Insgesamt erinnert Gerrards neue Spielweise an jene von Andrea Pirlo. Diesen Vergleich zieht auch Rodgers: „Aus taktischer Sicht kann er diese Position auf einem ähnlichen Level wie Pirlo oder (Javier) Zanetti spielen. Die beiden sind in ihren späten Dreißigern und noch immer aktiv. Wenn Stevie auf sich schaut, dann kann auch er auf dieser Position noch lange spielen.“

Defensive Schwächen

Tatsächlich ist es nicht ungewöhnlich, dass offensive Mittelfeldspieler im Herbst ihrer Karriere auf die Sechser-Position wechseln. In England haben es Paul Scholes und Ryan Giggs vorgemacht.  

Die im Alter fehlende Schnelligkeit geht auf dieser Position nicht ab. Stattdessen zählen Spielintelligenz und Erfahrung. Natürlich muss aber auch die Arbeit gegen den Ball stimmen.

In diesem Bereich offenbart Gerrard noch Schwächen. Bei Konterangriffen des Gegners fehlt ihm oft das Gespür für das richtige Stellungsspiel. Diese Defizite weiß Gerrard aber immer besser auszumerzen. Mit jedem Spiel als Sechser gewinnt er an Sicherheit auf der neuen Position.

„Keiner würde den Titel mehr verdienen“

Am Sonntag steigt gegen Manchester City das erste von zwei entscheidenden Spielen um die Meisterschaft. Zwei Wochen später muss Liverpool gegen Chelsea ran.

Nach vier Jahren in der Versenkung sind die „Reds“ heiß auf den ganz großen Coup. Vor allem Gerrard, der mit seinem Klub durch alle Höhen und Tiefen gegangen ist.

„Keiner würde den Titel mehr verdienen, als er. Nach allem was er für diesen Verein getan hat. Er ist einfach unglaublich, ein großartiger Leader. Jeder Spieler unserer Mannschaft wird ihm dabei helfen, dieses Ziel zu erreichen“, sagt Stürmer Daniel Sturridge.

Gerrard selbst denkt jeden Tag an das große Ziel: „Immer wenn ich in meinen Trophäenraum gehe, überlege ich, wie ich für das einzige, was ich wirklich will, Platz schaffen könnte. Ich will meine Karriere nicht beenden, um dann in diesen Raum zu gehen und keine Meisterschafts-Medaille dort zu sehen.“

 

Jakob Faber