später fasste Dybala den Entschluss, sein Elternhaus zu verlassen und kehrte zu Instituto Cordoba zurück, wo er in einem Apartment seines Klubs wohnen durfte.

Auch Dank Vazquez spielt Dybala bei Palermo

Fehlende Durchschlagskraft in Europa

Wie bei vielen Kickern aus Südamerika tat auch er sich in seiner ersten Saison in Italien schwer. Zwar wurde er 27 Mal eingesetzt, aber nur fünf davon absolvierte er über die volle Spieldauer. Nach dem 38. Spieltag standen drei Tore zu Buche, die Fans hatten sich mehr erwartet vom Vereins-Rekordtransfer.

Die Entwicklung des Youngsters wurde natürlich auch von den ständigen Trainerwechseln gehemmt. In der Saison 2012/13 wechselte Präsident Zamparini gleich vier Mal den Chefbetreuer. Der Abstieg war die logische Folge.

Doch auch in der Serie B wusste Dybala nicht vollends zu überzeugen. Fünf Tore und sechs Assists waren passabel, aber immer noch weit von Zamparinis Ankündigungen entfernt.

Durch Zufall entdeckt

Auch der Weg zu Palermo war kein vorgezeichneter. Ursprünglich war Luca Cattani, ehemaliger Sportdirektor der Sizilianer, nach Argentinien gereist, um mit einem anderen Talent, Franco Vázquez (mittlerweile kongenialer Offensiv-Partner bei Palermo), zu verhandeln. Auf seiner Dienstreise wurde er dann von Institutos Präsident auf Dybala angesprochen, Cattani schickte Scouts los.

Diese sahen eine starke erste Profi-Saison des damals 18-Jährigen, er erzielte 17 Tore in Argentiniens zweiter Spielklasse. Also schlug Palermo-Präsident Zamparini zu und überwies stolze zwölf Millionen Euro nach Südamerika. Eine hohe Summe für einen Zweitliga-Spieler, die jedoch mit steigendem Interesse anderer Klubs, wie Napoli oder Inter Mailand, zusammenhing.

Zamparini war sich bereits 2012 sicher, er habe den „neuen Sergio Agüero“ gefunden. Eine Erwartungshaltung, der Dybala lange nicht gerecht werden konnte.

Kritik von Gattuso

Bereits zu Beginn der Saison musste sich der Stürmer Kritik vom ehemaligen Superstar Gennaro Gattuso, der den Klub nach dem Abstieg als Trainer übernahm, gefallen lassen. „Dybala muss aufwachen. Einige bedeutungslose Finten pro Spiel sind nicht genug“, so das Ex-Raubein.

Im vergangenen Sommer, Palermo schaffte bekanntlich den Wiederaufstieg, stellte man sich in Sizilien bereits die Frage, ob man den Transfer-Flop wieder abgeben solle. Da allerdings die beiden Stammstürmer Abel Hernandez (für 12 Millionen Euro zu Hull City) und Kyle Lafferty (für 4,5 Millionen zu Norwich) den Verein verließen, beschloss man, den Argentinier doch noch zu halten.

Blüht im 3-5-2-System auf

Eine goldrichtige Entscheidung, wie sich nun herausstellt. Beppe Iachini, der nach zwei Monaten das Amt von Gattuso übernahm und Palermo zurück in die Serie A führte, stellte das System auf zwei Spitzen um. Ein Schritt, der Dybala sehr zu Gute kam.

Auch Roma konnte Dybala nicht stoppen

In der Doppelspitze kann sich der verhältnismäßig kleine Stürmer immer wieder etwas nach hinten fallen lassen, wodurch seine Technik und Schnelligkeit deutlich besser zur Geltung kommen. „Er ist als Spieler gewachsen und wenn er weiter hart arbeitet, kann er dieses Wachstum fortsetzen“, schwärmt auch sein Coach.

Diese Entwicklung beweist er auch in Form von Zahlen. zwölf Tore und acht Assists stehen bereits zu Buche, damit ist er an mehr als der Hälfte (!) aller Tore Palermos beteiligt. Dass er es auch gegen die „großen“ Klubs kann, zeigte er mit Toren gegen AS Roma, AC Milan und Lazio.

Vertragsverlängerung steht bevor

Weil sein Vertrag 2016 ausläuft, hoffen einige Mannschaften, man könne Dybala im Sommer etwas billiger bekommen. Doch Präsident Zamparini kündigte bereits Mitte Januar an, dass eine Vertragsverlängerung nur noch eine Frage der Zeit isei. Das Sturm-Juwel bleibt aber ohnehin fokussiert: "Ich kann es mir nicht erlauben, von den Gerüchten abgelenkt zu sein."

Zamparini im Arm mit seiner heißesten Aktie

Der Exzentriker rechnet aber keinesfalls mit einem ewigen Verbleib seines Goldjungen: „Wenn er sich in den nächsten sechs Monaten gut macht, wird ihn im kommenden Sommer sicherlich ein großer Klub kaufen. Große Klubs aus ganz Europa haben mich kontaktiert.“

Doch er stellt gleich ein weiteres Mal klar: „Es ist sinnlos, über einen Preis zu sprechen. Bei Zamparini ist es immer teuer."

Der Weg des Paulo Dybala ist in Palermo nicht beendet. Durch Zufall wird er aber garantiert nirgendwo mehr landen.

 

Julian Saxer