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Mehr als nur ein Weihnachtsmann

Mehr als nur ein Weihnachtsmann

„Wenn wir die 64,5 Millionen Euro zu den 60 Millionen Euro, die wir schon in unserem Budget hatten, dazuzählen, kommen wir auf 124,5 Millionen Euro, die Napoli mit Sorgfalt und Sachkenntnis investieren wird.“

Wenn Klub-Boss Aurelio De Laurentiis nach dem Transfer von Edinson Cavani zu Paris St. Germain die finanzielle Lage seines Vereins hochrechnet, lebt er die feuchten Träume seiner Präsidenten-Kollegen.

Die Süditaliener schwimmen im Geld. Zumindest soweit das möglich ist, wenn man nicht gerade einen Scheich oder Oligarchen zu seinen Investoren zählen darf.

Neustart unter dem Filmemacher

Als der 64-Jährige 2004 den Traditionsklub übernahm, wurde er noch als „Weihnachtsmann“ verspottet. Damals war De Laurentiis noch der etwas schräge Filmproduzent, der für noch schrägere Weihnachtskomödien verantwortlich zeichnete. Ein Neffe der Hollywood-Größe Dino De Laurentiis, der mit Nonsens zwar Geld machte, aber irgendwie nicht so recht ins Fußballgeschäft passen wollte.

Den Bedenken über die Tauglichkeit des Filmemachers überwog aber die Freude darüber, dass sich überhaupt jemand des Ex-Klubs von Diego Maradona annahm. Napoli hatte einen Schuldenberg von 70 Millionen Euro angehäuft, keine Lizenz mehr erhalten und Konkurs angemeldet.

Unter dem Namen Napoli Soccer wurde der Neustart in den Tiefen der Serie C1 gewagt. De Laurentiis hatte das Geld und machte fortan folgerichtig auch die Regeln. Seither steht er als uneingeschränkter Herrscher an der Spitze des Klubs, Widerspruch wird nicht geduldet, der gebürtige Römer ist die Autorität.

Süden gegen Norden, arm gegen reich

2006 war der Verein in der Serie B angekommen, einige Monate später gewann der Klub-Boss den Kampf um die Rechte des traditionellen Namens SSC Napoli, 2007 wurde die Rückkehr in die Serie A gefeiert.

Seither interpretiert der Millionär die Rolle des Neapolitaners perfekt. Der ewige Kampf zwischen Süden und Norden ist seine Spielwiese. Er repräsentiert den armen Süden, der vom arroganten Norden ausgebeutet wird. In Neapel lieben sie De Laurentiis dafür. Der Norden hasst ihn, aber das tangiert ihn maximal peripher.

Ein Mann für derbe Sprüche

Denn der Mann mit dem weißen Haar und dem Dreitagebart, den er am Kinn gerne etwas länger trägt, provoziert nur zu gerne. „Ich werde dich nicht schlagen, weil du ein alter Mann bist, aber ich werde dich feuern“, soll er Trainer Edy Reja nach einer Niederlage mal gesagt haben.

2012 durfte Aurelio De Laurentiis die Coppa Italia stemmen

In der höchsten Spielklasse ging der Aufstieg seines Vereins konstant weiter. In den vergangenen drei Saisonen landete er auf den Plätzen drei, fünf und zwei. Zudem wurde 2012 mit dem Coppa-Triumph der erste Titel seit 1990 nach Neapel geholt.

Kluge Transferpolitik

Zudem macht De Laurentiis, auch dank seines Sportdirektors Riccardo Bigon, der seit Oktober 2009 im Amt ist, auf dem Transfermarkt vieles richtig.

Die besten Beispiele sind Ezequiel Lavezzi, der im Sommer 2007 für sechs Millionen Euro von San Lorenzo geholt wurde und fünf Jahre später beim Verkauf an PSG 26 Millionen Euro in die Kassen spülte, und eben Edinson Cavani, der nach einem Jahr Leihe im Sommer 2012 für rund 15 Millionen Euro von Palermo verpflichtet wurde.

Noch beim Verein sind Hochkaräter wie beispielsweise Marek Hamsik (2007 für 5,5 Mio. von Brescia gekommen), Christian Maggio (2008, 8 Mio., Sampdoria) und Gökhan Inler (2011, 17,5 Mio., Udinese). Auch sie werden bei einem Weiterverkauf ordentlich Geld in die Kassen spülen.

Weil diese aber schon prall gefüllt sind, besteht keine große Not, diese Leistungsträger auch tatsächlich an den Mann zu bringen. Kleine Anmerkung nebenbei: Angesichts dieser Summen wird auch verständlich, warum der aus Napolis Sicht Transfer-Flop Erwin „Jimmy“ Hoffer, der 2009 für 5 Mio. von Rapid kam, keinen großen finanziellen Schaden anrichtete.

Es wird aufgerüstet

Vielmehr geht es nun darum, die Truppe weiter zu verstärken. De Laurentiis bestätigte Verhandlungen mit Gonzalo Higuain und Leandro Damiao, auch Raul Albiol soll unmittelbar vor einem Wechsel zu Napoli stehen.

Mit Jose Maria Callejon (Real Madrid, 9,5 Mio.), Dries Mertens (Eindhoven, 9,7 Mio.), Pablo Armero (Udinese, 4 Mio.) und Rafael (Santos, 5 Mio.) wurden auch schon einige namhafte Akteure verpflichtet.

Denn De Laurentiis hat ein großes Ziel: Er will erstmals nach 1990 wieder den Meistertitel nach Neapel holen. Und spätestens dann fällt in der süditalienischen Stadt Weihnachten auf zwei Wochen im Mai.


Harald Prantl

Über den Spielermanager Alejandro Mazzoni, der Vertreter von Ezequiel Lavezzi, meinte er: „Wenn er anfängt, dumm zu werden, schneide ich ihm die Eier ab.“ Und Lionel Messi bezeichnete er als „Kretin“.

Wie in Hollywood

Auch sonst steht De Laurentiis auf große Auf- und Abtritte. Als im Sommer 2011 die Klub-Bosse der Serie A gemeinsam die Auslosung für die neue Saison beobachteten, witterte er ob des schwierigen Saisonstarts seines Klubs eine Verschwörung, verließ fluchend den Saal, stoppte einen Jungen, der zufällig auf einem Moped am Gebäude vorbei fuhr, schwang sich auf das Vehikel und war weg.

Seine Neuverpflichtungen können ebenso Lieder über die Inszenierungen ihre Präsentation singen. Gökhan Inler schwitzte unter einer Löwen-Maske, andere wurden per Helikopter eingeflogen.

Konstanter Aufstieg

Doch der Napoli-Boss ist eben nicht nur ein exzentrischer Lautsprecher, der gerne mal das gesamte Konstrukt der Serie A auf den Kopf stellen möchte, sondern auch ein wirklich erfolgreicher Fußball-Präsident.